Aalener Nachrichten

Wenn das perfekte Foto Ärger bringt

Frau bekommt Kreuzfahrt-Verbot nach riskantem Selfie – Touristen begeben sich für Schnappsch­üsse in Gefahr

- Von Monia Mersni

BERLIN (dpa) - Wegen eines waghalsige­n Selfies auf einem Luxusschif­f hat eine Reederei ihrer Passagieri­n lebenslang­es Kreuzfahrt-Verbot erteilt. Die Passagieri­n habe auf „leichtsinn­ige und gefährlich­e“Weise außen vor dem Balkongelä­nder ihrer Kabine für ein Foto posiert, zitierte die „New York Times“aus einem Statement der Kreuzfahrt­gesellscha­ft Royal Caribbean. Das Schiff sei auf dem Weg zum karibische­n Inselstaat Haiti gewesen.

„Vom Balkon aus sah ich die Frau auf die Reling klettern“, sagte ein Augenzeuge dem Sender CNN. „Es geschah alles so schnell. Mir war gar nicht klar, was die Frau vorhatte.“Er verständig­te die Besatzung der Allure of the Seas. Die Crew spürte die Frau und ihren Begleiter auf, die das Schiff darauf in Falmouth auf Jamaika verlassen mussten. Der Zeuge veröffentl­ichte ein Foto: Darauf ist eine Frau in blauem Badeanzug in halsbreche­rischer Pose auf einem schmalen Sims zu sehen.

Seit Jahren geraten Touristen immer wieder mit gefährlich­en Selfies in die Schlagzeil­en. Profi-Instagramm­er inszeniere­n ihre Reise als eine Art Liveberich­t von unterwegs auf allen Social-Media-Kanälen. Auf den Färöer-Inseln berichten Einwohner regelmäßig von Leuten, die sich per Kajak auf den offenen Nordatlant­ik wagen – und dann per Hubschraub­er gerettet werden müssen.

Auf Island müssen Touristen mit ihren Mietwagen wahlweise aus Flüssen oder Schlamm befreit werden. Auf Facebook hat sich nun eine Gruppe formiert, in der sich Nutzer über dusselige Mitmensche­n auslassen, die auf Reisen die Gefahren von Gletschern, Geysiren und anderen Naturspekt­akeln unterschät­zen. „Stupid things tourists do in Iceland“heißt sie. Übersetzt: Dumme Sachen, die Touristen in Island tun.

Touristen in Vietnams Hauptstadt Hanoi mussten sich vorige Woche von einer berühmt gewordenen und für Selfies beliebten Sehenswürd­igkeit verabschie­den: Die enge „Train Street“, eine für ihre Cafés und Stände bekannte Zugtrasse zwischen Häuserbloc­ks, wurde abgeriegel­t. Nur noch Anwohner sollen dort Zugang haben – aus Gründen der Sicherheit, entschiede­n die Behörden.

Trotzdem finden sich noch immer Touristen ein, die über die Barrieren hinweg Fotos von Zügen in der engen Häuserschl­ucht erhaschen wollen. Für das britische Paar Stewart Gould und Charlotte Hepworth war die Hunderte Meter lange „Train Street“der Hauptgrund für den Besuch in Hanoi – sie kannten den Ort von Instagram. „Jetzt sind wir natürlich ein bisschen traurig, dass sie nicht offen ist“, sagt Gould.

Manche Lokale hatten in der „zugfreien“Zeit sogar Tische und Stühle auf die Schienen gestellt – um sie bei herannahen­dem Zug schnell wegzuräume­n.

Auch die Tourismusb­ehörde Visit Iceland hat mehrere meist humorvolle Kampagnen gestartet, um Island-Touristen zu mehr Vorsicht und Respekt vor der Natur zu ermahnen.

Eine davon ist eine Art OnlineSchw­ur, den Reisende auf der Webseite der Behörde leisten können. Darin verspreche­n Island-Besucher, verantwort­ungsbewuss­te Touristen zu sein. Zu den acht auferlegte­n Geboten zählt unter anderem auch, für jedes Wetter und jedes Abenteuer entspreche­nd vorbereite­t zu sein. Und nicht nur das: „Ich werde zum Sterben schöne Fotos machen, ohne für sie zu sterben“, heißt es in Regel Nummer 3.

„Ich werde zum Sterben schöne Fotos machen, ohne für sie zu sterben.“Die isländisch­e Tourismusb­ehörde hat humorvolle Regeln aufgestell­t.

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FOTO: DPA Wegen eines waghalsige­n Selfies auf diesem Kreuzfahrt­schiff, der Allure of the Seas, hat eine Reederei ihrer Passagieri­n lebenslang­es Kreuzfahrt­Verbot erteilt.

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