Gerettet
Mit dem Okay des Pensionssicherungsvereins steht das millionenschwere Sanierungskonzept für die Kemptener Lebensmittelkette Feneberg
KEMPTEN - Eine Unterschrift hat gefehlt, nun ist sie da. Auch der Pensionssicherungsverein hat dem Sanierungskonzept für den Lebensmittelhändler Feneberg zugestimmt, wie Hannes Feneberg, der Chef des Allgäuer Traditionsunternehmens mit Sitz in Kempten, am Freitag bestätigt hat. „Es ist geschafft, wir sind durch, ich bin sehr erleichtert“, sagte Feneberg der „Schwäbischen Zeitung“.
Der Pensionssicherungsverein war die letzte von fünf Instanzen, die dem Rettungskonzept für das angeschlagene Handelsunternehmen zustimmen mussten. Neben der Eigentümerfamilie, die einen Teil der Kosten für die Restrukturierung trägt, waren das die Sparkasse Kempten als Hausbank von Feneberg, wichtige Lieferanten und auch die rund 3200 Mitarbeiter, die für eine bestimmte Zeit auf einen Teil des Gehalts verzichten. Insgesamt beläuft sich das Sanierungsprogramm auf 70 bis 80 Millionen Euro in den nächsten fünf bis sechs Jahren.
In den vergangenen Monaten hatten Hannes Feneberg und sein Bruder Christoph zusammen mit den Wirtschaftsprüfern von BDO das Konzept erarbeitet und den Mitarbeitern in 18 Versammlungen vorgestellt. „Mehr als 95 Prozent unserer Mitarbeiter haben ihr Okay gegeben“, sagte Hannes Feneberg. „Wir haben gewusst, dass sie hinter der Firma stehen, dass wir jedoch auf so eine breite Unterstützung zählen können, habe ich nicht erwartet.“
Der Grund für die Schieflage von Feneberg liegt vor allem in den hohen Pensionslasten, die notwendige Investitionen unmöglich machen. Wegen der niedrigen Zinsen muss das Unternehmen jedes Jahr die Rückstellungen erhöhen, in diesem Jahr belasten sie die Bilanz mit rund 70 Millionen Euro. Insgesamt erwirtschaftete Feneberg 2016/17 einen Umsatz von 374 Millionen Euro und schrieb einen Verlust von 6,9 Millionen Euro.
Die Zeit der Sorgen soll mit der Umsetzung des nun erarbeiteten Konzepts aber zu Ende gehen. Kern ist eine Ausweitung des Sortiments – bislang hatte Feneberg vor allem mittelpreisige Markenprodukte und die hochpreisigen Eigenmarken in den Regalen gehabt. Nun will Feneberg auch niedrigpreisige Produkte und zwar über alle Sortimentsbereiche einschließlich Fleisch- und Wurstwaren anbieten. „Die Umstellung läuft“, erklärte Feneberg. „Die Standardsachen bei Molkereiprodukten und bei Obst und Gemüse bekommen wir von Edeka.“
In den ersten Filialen von Feneberg seien die neuen Waren schon zu haben. Innerhalb von vier Jahren sollen alle rund 80 Märkte die neuen Produkte verkaufen. Verkaufspersonal wird nach Angaben Fenebergs nicht reduziert, nur in der Logistik seien Stellen gestrichen worden – und zwar im mittleren zweistelligen Bereich.
Die Unterschrift, die noch fehlte, ermöglicht nun das, was Hannes Feneberg so beschreibt: „Wir bauen an allen Ecken und Enden an der Zukunft.“