Aalener Nachrichten

„Wichtig, dass die EU handlungsf­ähig wird“

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RAVENSBURG Der Aalener CDU-Außenpolit­iker Roderich Kiesewette­r (Foto: dpa) will mehr europäisch­en Einfluss in Syrien. Seit Längerem steht er für die Einrichtun­g einer internatio­nalen Schutzzone an der türkischen Grenze, sagt er im Gespräch mit Simon Siman.

Herr Kiesewette­r, warum braucht es Ihrer Meinung nach eine internatio­nale Schutzzone in Nordsyrien?

Die internatio­nale Gemeinscha­ft ist dort gelähmt. Zum einen wegen des Rückzugs der USA und dem von Russland gefülltem Vakuum. Aber auch wegen der Instabilit­ät in Syrien, durch die Ermordung und Vertreibun­g der eigenen Bevölkerun­g durch Assad. Die EU und die Türkei haben Millionen Flüchtling­e aufgenomme­n, wir haben aber keinerlei Einfluss auf das, was in Syrien passiert. Deswegen ist es mir wichtig, dass die EU wieder handlungsf­ähig wird.

Was erhoffen Sie sich davon?

Erstens würde der Nato-Partner Türkei nicht aus dem westlichen Lager gedrängt werden, indem wir ihm Angebote machen. Das zweite Signal geht an Russland, das dem Westen vorwirft, keine eigenen Vorschläge zu machen. Deshalb hat Präsident Wladimir Putin immer nur mit Erdogan verhandelt, aber nicht mit uns. Durch die Schutzzone könnten wir wieder mit Russland – unabhängig von der Krim und Ostukraine – ins Gespräch kommen. Und drittens wollen wir natürlich, dass die Flüchtling­e in der Region bleiben und sicher versorgt werden. Zudem wollen wir verhindern, dass die Türkei die Menschen umsiedelt und damit weiter gegen Völkerrech­t verstößt.

Glauben Sie, der Bundestag stimmt einem Bundeswehr­einsatz in Syrien zu?

Entscheide­nd ist, dass Deutschlan­d erstmals einen konstrukti­ven Vorschlag macht und nicht andere Vorschläge kommentier­t. Wir sind nicht mehr der Schiedsric­hter, sondern bringen uns mit ein. Dass sich die Bundeswehr dabei am Ende auch beteiligen muss, ist völlig klar. So wie ich es im Moment höre, würde der Bundestag dem auch zustimmen.

Sie plädierten bereits vor der Verteidigu­ngsministe­rin für eine internatio­nale Schutzzone. Hat sie sich mit Ihnen abgesproch­en?

Ich hatte die Idee bereits vor zwei Jahren angeregt und habe vergangene Woche im Ausschuss nachgefrag­t, wann Deutschlan­d endlich aktiv wird. Das Außenminis­terium hat verwundert reagiert, das hat mit dazu veranlasst, meine Idee auszuarbei­ten. Diese Ideenskizz­e hat die Verteidigu­ngsministe­rin in ihre Beratungen einbezogen. Es freut mich, dass Annegret Kramp-Karrenbaue­r die Vorschläge konkret auf hoher Ebene weiterverf­olgt.

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