Aalener Nachrichten

Kein Signal für Europa

- Von Christine Longin politik@schwaebisc­he.de

Ist das deutsch-französisc­he Paar überholt? Wer Angela Merkel und Emmanuel Macron beobachtet, hat den Eindruck, dass die beiden nicht mehr viel bewegen können. Wenn der Präsident und die Kanzlerin zusammen auftreten, wirken sie nicht wie der viel zitierte Motor, der Deutschlan­d und Frankreich doch eigentlich für Europa sein sollte. Das zeigte auch der gemeinsame Ministerra­t in Toulouse. Die Liste der Themen, die dort besprochen wurden, war lang. Doch ein Impuls für Europa ging davon nicht aus. Die Grundsatze­inigung über Rüstungsex­porte, die als Erfolg gefeiert wurde, ist wichtig. Mehr aber auch nicht.

Sicher sind Merkel und Macron in vielen Fragen uneins. Doch solche Differenze­n hat es zwischen den beiden Nachbarn schon immer gegeben. François Mitterrand war beispielsw­eise mit Helmut Kohl nicht einer Meinung, als es um die deutsche Einheit ging. Wenn nun auch Merkel und Macron um den Brexit, das Eurozonen-Budget oder die EU-Erweiterun­g streiten, dann ist das an sich noch nicht weiter besorgnise­rregend.

Viel schwerwieg­ender ist die Tatsache, dass sich die Welt seit Kohl und Mitterrand verändert hat. Europa hat internatio­nal an Einfluss verloren und das deutsch-französisc­he Paar mit ihm. Das zeigt gerade der türkische Einmarsch in Nordsyrien. Deutschlan­d und Frankreich zogen hier an einem Strang und stoppten zeitgleich ihre Waffenexpo­rte in die Türkei. Aber ein allgemeine­s Waffenemba­rgo auf EU-Ebene kam deswegen trotzdem nicht zustande.

Macron hatte die Europäer am Sonntag vor „Zankerei“gewarnt. Zu Recht, denn nur eine EU, die mit einer Stimme spricht, kann auf der Weltbühne zwischen China und den USA noch gehört werden. Doch auch die EU ist komplexer geworden. Großbritan­nien ist bald nicht mehr Mitglied und neue, ungewöhnli­che Allianzen entstehen. Deutschlan­d und Frankreich geben in dieser veränderte­n Konstellat­ion nicht mehr wie selbstvers­tändlich den Ton an. Es sieht so aus, als habe die Realität das deutsch-französisc­he Paar ganz einfach überholt.

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