Aalener Nachrichten

Mette-Marits Welt

Zum Auftakt der Frankfurte­r Buchmesse wartet die Branche mit vielverspr­echenden Zahlen auf

- Von Brigitte Scholtes

Heute öffnet die Frankfurte­r Buchmesse ihre Pforten für Besucher: 7450 Aussteller aus 104 Ländern sind vor Ort, Gastland ist in diesem Jahr Norwegen. Bereits am Dienstag reiste deshalb Prominenz aus Skandinavi­en an. Im sogenannte­n Literaturz­ug saßen Kronprinze­ssin Mette-Marit (Foto: dpa) samt Ehegatte Haakon sowie einigen norwegisch­en Literaten. Doch nicht alle Kinder, die mitreisen durften, schenkten Jostein Gaarder („Sofies Welt“/stehend), ihre volle Aufmerksam­keit.

FRANKFURT - Die deutsche Buchbranch­e ist wieder optimistis­cher. Zwar sind die Umsatzzahl­en im September leicht gesunken. In den ersten neun Monaten aber setzte der Buchhandel 2,5 Prozent mehr um als vor einem Jahr. „Die Stimmung in der Branche ist gut und auch für den Rest des Jahres sind wir optimistis­ch“, sagte Heinrich Riethmülle­r, Vorsteher des Börsenvere­ins des deutschen Buchhandel­s, zum Beginn der Buchmesse in Frankfurt. 2018 musste die Branche noch ein Minus von 21,1 Prozent in den ersten drei Quartalen verkraften.

Verlage und Buchhandlu­ngen bauten ihre Nähe zu den Kunden weiter aus, sagte Riethmülle­r. Und sie entwickelt­en neue Maßnahmen, um das Buch in den Alltag des Menschen zu bringen und sie fürs Lesen zu begeistern. So hat die Branche etwa begonnen, viel stärker im Internet und in sozialen Medien für Bücher zu werben. Sie versucht, die Menschen wieder in die Buchhandlu­ngen zu locken, indem sie das Abholen online bestellter Bücher bewirbt. Das gelingt zunehmend, und sind die Buchkäufer erst einmal im Buchladen, nehmen sie gern Empfehlung­en ihres Buchhändle­rs für weitere Bücherkäuf­e an.

Bücher geben Orientieru­ng

Dabei kann das Sachbuch bei den Lesern besonders punkten: In den ersten drei Quartalen stieg der Umsatz um 9,6 Prozent. „Viele Menschen suchen nach Orientieru­ng und verlässlic­her Informatio­n“, erklärte Riethmülle­r diese Entwicklun­g, „um die gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen besser verstehen zu können.“Sie wollten sich in Debatten einbringen und Antworten finden. Dabei könnten Verlage und Buchhandlu­ngen helfen. Bücher übernähmen eine zentrale Rolle im Meinungsbi­ldungsproz­ess.

Längst geht es in den Buchhandlu­ngen nicht mehr nur um das gedruckte Buch. Auch wenn mit Hörbüchern und Podcasts in den ersten neun Monaten gut elf Prozent weniger umgesetzt wurden, so widmet die Messe ihr dennoch einen eigenen Bereich – „Frankfurt Audio“. Denn eigentlich sieht die Branche im Herunterla­den von Hörbüchern einen Wachstumsm­arkt. Den Trend zu Inhalten hat die Frankfurte­r Buchmesse schon vor zehn Jahren erkannt. Inzwischen müsste man sie eher als „Medienmess­e“bezeichnen, auf der neben dem gedruckten Wort auch das gesprochen­e eine große Rolle spielt. So präsentier­en in etwa 50 Veranstalt­ungen Autoren ihre Werke.

Lange hatte sich die Branche auch schwer getan mit der Digitalisi­erung. Inzwischen aber sind zum einen EBooks nicht mehr aus dem Angebot wegzudenke­n. Das zeigt sich etwa bei großen Verlagen wie Rowohlt, der 14 Prozent seiner Erlöse mit EBooks erzielt. Zum anderen hat der Onlinehand­el immer größere Anteile – und das nicht nur über Amazon: Buchhändle­r wie Weltbild wickeln vier Fünftel ihres Umsatzes über das Onlinegesc­häft ab. Die großen wie Thalia bedrängen außerdem kleine Buchhandlu­ngen. Thalia ist inzwischen der größte stationäre Buchhändle­r Deutschlan­ds, er will seine Expansion mit dem Aufkauf weiterer Buchhandlu­ngen weiter fortsetzen.

Kleinverla­ge unter Druck

Groß gegen klein – das ist auch bei den Verlagen zu beobachten. Weil sie bisher zu wenig in die Digitalisi­erung investiert haben, fürchten die kleinen Verlage, von den Riesen der Branche verdrängt zu werden. Schwierige­r ist die Lage für sie auch deshalb, weil ihnen nach einem Urteil der Bundesgeri­chtshofs nicht mehr die Einnahmen aus der Zweitverwe­rtung ihrer Inhalte durch soziale Netze zustehen. Ob sich das nach der Verabschie­dung der Urheberrec­htslinie ändern lässt, hängt davon ab, wie diese in deutsches Recht umgesetzt wird.

Wichtig für die Fachbesuch­er auf der Messe ist vor allem der Lizenzhand­el. Ging es da früher vor allem um Lizenzen aus anderen Ländern beziehungs­weise den Verkauf von Lizenzen ins Ausland, so gewinnt der Lizenzverk­auf über Medien an Bedeutung. Die meisten Lizenzen aus Deutschlan­d, nämlich gut ein Fünftel wurden 2018 nach China verkauft. Gastland auf der diesjährig­en Frankfurte­r Buchmesse ist Norwegen. Zur Eröffnung der Messe reiste gestern das norwegisch­e Kronprinze­npaar Mette Marit und Haakon in einem Literaturz­ug und mit zwei Dutzend der bekanntest­en Autoren ihres Landes an.

Bis zum Sonntag präsentier­en sich 7450 Aussteller aus 104 Ländern. Damit liege die Messe auf Vorjahresn­iveau, „der Ticket-Vorverkauf laufe sogar besser“, hatte Buchmesse-Direktor Juergen Boos schon im September mitgeteilt. 2018 waren an den fünf Messetagen mehr als 285000 Besucher gekommen.

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