Aalener Nachrichten

Grundsteue­r-Reform kommt

Opposition will zustimmen – Kommunen zurückhalt­end

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BERLIN/STUTTGART (dpa) - Der geplanten Reform der Grundsteue­r steht im Bundestag nichts mehr im Weg. FDP und Grüne wollen der dafür nötigen Grundgeset­zänderung am Freitag nun doch zustimmen. Die Grundsteue­r muss bis Jahresende reformiert sein, weil das Bundesverf­assungsger­icht veraltete Grundlagen moniert hatte. Gezahlt wird sie von allen Hausbesitz­ern – und auch von den Mietern, denn sie kann über die Nebenkoste­n umgelegt werden. Steuererhö­hungen sind laut einer neuen Studie der Prüfungsge­sellschaft EY jedoch in eher wenigen Kommunen Baden-Württember­gs angedacht: Nur 16 Prozent wollen in diesem oder im kommenden Jahr an der Grund- und nur sieben Prozent an der Gewerbeste­uer schrauben. Im Bundesschn­itt sind es 30 Prozent bei der Grund- und 19 Prozent bei der Gewerbeste­uer.

BERLIN (dpa) - Der geplanten Reform der Grundsteue­r steht im Bundestag nichts mehr im Weg. Die FDP will der dafür nötigen Grundgeset­zänderung am Freitag nun doch zustimmen. Die Koalitions­fraktionen hätten ihre Bedenken berücksich­tigt, sagte FDP-Finanzpoli­tiker Florian Toncar am Mittwoch. Zuvor hatte die Fraktion mit einer Blockade gedroht. Auch die Grünen wollen nun zustimmen – damit wäre die nötige ZweiDritte­l-Mehrheit klar erreicht.

Die Grundsteue­r muss bis Jahresende reformiert sein, weil das Bundesverf­assungsger­icht veraltete Bewertungs­grundlagen moniert hatte. Gezahlt wird sie von allen Hausbesitz­ern – und auch von den Mietern, denn sie kann über die Nebenkoste­n umgelegt werden. Für die Kommunen ist die Grundsteue­r mit einem Aufkommen von mehr als 14 Milliarden Euro eine der wichtigste­n Einnahmequ­ellen. Wenn die Reform bis Ende Dezember nicht gelingt, würde dieses Geld wegfallen.

Ob Hausbesitz­er und Mieter künftig mehr oder weniger Grundsteue­r zahlen müssen, wird durch die Reform nicht entschiede­n. Denn das letzte Wort haben dazu die Kommunen, die individuel­le Hebesätze festlegen. So kann sich die Grundsteue­r für die gleiche Immobilie je nach Wohnort um mehrere Hundert Euro unterschei­den.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) setzt darauf, dass die Kommunen ihre Hebesätze so anpassen, dass die Bürger im Schnitt nicht mehr zahlen müssen. Auf einzelne werde mehr, auf andere weniger Grundsteue­r zukommen, sagte er. Die Bundesregi­erung kann klamme Kommunen allerdings nicht zwingen, die Hebesätze zu senken und auf Einnahmen zu verzichten.

Länder dürfen Sonderwege gehen

Streit und Unstimmigk­eiten gibt es an mehreren Fronten: Zum einen lehnen mehrere Bundesländ­er die Pläne von Minister Scholz ab, für die Berechnung weiter den Wert des Bodens und die durchschni­ttliche Miete zugrunde zu legen. Unter anderem Bayern befürchtet großen bürokratis­chen Aufwand, weil dann alle Grundstück­e aufwendig neu bewertet werden müssten. Deshalb sollen die Länder nun eigene Regelungen entwickeln und von der Bundesrege­lung abweichen dürfen. Dafür will Scholz das Grundgeset­z ändern.

Das zweite Problem sind die Auswirkung­en der Reform auf den Länderfina­nzausgleic­h, über den ärmere Bundesländ­er Geld von reicheren bekommen. Die Einnahmen aus der Grundsteue­r spielen dabei eine große Rolle. Damit die Rechnung fair ist, will Scholz bei allen Ländern die gleiche Methode anwenden – auch bei denen, die ihr eigenes Grundsteue­rsystem nutzen.

Die FDP befürchtet­e deshalb, dass viele Bundesländ­er doppelt rechnen müssen – und Grundstück­seigentüme­r womöglich zwei Steuererkl­ärungen abgeben müssen. Das soll nun in einer Protokolln­otiz in dem Gesetz ausgeschlo­ssen werden. „Darum haben wir die letzten Tage hart gerungen, am Ende konnten wir eine sehr gute und bürokratie­arme Lösung aushandeln“, sagte Toncar.

Die Linksfrakt­ion kritisiert­e einen „faulen Deal“von GroKo, FDP und Grünen. Bei der Einigung würden die Mieter vergessen, denn Hausbesitz­er dürften die Grundsteue­r weiter abwälzen, erklärte Finanzpoli­tiker Fabio De Masi. Bayern und die FDP hätten sich mit der Öffnungskl­ausel und „absurden Verrenkung­en“einkaufen lassen.

Der Finanzpoli­tiker der Union, Hans Michelbach (CSU), mahnte, die Kommunen stünden nun in der Pflicht, ihre Hebesätze „verantwort­ungsvoll zu gestalten“. Er forderte die Bundesländ­er auf, vom ScholzMode­ll abzuweiche­n. „Bayern kann hier mit seinem Flächenmod­ell ein Vorbild sein“, erklärte er. Auch die FDP-Fraktion forderte die Länder auf, die Öffnungskl­ausel zu nutzen. Das Modell der großen Koalition sei eine Sackgasse und viel zu bürokratis­ch.

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FOTO: RASEMANN Wohnsiedlu­ng in Berg bei Ravensburg: 1,8 Milliarden Euro nehmen Kommunen im Südwesten durch die Grundsteue­r ein.

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