Tumulte, Rot, Elfmeter und drei Punkte
Fußball-Regionalligist Aalen beendet seine Durststrecke und schlägt Alzenau.
AALEN - Nach 94 Minuten ist es amtlich gewesen. Der Fußball-Regionalligist Aalen gewinnt sein Heimspiel an diesem Samstag gegen Alzenau knapp mit 1:0. Weil Kevin Hoffmann traf und die Latte für Daniel Bernhardt rettete.
Am Ende war er einfach nur erleichtert. „Entscheidend war der Sieg. Da brauchen wir nicht über Taktik oder anderes reden“, sagte VfR-Cheftrainer Roland Seitz. Sein Gegenüber wollte aber über anderes reden und zwar über gute Sitten und die Menschenwürde, die Toni Vastic seiner Meinung nach in der 88. Minute mit den Füßen getreten hatte. Was war Angelo Barletta so sauer aufgestoßen? „Einem gegnerischen Spieler ins Gesicht zu spucken, so eine Respektlosigkeit, das habe ich so noch nie erlebt. Da kann ich froh sein, dass nur ein Spieler von uns einen Platzverweis bekommen hat“, redete sich Barletta auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Rage und erntete Buhrufe von den im Sparkassenforum versammelten VfR-Fans. Fakt ist, der gescholtene Österreicher war der Ausgangspunkt für eine schon lange nicht mehr gesehene Rudelbildung an dessen Ende nicht Vastic sondern Patrick Kalata die Rote Karte sah. Für einen Schlag ins Genick von Vastic, nachdem dieser auf „den Boden gespuckt hatte und nicht in eine bestimmte Richtung“(Vastic).
Alle auf dem Rasen
Plötzlich standen alle auf dem Platz. Ersatzspieler, Betreuer und Trainer und so mancher der Akteure konnte froh sein, dass nicht nur die Spieler selbst, sondern auch das Schiedsrichtergespann die Übersicht verlor.
So blieb es unter anderem bei einer Verwarnung für Vastic und einer Roten Karte für Alzenau. Auch vor dieser Szene war viel los in Aalen. Beide Mannschaften hatten ihre Gelegenheiten und spielten ein Spiel auf „mehr als Regionalliganiveau“(Barletta). Wenngleich Alzenau oftmals sehr vehement und an der Grenze des erlaubten kratzte. Einer verließ diese in Hälfte eins mehrmals und musste von seinem Trainer in der zweiten Hälfte durch eine Auswechslung geschützt werden. Robert Schick (sah dennoch die fünfte gelbe Karte und hätte sich über Rot wohl nicht beschweren dürfen).
„Er hat Dijon Ramaj mindestens zweimal geschlagen und einmal getreten“, sagte Gino Windmüller. Irgendwann hätten die Alzenauer eben auch mal eine Rote Karte verdient gehabt. Das sah Barletta wohl ähnlich und nahm zumindest den stark gefährdeten vom Feld. Fußball gespielt wurde auch und zwar vor allem auch auf Seiten des Gegners. Vor allem der wirbelnde Atsushi Kikutani und Kalata bereiteten den Aalenern Schwierigkeiten. Doch letztlich konnte Bernhardt deren Gelegenheiten (10., 18., 37.) entschärfen. Auch der VfR kam zum Abschluss: Gino Windmüller nach Ecke von Niko Dobros (24.) oder Stefan Wannenwetsch per Freistoß (29.).
Elfmeter für Alzenau
Die größte Chance in Durchgang eins hatte Alzenau und zwar durch einen Elfmeter (33.).
Doch der von Daniel Bernhardt an Serkan Firat verursachte Strafstoß („War kein Elfer. Ich habe ihn nicht getroffen“) fand den Weg ins Tor nicht. Marcel Wilke nahm sich dem Ball an und zielte an die Unterkante der Latte – Pech.
Hoffmann beendet die torlosen Minuten
Glück hatte dagegen Aalen in Durchgang zwei. Denn ein Tor fiel dann doch noch und zwar das goldene Tor für den VfR. Erzielt durch Kevin Hoffmann. In der 64. Minute kam der Ball über Andreas Knipfer und Ramaj zu Hoffmann. Der holte den unpräzisen Ball herunter, traf ihn wohl nicht richtig und schoss diesen unhaltbar für Daniel Endres in die Maschen. „Völlig egal wie. Hauptsache der Ball ist drin“, analysierte Seitz. Es war die Erlösung nach fast 400 torlosen Minuten nach vier Spielen ohne Sieg und letztlich war es dieser Treffer, der am Ende dem VfR Aalen den langersehnten Heimsieg brachte. Denn außer den Tumulten in der 88. Minute passierte nicht mehr viel, zumindest an Dingen, die letztlich in die entscheidende Statistik eingingen.
„Wenn wir es cleverer anstellen, dann können wir das Spiel schneller für uns entscheiden“, sagte Vastic und bemängelte die fehlende Ruhe. Letztlich war es egal, dass Vastic den Ball überhastet übers Tor drosch (62.), den besser postierten Hoffmann übersah (67.), Ramaj zu ungenau zielte (49.), zu ungenau auf Andreas Knipfer durchsteckte (54.) und Vastic zu spät anspielte (70.). Die letzte Gelegenheit verballerte Dobros dann noch nach Zuspiel von Burak Gencal (90.+1). Es reichte dennoch. „Der Sieg war wichtig“, sagte Abwehrboss Marcel Appiah. Nun wartet Gießen und im nächsten Heimspiel Ulm. Zumindest die Spatzen dürften ein anderes Kaliber sein, als ein starkes und bis in die Zähne motiviertes Alzenau.
„Da kann ich froh sein, dass nur ein Spieler von uns einen Platzverweis bekommen hat.“FCB-Trainer Angelo Barletta
Alzenau: Endres - Schick (46. Alessandro), Mehnatgir, Firat, Jourdan (67. Ljubicic), Kikutani (80. Cetin), Kalata, Sentürk, Rau, Wilke, Sawaneh.
Tor: 1:0 Hoffmann (64.). Besondere Vorkommnisse: Wilke (Alzenau) verschießt Foulelfmeter (33.). Rote Karte nach Tätlichkeit für Kalata (Alzenau, 88.). Schiedsrichter: Schneider (Grafschaft). Zuschauer: 1830.