Städtetag kritisiert Realschulen und fordert besseren Umgang mit Hauptschülern
STUTTGART (kab) - Wie geht es weiter mit kleinen Haupt- und Werkrealschulen? Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will neue Regeln aufstellen. Nicht mehr die Schülerzahlen in der 5. Klasse sollen entscheiden, ob eine Schule schließen muss, sondern die duchschnittliche Schülerzahl in allen Klassen. Ihr Argument: Viele Schüler wechselten erst später auf diese Schulart.
Der grüne Koalitionspartner ist strikt dagegen. Norbert Brugger, Bildungsdezernent des Städtetags, spricht von einem pädagogischen Kulturkampf, bei dem das Wohl der Kinder leider nicht im Mittelpunkt stehe. „Anstatt sich um die Ursache zu kümmern, wird an den Symptomen kuriert“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“.
Das Problem sei, dass an Realschulen schwächere Kinder systematisch frustriert werden. Nach einer Änderung im Schulgesetz ist es seit 2017 möglich, an Realschulen den Hauptschulabschluss zu machen. Allerdings werden alle Kinder bis zur 7. Klasse ausschließlich auf Realschulniveau unterrichtet. Sitzenbleiben ist bis Klasse 7 ausgeschlossen. „Worin liegt der Sinn, schwächere Kinder zwei Jahre systematisch zu überfordern und dann mit gebrochenem Selbstvertrauen an andere Schulen abzugeben“, fragt Brugger.
Er schlägt indes vor, an Realschulen gesonderte Hauptschulzüge zu schaffen. Dadurch erhielten die Schüler ab Klasse 5 die Möglichkeit, auf Hauptschulniveau zu lernen. Werden ihre Leistungen besser, könnten sie auf derselben Schule in den Realschulzweig wechseln.
Bei über 80 Schulverbünden aus Real- und Hauptschulen habe sich dieses Nebeneinander unter demselben Dach über Jahrzehnte hinweg bewährt.