Lachnummer mit Hoffnung
Nach desaströsem Saisonauftakt gibt den Augsburgern ausgerechnet das Spiel gegen Bayern Aufwind
AUGSBURG - Es sind die kleinen Dinge im Leben, die oft große Veränderungen hervorrufen. Nach einem desaströsen Saisonauftakt mit der krönenden 1:5-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach wollte Augsburgs Trainer Martin Schmidt alles hinterfragen. Nach dem nicht unverdienten 2:2 (1:1) gegen Bayern München muss man konstatieren: anscheinend haben die Fuggerstädter die richtigen Stellschrauben gefunden. Und eine davon war anscheinend das Hotel. „Ich habe zuhause geschlafen, meine Freundin war nicht da“, erzählte Rani Khedira. Trainer Schmidt hatte den Profis die Wahl gelassen. Statt wie gewohnt vor der Partie im Hotel zu übernachten, blieb die Wahl: Heim- oder Hotelschläfer. „Das gibt manchen ein gutes Gefühl und war ein kleiner psychologischer Trick vom Trainer“, lobte Khedira.
Nach zuvor fünf Punkten aus sieben Spielen waren Korrekturen zwingend notwendig. Oder wie es Stürmer Marco Richter ausdrückte: „Nach den schwierigen Wochen war es wichtig, wieder eine Einheit zu werden, das hat der Trainer gut hinbekommen.“Der FC Augsburg scheint nun wieder auf dem Weg zu den Werten, die das Team in den vergangenen Jahren vor dem Abstieg bewahrten. Um das zu erreichen gingen selbst die Spieler an ihre Komfortzone: „Wir haben gesagt, wir trainieren eine Einheit mehr und haben selbst gesagt, dass wir uns die freien Tage streichen“, verrät Khedira.
Aber nicht nur das war die Ursache, dass die Augsburger besser in die Räume gingen, früh störten und insgesamt bissiger auftraten als zuletzt. Vor allem waren es drei Namen, die zum Überraschungspunktgewinn beitrugen: Alfred Finnbogason, Marco Richter und Tomas Koubek.
Beginnend bei Blitz-Torschütze Richter, dem die Freude nach dem Spiel schier aus jeder Körperpore strotzte: „Ich will einfach Fußball spielen und Tore erzielen“, sagte der 21-Jährige mit breitem Lächeln und schob nach: „Und ein Tor gegen Manuel Neuer ist auch cool.“
Abgezockt war seine Aktion nach 27 Sekunden allemal – aber nicht einstudiert. Und dennoch: „Wir haben auf dem Spielfeld heute gemerkt, dass was geht und die Bayern verwundbar sind. Dann gab es das perfekte Ende“, meinte Richter. Dieses Augsburger Happy-End trug den Namen Finnbogason. Nach schweren Verletzungswochen war der Isländer obenauf: „Es war nicht die erste Phase, in der ich kämpfen musste, und ich will auf dem Platz Antworten geben, das habe ich heute gemacht.“
Koubek wirft sein „Rucksäckle“ab
Doch nicht nur die beiden Torschützen, auch Torhüter Koubek zeigte, nach etlichen Patzern und einer Slapstick-Einlage in Mönchengladbach, zeitweise eine überragende Leistung. „Ein Rucksäckle hatte er schon an nach der einen oder anderen Unsicherheit“, meinte sein Trainer Schmidt – und schob nach: „Er hat gezeigt, dass das Vertrauen in ihn berechtigt ist.“Kapitän Khedira meinte: „Tomas ist ruhig geblieben und hat schon im Training gezeigt, dass er ein sehr guter Torwart ist.“
Dass die Augsburger generell gut genug für die Liga sind, das wollen sie nun auch in den kommenden Spielen beweisen. „Das war ein extrem wichtiger Punkt für die Moral“, sagt Reuter. Martin Schmidt sah den Punkt als Start einer Wende: „Jetzt haben wir mal einen kleinen Fuß reingekriegt, daran müssen wir uns messen lassen“, sagte der Trainer: „Das war ein sehr, sehr wichtiges Zeichen an die Liga, dass wir doch nicht so die Lachnummer sind.“