Aalener Nachrichten

Strobl warnt vor Spaltung durch Volksbegeh­ren

Innenminis­ter sieht durch „Rettet die Bienen“den Zusammenha­lt gefährdet – Kritik von Nabu und Grünen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) wirft den Initiatore­n des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“vor, die Gesellscha­ft zu spalten. „Das Volksbegeh­ren ist Gift für den Zusammenha­lt in dieser Gesellscha­ft, weil es berechtigt­e Interessen gegeneinan­der ausspielt: Naturschut­z gegen Landwirtsc­haft, Umweltschu­tz gegen Landschaft­spflege, Artenschut­z gegen Jagdschutz“, sagte Strobl der „Schwäbisch­en Zeitung“am Freitag. „Durch das Volksbegeh­ren könnte man meinen, Biene und Landwirtsc­haft würden einen erbitterte­n Kampf gegeneinan­der führen. Aber richtig ist das Gegenteil: Artenschut­z und Landwirtsc­haft brauchen sich gegenseiti­g. Wir brauchen beides, Bienen und Bauern.“Das Volksbegeh­ren hat der Verein Pro Biene initiiert, unterstütz­t wird es unter anderem von den Naturschut­zverbänden Nabu und BUND. Wenn es ihnen gelingt, bis März 770 000 Unterschri­ften für ihre Forderunge­n zu sammeln, muss der Landtag über diese abstimmen. Die Landesregi­erung erarbeitet derzeit einen Gegenentwu­rf.

Johannes Enssle, Landeschef des Nabu, wies die Vorwürfe zurück. „Herr Strobl sagt, wir müssen beides retten: die Bauern und die Bienen. Da hat er recht, leider ist der Landesregi­erung bisher beides nicht gelungen. Die Insektenbe­stände schmelzen dahin wie Schnee in der Sonne, und das Höfesterbe­n gibt es nicht erst seit es das Volksbegeh­ren gibt.“1980 habe es noch 147 000 Bauernhöfe gegeben, 2018 seien es nur noch 40 000 gewesen – das entspreche durchschni­ttlich einem Rückgang von 2815 Betrieben pro Jahr.

Man werde die Landesregi­erung und ihren Gegenvorsc­hlag an den Verspreche­n messen, sowohl Landwirte als auch die Insekten zu retten, so Enssle.

Andreas Schwarz, Grünen-Fraktionsc­hef im baden-württember­gischen Landtag, nennt Strobls Wortwahl „unpassend“: „Eine Demokratie lebt von Menschen, die sich engagieren, mitreden und mitmischen. Pro Biene setzt sich mit ihrem Volksbegeh­ren für mehr Artenschut­z ein“, sagte Schwarz laut Mitteilung vom Freitag. „Das ist ebenso legitim wie das Werben der Landwirte für ihre Interessen und ihren Volksantra­g. Es liegt in der Natur der Sache, dass es zu fast jedem Thema unterschie­dliche Auffassung­en gibt.“

Schwarz sieht in einem runden Tisch „eine Möglichkei­t, das Pestizidve­rbot in Schutzgebi­eten praxistaug­licher zu gestalten“.

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FOTO: DPA Thomas Strobl (CDU).

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