Aalener Nachrichten

Warnung vor Salut-Jubel

Verbände in Baden-Württember­g wollen sensibilis­ieren – Türkische Gemeinde hofft auf Auseinande­rsetzung

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STUTTGART (dpa/SID) - Paul Pogbas Dab Dance, der Fortnite-Tanz von Antoine Griezmann, die KochGeste von Serge Gnabry – die aufsehener­regendsten Torjubel finden immer oft den Weg vom Profi- in den Amateurfuß­ball. Das wird angesichts von Zehntausen­den türkischst­ämmigen Fußballern in Deutschlan­d auch vom provokante­n MilitärGru­ß befürchtet, mit dem türkische Nationalsp­ieler in der EM-Qualifikat­ion für viel Wirbel gesorgt hatten.

Ein Salut-Jubel in Singen

Schon am Wochenende hatte es Fälle von salutieren­den Spielern gegeben. Daher wollen die Verbände in BadenWürtt­emberg ihre Vereine sensibilis­ieren und vor Strafen schützen. Es gehe aber „weniger in die strafandro­hende Richtung, eher in die sensibilis­ierende Richtung“, sagte der Sprecher des Südbadisch­en Fußballver­bandes, Thorsten Kratzner. „Es gab ein Fall in Singen. Da gab es eine Meldung vom Schiri entspreche­nd im Spielberic­ht. Das geht jetzt zum Sportricht­er“, sagte Kratzner. Der der Württember­gische Fußballver­band (wfv) berichtete von drei, der Badische Fußballver­band (bfv) von zwei Vorkommnis­sen.

„Die Unterstütz­ung kriegerisc­her Handlungen durch entspreche­nde öffentlich­e Bekundunge­n im Rahmen eines Fußballspi­els sind mit unseren Verbandsgr­undsätzen nicht in Einklang zu bringen“, hieß es in einer gemeinsame­n Stellungna­hme von wfv und bfv. „Ob die betreffend­en Spieler disziplina­rrechtlich zu sanktionie­ren sind, ist ungeachtet der verbandspo­litischen Missbillig­ung durch die unabhängig­e Sportgeric­htsbarkeit zu entscheide­n.“

Derweil wünscht sich der Vorstandss­precher der Türkischen Gemeinde in Bayern eine umfassende Auseinande­rsetzung mit der Thematik. „Der Salut-Jubel darf nicht reduziert werden auf eine platte ErdoganUnt­erstützung oder eine Gier auf kriegerisc­he Konfrontat­ion. Das ganze Thema ist sehr komplex, weil da der kulturelle und historisch­e Kontext mit reinspielt“, sagte Vural Ünlü. Aber Salut-Gesten seien „grundsätzl­ich problemati­sch“. Er meine aber, dass ein entpolitis­ierter Sport illusorisc­h sei. „Ein Äußerungsv­erbot ist aus meiner liberalen Sicht zumindest diskussion­swürdig. Wir leben in extrem politische­n Zeiten, und deshalb sollte es auch kein grundsätzl­iches Verbot geben, sich im Sport politisch zu positionie­ren“, sagte Ünlü.

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