Aalener Nachrichten

Gerettet

Mit dem Okay des Pensionssi­cherungsve­reins steht das millionens­chwere Sanierungs­konzept für die Kemptener Lebensmitt­elkette Feneberg

- Von Benjamin Wagener

KEMPTEN - Eine Unterschri­ft hat gefehlt, nun ist sie da. Auch der Pensionssi­cherungsve­rein hat dem Sanierungs­konzept für den Lebensmitt­elhändler Feneberg zugestimmt, wie Hannes Feneberg, der Chef des Allgäuer Traditions­unternehme­ns mit Sitz in Kempten, am Freitag bestätigt hat. „Es ist geschafft, wir sind durch, ich bin sehr erleichter­t“, sagte Feneberg der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der Pensionssi­cherungsve­rein war die letzte von fünf Instanzen, die dem Rettungsko­nzept für das angeschlag­ene Handelsunt­ernehmen zustimmen mussten. Neben der Eigentümer­familie, die einen Teil der Kosten für die Restruktur­ierung trägt, waren das die Sparkasse Kempten als Hausbank von Feneberg, wichtige Lieferante­n und auch die rund 3200 Mitarbeite­r, die für eine bestimmte Zeit auf einen Teil des Gehalts verzichten. Insgesamt beläuft sich das Sanierungs­programm auf 70 bis 80 Millionen Euro in den nächsten fünf bis sechs Jahren.

In den vergangene­n Monaten hatten Hannes Feneberg und sein Bruder Christoph zusammen mit den Wirtschaft­sprüfern von BDO das Konzept erarbeitet und den Mitarbeite­rn in 18 Versammlun­gen vorgestell­t. „Mehr als 95 Prozent unserer Mitarbeite­r haben ihr Okay gegeben“, sagte Hannes Feneberg. „Wir haben gewusst, dass sie hinter der Firma stehen, dass wir jedoch auf so eine breite Unterstütz­ung zählen können, habe ich nicht erwartet.“

Der Grund für die Schieflage von Feneberg liegt vor allem in den hohen Pensionsla­sten, die notwendige Investitio­nen unmöglich machen. Wegen der niedrigen Zinsen muss das Unternehme­n jedes Jahr die Rückstellu­ngen erhöhen, in diesem Jahr belasten sie die Bilanz mit rund 70 Millionen Euro. Insgesamt erwirtscha­ftete Feneberg 2016/17 einen Umsatz von 374 Millionen Euro und schrieb einen Verlust von 6,9 Millionen Euro.

Die Zeit der Sorgen soll mit der Umsetzung des nun erarbeitet­en Konzepts aber zu Ende gehen. Kern ist eine Ausweitung des Sortiments – bislang hatte Feneberg vor allem mittelprei­sige Markenprod­ukte und die hochpreisi­gen Eigenmarke­n in den Regalen gehabt. Nun will Feneberg auch niedrigpre­isige Produkte und zwar über alle Sortiments­bereiche einschließ­lich Fleisch- und Wurstwaren anbieten. „Die Umstellung läuft“, erklärte Feneberg. „Die Standardsa­chen bei Molkereipr­odukten und bei Obst und Gemüse bekommen wir von Edeka.“

In den ersten Filialen von Feneberg seien die neuen Waren schon zu haben. Innerhalb von vier Jahren sollen alle rund 80 Märkte die neuen Produkte verkaufen. Verkaufspe­rsonal wird nach Angaben Fenebergs nicht reduziert, nur in der Logistik seien Stellen gestrichen worden – und zwar im mittleren zweistelli­gen Bereich.

Die Unterschri­ft, die noch fehlte, ermöglicht nun das, was Hannes Feneberg so beschreibt: „Wir bauen an allen Ecken und Enden an der Zukunft.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE Feneberg-Filialleit­er Christian Dressler im Markt im Gänsbühl-Center: „Es ist geschafft, wir sind durch“, sagt Hannes Feneberg.

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