Bruderduell in Berlin
Nico Schlotterbeck will mit dem SC Freiburg heute den Erfolgskurs fortsetzen und seinen Bruder Keven schlagen
BERLIN (dpa/zak) - Die bislang letzten Bruderduelle zwischen Keven und Nico Schlotterbeck fanden noch im heimischen Garten statt. Viel gegrätscht wurde damals in der Jugend, und Mutter Susanne musste schlichten, erzählte Nico im Vorfeld des ersten Aufeinandertreffens im Profifußball. Mit dem SC Freiburg tritt der 19Jährige am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Bundesliga bei Union Berlin auch gegen seinen drei Jahre älteren Bruder Keven an. „Ich bin mal gespannt, für wen die ganze Familie ist“, sagte Nico dem „Kicker“.
Bis zum Sommer waren beide Abwehrspieler – Onkel Niels spielte übrigens einst beim VfB Stuttgart und den Kickers, wo auch die Brüder fußballerisch sozialisiert wurden – noch in Freiburg aktiv. Dann wurde Keven für die laufende Spielzeit an den Aufsteiger in die Hauptstadt ausgeliehen. „Wir sind uns ein bisschen aus dem Weg gegangen“, sagte Keven, der einen Konkurrenzkampf im Kader der Breisgauer von Trainer Christian Streich vermeiden wollte: „Ich möchte meinem Bruder die Chance geben, so viele Spiele wie möglich zu machen. Wir haben gesagt, wir wollen kein Bruderduell.“Das führte nun aber dazu, dass sie sich in verschiedenen Teams gegenüberstehen.
Das Verhältnis der Brüder sei „sehr gut“, sagte Keven. Früher war das durchaus anders. „In den vergangenen Jahren hat er sich stetig gesteigert und ist immer netter zu mir geworden. Früher war er eine kleine Bazille, kann man sagen“, sagte der 22Jährige über U21-Nationalspieler Nico: „Aber er ist erwachsen geworden.“
Den Fußball hätte die Familie „im Blut“, sagte Keven, der es nur über Umwege und einer Station vor zweieinhalb Jahren in der sechsten Liga noch in die Bundesliga schaffte. Nicos Weg verlief geradliniger, seine Ausbildung ist die eines klassischen Jungprofis. Die ersten drei Saisonspiele spielte der Innenverteidiger bei Freiburg durch, kam danach aber in den vergangenen vier Begegnungen nicht zum Einsatz. Im Spiel gegen Köln (1:2) leistete er sich einen groben Fehler. Keven gilt bei Union in der DreierAbwehrkette als gesetzt, wegen einer Rotsperre verpasste er allerdings auch schon zwei Matches.
„Es ist gut, dass er spielen kann, und er macht es bisher gut“, sagte Streich über den älteren der Brüder. Auch mit Nico sei er „zufrieden, aber er muss auch noch lernen“, betonte der 54-Jährige: „Wenn wir so weiterarbeiten und er so klar im Kopf bleibt, dann wird es eine schöne Entwicklung.“Ob Nico im erneut ausverkauften Stadion An der Alten Försterei zum Einsatz kommt, ist noch offen.
Union hat den Druck
Freiburg kann seinen Höhenflug nach dem besten Saisonstart in der Clubgeschichte in Berlin fortsetzen. Die Gäste sind gegen den Tabellen-16. Union der klare Favorit. Die Berliner von Trainer Urs Fischer stehen nach vier Niederlagen in Folge unter Druck und brauchen in ihrem Bundesliga-Premierenjahr dringend Punkte.
Damit es schon am Samstag damit klappt, hat sich der Schweizer Fischer auch ein paar Tipps von Keven Schlotterbeck geholt. „Natürlich unterhält man sich. Mit Keven haben wir einen, der schon unter Christian Streich gearbeitet hat“, sagte Fischer: „Das könnte schlussendlich wichtig für uns sein.“ 3. Liga: Duisburg – Kaiserslautern 3:1 (2:0). – Regionaliga Bayern: Memmingen – Buchbach 1:1 (0:0). – Bundesliga Frauen: Leverkusen – Hoffenheim 1:3 (0:2). Keine Strafe für Salut-Jubel: Der umstrittene Salut-Jubel türkischer Spieler soll im deutschen Fußball laut DFB auf dem Feld folgenlos bleiben. Demnach sind Gelbe und Rote Karten für einen solchen Jubel nicht vorgesehen, solange es sich nicht um eine erhebliche Zeitverzögerung oder eine extreme Provokation handle. Allerdings sollen die Referees Vorfälle im Spielbericht vermerken, sodass das DFB-Sportgericht im Nachgang eingreifen kann. Ein Kreisligaspiel zwischen einem kurdisch und einem türkisch geprägten Fußballverein in Neuss ist derweil nach Streitigkeiten auf dem Feld abgebrochen worden. Mindestens ein Türke soll bei der Partie am Donnerstag salutiert haben, als das dritte Tor für sein Team fiel. Die Gegner aus Grevenbroich verließen den Platz, danach liefen Leute aufs Feld und randalierten.