Freiburgs gebrauchter Tag
SC beklagt den Ausfall von Schwolow und das Verhalten einiger Fans – zudem brennt ein Zug
BERLIN (dpa) - Vor dem Auswärtsspiel des SC Freiburg bei Union Berlin scherzte mancher Fan über die mögliche Tabellenführung, hinterher hatten die Breisgauer weniger zu lachen. Christian Streich zumindest war bedient. Die erste Auswärtsniederlage des SC ärgerte den Trainer sehr, Torwart Alexander Schwolow musste verletzt früh vom Feld und dazu kam das Unverständnis über das Verhalten einiger Fans beim 0:2 (0:1) gegen Union Berlin. Unmittelbar vor dem Anpfiff war im Gästeblock Pyrotechnik gezündet worden, die das Spielfeld in den ersten Spielminuten in dichten Rauch hüllte. In dieser Phase fiel auch Unions Führungstor durch Marius Bülter (1.)
„Ich weiß nicht, ob sie besonders cool sein wollten, weil sie in der Hauptstadt sind“, sagte Streich verärgert: „Ich weiß nicht, ob sie schon erwartet haben, dass Union ein Tor schießt, damit man es nicht sieht. Du kommst raus auf den Platz und in der Kurve brennen die Bengalos. Das ist eine Katastrophe, das können wir gar nicht gebrauchen. Ich kenne das gar nicht von uns, ich weiß nicht, was das soll.“Die unschönen Szenen passten zum Spiel der Freiburger. „Aber das ist keine Entschuldigung dafür, dass wir verloren haben. Verloren haben wir wegen uns.“Streich relativierte zudem: „Man darf in Union verlieren, hier haben schon andere verloren. Wir sind natürlich nicht zufrieden mit unserer Leistung. Es war ein gebrauchter Tag.“
Für viele Freiburger Fans endete der enttäuschende Ausflug zusätzlich mit einem Schock. Bei einem Brand in einem Sonderzug am Berliner Bahnhof Bellevue mit 750 Freiburger Fans verletzten sich drei SCAnhänger. Grund für den Brand soll ein technischer Defekt gewesen sein, sagte die Polizei. Die Freiburger Fans mussten die Rückreise privat organisieren, einige blieben in Hotels, andere nahmen Reisebusse. Der SC Freiburg lobte ausdrücklich die Hilfe von Gegner Union Berlin. Die Eisernen boten die VIP-Räume in ihrem Stadion als Schlafstätte an – Gebrauch wurde davon aber nicht gemacht.
Dabei waren die Anhänger vorab nach dem besten Freiburger Saisonstart der Bundesliga-Geschichte guter Stimmung. Hinterher weniger. „Wir haben hochverdient verloren, das ist außerhalb jeder Frage“, analysierte Streich. Vor allem in der Offensive lief nicht viel zusammen. Mit der harten Spielweise der Gastgeber nach dem frühen Rückstand kam der Sport-Club zudem überhaupt nicht zurecht. Bülter hatte noch in der ersten Minute aus 25 Metern abgezogen, auch der Treffer des Dänen Marcus Ingvartsen (84.) aus der Distanz war sehenswert. „Das war natürlich ein Scheißstart für uns, direkt in der ersten Minute haut der das Ding in den Winkel“, sagte Christian Günter und nannte als Gründe für die Niederlage: „Es haben ein bisschen die Ideen gefehlt, der ein oder andere Fehlpass im vorderen Drittel.“BundesligaDebütant Niclas Thiede sah beim zweiten Gegentreffer zudem nicht ganz so gut aus. Der 20 Jahre alte Schlussmann war früh für den an den Adduktoren verletzten Stammtorwart Alexander Schwolow auf den Platz gekommen. Wie lange Schwolow ausfällt und ob er im Heimspiel gegen RB Leipzig am Samstag wieder zur Verfügung steht, soll eine MRTUntersuchung am Montag klären.
Die Unioner dagegen haben mitnun sieben Punkten ordentlich Selbstvertrauen getankt und haben forsche Träume von weiteren Großtaten. „Nächste Woche gilt es, die Bayern zu schlagen. Sollen sie kommen!“, sagte der vom SC Freiburg ausgeliehene Abwehrspieler Keven Schlotterbeck voller Euphorie zur kommenden Aufgabe beim Rekordmeister: „Man hat gesehen, was man mit so einer Willensleistung anstellen kann. Wenn man sieht, wie wir hier in Berlin fighten ...“Und so wolle man mit „Schaum vorm Mund nach München fahren“.
Der Sieg gegen Freiburg, das wurde nicht nur in Schlotterbecks Aussagen deutlich, war für Union mehr wert als nur die dringend benötigten drei Punkte. „Die Mannschaft hat sich endlich belohnt. Ich glaube, dass es für den weiteren Verlauf unserer Meisterschaft entscheidend ist“, sagte Trainer Urs Fischer.
Sein Freiburger Kollege Christian Streich ärgerte sich weiterhin vor allem über die abgebrannten Bengalos im Freiburger Block. Auch in der zweiten Halbzeit gab es einen Vorfall. „Das nervt total. Vielleicht ist es ihnen in den Kopf gestiegen, dass wir 14 Punkte haben, aber jetzt ist der Kopf wieder klar und wir wissen, wo wir stehen“, sagte Streich.
„Vielleicht ist es ihnen in den Kopf gestiegen, dass wir 14 Punkte haben, aber jetzt ist der Kopf wieder klar und wir wissen, wo wir stehen.“Christian Streich