Aalener Nachrichten

„Rommel war kein Widerständ­ler“

Wolfgang Proske bezeichnet Erwin Rommel in seinem Vortrag als „NS-Täter“

- Von Viktor Turad W. Proske

AALEN - Als Historiker würde er ihn einen Kriegsverb­recher nennen. Da er sich aber nicht sicher ist, ob diese Einstufung auch aus juristisch­er Sicht zu halten ist, nennt er Erwin Rommel schlicht einen NS-Täter und überlässt die weitere Beurteilun­g jedem selbst. Dies hat Wolfgang Proske bei einem gut besuchten Vortrag im Evangelisc­hen Gemeindeha­us deutlich gemacht. Sein Thema lautete: „Projektion­sfigur Erwin Rommel: Ist Hitlers Lieblingsg­eneral tradtionsw­ürdig?“An seiner Antwort ließ Proske keinen Zweifel und daher ist er sich sicher, dass die nach dem „Wüstenfuch­s“benannten Straßen, auch die in Aalen, über kurz oder lang umbenannt werden.

Rommel sei von der Nazipropag­anda zum idealen Soldaten hochgejube­lt worden, sagte Proske in seinem gut einstündig­en Vortrag. Da dies bis heute nachwirke, hätten viele Menschen ein anderes Bild von früheren Generalfel­dmarschall. Dabei sei Rommel bis zu seinem Tod Hitler treu ergeben gewesen und damit mitverantw­ortlich für 80 Millionen Tote. Er sei eine der schillernd­sten und interessan­testen Figuren gewesen und sechs oder sieben Mal befördert worden. Proske: „Rommels Karriere geht ausschließ­lich auf Hitler zurück!“

Als der ideale Soldat dargestell­t worden

Propaganda­minister Goebbels habe mit Rommel eine positive Figur schaffen wollen, mit der sich die Menschen identifizi­eren konnten. Er sei als der ideale, ausschließ­liche Soldat dargestell­t worden, vollkommen unabhängig von allem, vor allem von der Politik. So sei die Kritik an ihm abgeschalt­et, Rommel sei beschönigt worden. Proske: „Dabei war er seinem Führer treue ergeben. Er war so loyal wie wenige andere Generäle. Er hat nie an Hitler gezweifelt, zumindest nicht öffentlich. Er war einer der Treuesten der Treuen und Hitler wusste das.“

Dabei sei Rommel für die Vernichtun­g von Juden durch Arbeit in Nordafrika ebenso verantwort­lich wie für grauenvoll­e Massaker in Italien, wo er nach dem AfrikaFeld­zug Oberbefehl­shaber gewesen sei. Dessen Befehle dort erfüllen nach Proskes Überzeugun­g die Kriterien des Kriegsverb­rechens. Die Soldaten sollten keine „sentimenta­len Hemmungen“haben, sei von ihnen gefordert worden.

Dass Rommel über den Widerstand gegen Hitler Bescheid gewusst habe oder sogar daran beteiligt gewesen sei, sei eine Legende, die zutreffen könne oder auch nicht. Möglicherw­eise sei er auch als Staatschef nach Hitler vorgesehen gewesen. Die mögliche Mitwissers­chaft vom oder die potenziell­e Verwicklun­g in den Widerstand habe der NS-Führung gereicht, sagte Proske, Rommel zum Freitod zu zwingen. Dies ändere aber nichts daran, dass Rommel sich zum Instrument der Nazis habe machen lassen. Und das, was er getan habe, habe er aus Überzeugun­g so gemacht,

Wolfgang Proske

wie es seine Vorgesetzt­en gewollt hätten.

Es sei möglich, dass Rommel von Verschwöru­ngsplänen gewusst oder gedacht habe, Hitler müsse weg, fuhr Proske fort. „Aber denken ist nicht handeln oder tun. Er war kein Widerständ­ler!“Zu diesem Ergebnis sei auch der wissenscha­ftliche Dienst des Bundestags gekommen und habe festgestel­lt, „irgendein aktives widerständ­iges Verhalten“habe bei Rommel nicht festgestel­lt werden können.

Veranstalt­ung nicht absichtlic­h am Todestag

Im Namen der Veranstalt­er, allen voran des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“hatte Pfarrer Bernhard Richter die Besucher begrüßt. Dass die Veranstalt­ung an Rommels 75. Todestag stattfinde, sei reiner Zufall, beteuerte er. Dies habe ausschließ­lich terminlich­e Gründe.

„Erwin Rommmel hat nie an Hitler gezweifelt“

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