Tierschutzskandal im Allgäu: Landwirt stellt Milchviehbetrieb ein
BAD GRÖNENBACH (lby) - Nach dem Allgäuer Tierschutzskandal hat ein Landwirt Konsequenzen gezogen und seinen Milchviehbetrieb in Bad Grönenbach eingestellt. Er werde nur noch die Rindermast fortführen, sagte der Sohn des Betreibers am Montag. Gegen den Betriebsleiter und zwei Mitarbeiter wird seit August wegen Tierschutzverstößen ermittelt. In etwa sechs Wochen könnten die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft abgeschlossen sein.
Bei Kontrollen auf einem seiner Höfe waren Veterinärbeamte im August, kurz nachdem die Ermittlungen begonnen hatten, auf kranke Kälber mit Fieber, Maulatmung und Anzeichen für Lungenentzündung oder Durchfall gestoßen. Zum Teil hatten die Kälber keinen Zugang zu Futter und Wasser. Zudem standen „Rinder bis zu den Fesselgelenken in einer Pfütze aus Wasser, Kot und Urin“, wie aus einem Bericht des Bayerischen Umwelt- und Verbraucherschutzministeriums auf Anfrage der Landtags-SPD hervorging.
Der Betreiber hat nach eigener Darstellung aussortierte Kälber von anderen Landwirten erworben, die teilweise krank waren. Die Kosten für die Behandlungen hatten sich einem Bericht des Bayerischen Rundfunks zufolge zeitweise auf 2000 Euro pro Woche belaufen, was der Betreiber nicht stemmen konnte. Als Konsequenz habe er Kälber abgegeben und werde den Milchviehbetrieb aufgeben.
Der Hof war bereits Jahre zuvor auffällig geworden: Das Amtsgericht Memmingen belegte den Tierhalter 2014, 2016 und 2018 mit Geldstrafen. Im Mai dieses Jahres wurden die Behörden informiert, dass zahlreiche Tierkadaver auf dem Betriebsgelände lagern sollten. Ins Visier der Ermittler geriet der Hof aber erst, nachdem gegen einen Großbauern aus derselben Ortschaft mit etwa 2700 Rindern Ermittlungen aufgenommen worden waren.
Anstoß für die Untersuchungen hatten Videoaufnahmen einer Tierschutzorganisation gegeben, die aus dem Stall eines Betriebs stammen sollen. Diese zeigen unter anderem, wie Kühe getreten und geschlagen oder mit einem Traktor durch einen Stall geschleift werden.