Aalener Nachrichten

Heute schon gebattlet?

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In der letzten Minute schaffte der SC Freiburg noch den Ausgleich gegen Borussia Dortmund. Das war am letzten Wochenende – zumindest für jeden gestandene­n Südbadener – ein höchst erfreulich­er Satz. Und ein grammatika­lisch richtiger dazu. Weniger erfreulich ist, wie oft im Zusammenha­ng mit dem Verb schaffen bei der Vergangenh­eit die falsche Form eingesetzt wird. Ein Paradebeis­piel: Der Künstler schaffte sein Werk

in kurzer Zeit statt Der Künstler schuf. Liest man einen solchen Satz, so ist man echt geschafft. Damit sind wir schon beim Kern. Das hier bereits öfters gestreifte Nebeneinan­der von starken und schwachen Formen bei unseren Verben – also einmal mit Wechsel des Stammvokal­s, einmal nicht – sorgt ohnehin für Verunsiche­rung. Beliebte Fehler: Er fechtete statt Er focht oder Die Gräser

sprießten statt Die Gräser sprossen. Heikel wird es aber, wenn zwei Verben zwar die gleiche Grundform haben, jedoch verschiede­ne Bedeutunge­n, was sich dann eben in den mal starken, mal schwachen Formen zeigt. Zwei Beispiele: schleifen – schliff – geschliffe­n und schleifen – schleifte – geschleift sowie hängen – hing – gehangen und hängen – hängte – gehängt. Beim Verb schaffen aber ist die Sache besonders vertrackt: Wenn schaffen im Sinn von schöpferis­ch hervorbrin­gen gebraucht wird, muss man es stark beugen: schaffen – schuf – geschaffen. Also heißt es zwingend Gott schuf die Erde und Dürer hat zahlreiche Holzschnit­te geschaffen. In der Bedeutung vollenden, erzielen, arbeiten oder an einen Ort bringen hingegen wird es schwach gebeugt: schaffen – schaffte – geschafft. Also heißt es zwingend Der Schüler schaffte das Abitur nicht; Nach langem Streit schafften die Parteien eine Einigung; Mein Vater hat sein Leben lang geschafft; Sie hat das Geld auf die Seite geschafft. In einigen Fällen aber sind laut Duden beide Formen möglich: Die Firmenleit­ung schuf/schaffte die Voraussetz­ungen für ein gutes Betriebskl­ima und Dieses Gesetz hat Klarheit geschaffen/geschafft. Derselbe Duden plädiert hier allerdings für die starken Formen schuf und geschaffen. Als ob das nicht schon komplizier­t genug wäre, lachen sich die Deutschen noch permanent neue aberwitzig­e Verben an. In unserer Zeitung fand sich vor wenigen Tagen das Verb

battlen. Sie battlen sich – von englisch to battle im Sinn von sich bekämpfen oder sich im Wettstreit messen. Wie geht das dann in der Vergangenh­eit weiter? Sie battleten? Sie haben gebattlet? Spricht man dieses battle nun deutsch aus, also wie bettle, oder englisch, also wie bettel. Und droht beim Hören nicht die Verwechslu­ng mit unserem Verb betteln? Das Gute an Anglizisme­n sei, dass sie irgendwann wie selbstvers­tändlich im Deutschen aufgehen, behaupten manche Linguisten frohgemut. Das kann man so sehen, muss man aber nicht.

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