„Rommel war kein Widerständler“
Wolfgang Proske bezeichnet Erwin Rommel in seinem Vortrag als „NS-Täter“
AALEN - Als Historiker würde er ihn einen Kriegsverbrecher nennen. Da er sich aber nicht sicher ist, ob diese Einstufung auch aus juristischer Sicht zu halten ist, nennt er Erwin Rommel schlicht einen NS-Täter und überlässt die weitere Beurteilung jedem selbst. Dies hat Wolfgang Proske bei einem gut besuchten Vortrag im Evangelischen Gemeindehaus deutlich gemacht. Sein Thema lautete: „Projektionsfigur Erwin Rommel: Ist Hitlers Lieblingsgeneral tradtionswürdig?“An seiner Antwort ließ Proske keinen Zweifel und daher ist er sich sicher, dass die nach dem „Wüstenfuchs“benannten Straßen, auch die in Aalen, über kurz oder lang umbenannt werden.
Rommel sei von der Nazipropaganda zum idealen Soldaten hochgejubelt worden, sagte Proske in seinem gut einstündigen Vortrag. Da dies bis heute nachwirke, hätten viele Menschen ein anderes Bild von früheren Generalfeldmarschall. Dabei sei Rommel bis zu seinem Tod Hitler treu ergeben gewesen und damit mitverantwortlich für 80 Millionen Tote. Er sei eine der schillerndsten und interessantesten Figuren gewesen und sechs oder sieben Mal befördert worden. Proske: „Rommels Karriere geht ausschließlich auf Hitler zurück!“
Als der ideale Soldat dargestellt worden
Propagandaminister Goebbels habe mit Rommel eine positive Figur schaffen wollen, mit der sich die Menschen identifizieren konnten. Er sei als der ideale, ausschließliche Soldat dargestellt worden, vollkommen unabhängig von allem, vor allem von der Politik. So sei die Kritik an ihm abgeschaltet, Rommel sei beschönigt worden. Proske: „Dabei war er seinem Führer treue ergeben. Er war so loyal wie wenige andere Generäle. Er hat nie an Hitler gezweifelt, zumindest nicht öffentlich. Er war einer der Treuesten der Treuen und Hitler wusste das.“
Dabei sei Rommel für die Vernichtung von Juden durch Arbeit in Nordafrika ebenso verantwortlich wie für grauenvolle Massaker in Italien, wo er nach dem AfrikaFeldzug Oberbefehlshaber gewesen sei. Dessen Befehle dort erfüllen nach Proskes Überzeugung die Kriterien des Kriegsverbrechens. Die Soldaten sollten keine „sentimentalen Hemmungen“haben, sei von ihnen gefordert worden.
Dass Rommel über den Widerstand gegen Hitler Bescheid gewusst habe oder sogar daran beteiligt gewesen sei, sei eine Legende, die zutreffen könne oder auch nicht. Möglicherweise sei er auch als Staatschef nach Hitler vorgesehen gewesen. Die mögliche Mitwisserschaft vom oder die potenzielle Verwicklung in den Widerstand habe der NS-Führung gereicht, sagte Proske, Rommel zum Freitod zu zwingen. Dies ändere aber nichts daran, dass Rommel sich zum Instrument der Nazis habe machen lassen. Und das, was er getan habe, habe er aus Überzeugung so gemacht,
Wolfgang Proske
wie es seine Vorgesetzten gewollt hätten.
Es sei möglich, dass Rommel von Verschwörungsplänen gewusst oder gedacht habe, Hitler müsse weg, fuhr Proske fort. „Aber denken ist nicht handeln oder tun. Er war kein Widerständler!“Zu diesem Ergebnis sei auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestags gekommen und habe festgestellt, „irgendein aktives widerständiges Verhalten“habe bei Rommel nicht festgestellt werden können.
Veranstaltung nicht absichtlich am Todestag
Im Namen der Veranstalter, allen voran des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“hatte Pfarrer Bernhard Richter die Besucher begrüßt. Dass die Veranstaltung an Rommels 75. Todestag stattfinde, sei reiner Zufall, beteuerte er. Dies habe ausschließlich terminliche Gründe.
„Erwin Rommmel hat nie an Hitler gezweifelt“