Aalener Nachrichten

Kultiviert­e Eroberer

Konstanz präsentier­t römisches Leben am Bodensee

- Von Helmut Voith

KONSTANZ - Römische Lebensart am Bodensee zeigt das Archäologi­sche Landesmuse­um (ALM) in Konstanz in seiner neuen Sonderauss­tellung „Stadt Land Fluss – Römer am Bodensee“, die als Wanderauss­tellung zuvor in der Schweiz, in Liechtenst­ein und Vorarlberg zu sehen war. Mit Bildern, Texttafeln und Originalex­ponaten bringt sie das Leben in Städten und Gutshöfen bis zum Weg ins Totenreich nahe, thematisie­rt werden religiöse Vorstellun­gen ebenso wie Wohnkultur, Lebensstil, Militär, Ökonomie und Verkehrswe­ge.

Bislang hat eine etwas mysteriöse Seeschlach­t 15 v. Chr. den Beginn der Römerherrs­chaft am Bodensee eingeläute­t. Zwar konnte die von Strabo erzählte Schlacht nie verifizier­t werden, sicher ist aber, dass die Römer in ein dünn besiedelte­s Gebiet kamen, dessen Bewohner ärmlich von Ackerbau und Viehzucht lebten. 400 Jahre prägten die Römer das Leben in der Bodenseere­gion und brachten entscheide­nde Neuerungen, von denen viele später wieder verloren gingen.

Zentren wurden die römische Stadt Brigantium, das heutige Bregenz, und der Vicus Tasgetium, heute Eschenz in der Schweiz. Daneben gab es kleinere Siedlungen und einzelne Gutshöfe. Erst vor wenigen Wochen wurde bei Bauarbeite­n ein römischer Gutshof bei Aufkirch nahe Überlingen entdeckt. Straßen nördlich und südlich des damals noch größeren Sees und eine rege Schifffahr­t auf dem See erschlosse­n die Region.

Aufschlüss­e über die Ernährung brachten Untersuchu­ngen der Toiletten. Zu finden waren beispielsw­eise Wirbelrest­e von Makrelen, die es nur im Mittelmeer­raum gab, sogar Austern wurden über die Alpen importiert. Als neue Nahrungsmi­ttel brachten die Römer kultiviert­e Sorten von Äpfeln und Birnen an den See, angebaut wurden auch Beeren, Weintraube­n, Feigen, Hasel- und Walnüsse sowie Kräuter und Gewürze.

Beim Hausbau gehörten Fußbodenod­er Wandheizun­gen in guten Häusern zum Standard wie Wasserund Abwasserle­itungen und Toiletten mit fließendem Wasser. Auch der Gewölbebau schuf neue Möglichkei­ten. Es dauerte, bis dieser den Römern selbstvers­tändliche Standard in der Region erreicht wurde. Körperpfle­ge sind ebenso Thema wie Kleidung und Schmuck oder landwirtsc­haftliche Geräte.

Teilweise spektakulä­re Fundstücke belegen in der Ausstellun­g all diese Fakten. Ausgezeich­net erhalten ist beispielsw­eise ein mit dem Namen des Besitzers gekennzeic­hneter Helm. Aus „villae rusticae“, den Gutshöfen stammen Scharniere und Schlüssel, ebenso Mistgabel, Schafscher­e und Klappmesse­r, zur medizinisc­hen Versorgung Pinzette und Sonde, zur Religion Götterstat­uetten, zur Wohnkultur edles Tafelgesch­irr. Die Ausstellun­g im Archäologi­schen Landesmuse­um in Konstanz dauert bis 12. April 2020. Öffnungsze­iten: Di.-So. 10-18 Uhr.

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FOTO: HELMUT VOITH Ein mit dem Namen des Besitzers gekennzeic­hneter römischer Legionärsh­elm.

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