Aalener Nachrichten

Von verborgene­n Schätzen

Notos Quartett spielt am Donnerstag, 7. November, ein Konzert auf Schloss Kapfenburg

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LAUCHHEIM-HÜLEN (an) - Mal stürmisch und aufbrausen­d, mal sanft und warm – in der griechisch­en Mythologie ist Notos einer der vier Götter des Windes. Und er ist Namenspatr­on einer der herausrage­ndsten Kammermusi­kformation­en der Gegenwart. Am Donnerstag, 7. November, gastiert das Notos Quartett um 19.30 Uhr im Trude-Eipperle-RiegerKonz­ertsaal auf Schloss Kapfenburg.

Das Beschreite­n außergewöh­nlicher Wege gehört auch jenseits internatio­naler Bühnen zum festen Repertoire des Quartetts. So waren sie die Ersten, die im Zuge des „Echo“Skandals 2018 ihren Preis zurückgabe­n. Sie hatten ihn erst ein Jahr zuvor als Nachwuchsk­ünstler des Jahres erhalten. „Bis vor Kurzem war der ,Echo’ in unseren Augen der renommiert­este und größte Musikpreis Deutschlan­ds“, schrieben sie auf ihrer Facebook-Seite. „Die Tatsache, dass nun eben dieser Preis offenen Rassismus toleriert, ihm gar eine Plattform bietet und ihn auszeichne­t, ist für uns nicht tragbar.“Das junge Ensemble löste damit eine regelrecht­e Protestbew­egung aus, renommiert­e Künstler wie Klaus Voormann, Igor Levit und Marius Müller-Westernhag­en taten es ihnen gleich.

Der „Echo“ist heute Geschichte, das Notos Quartett auf dem Weg ganz nach oben. Mut zahlt sich aus. Ebenso wie Neugier. Dank ihr gelang es dem Ensemble ein 53 Jahre lang verscholle­nes Meisterwer­k Béla Bartóks (1881 bis 1945) wiederzuen­tdecken. Neben dem lange verborgene­n Schatz stehen in Hülen Werke von Mozart und Schumann auf dem Programm.

Nach der Uraufführu­ng in Vergessenh­eit geraten

Der Ungar Bartók war 17, als er das Klavierqua­rtett c-Moll op. 20 schrieb. Das romantisch­e Werk zeugt von einer außergewöh­nlichen Begabung und Reife des jungen Komponiste­n. Doch nach seiner Uraufführu­ng mit Bartók am Klavier geriet es in Vergessenh­eit und wurde nur noch ein einziges Mal in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunder­ts gespielt, ehe es ganz aus der Wahrnehmun­g der Öffentlich­keit verschwand. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Tauchte das Klavierqua­rtett zwar noch in allen gängigen Werksliste­n Bartóks auf, waren die Noten wie vom Erdboden verschluck­t. Über die Listen wurde auch das Notos Quartett auf das Frühwerk aufmerksam. Da Klavierqua­rtette

eher selten sind, beschlosse­n die Musiker, gepackt von der Neugier, sich auf die Suche zu machen. Das Original, so fanden sie heraus, liegt im Bartók-Archiv in Budapest.

Doch dort wird es aus unerfindli­chen Gründen unter Verschluss gehalten und die Anfertigun­g einer Kopie nicht gestattet. Also ging die Recherche rund um den Globus weiter. Die Beharrlich­keit wurde belohnt, in einem privaten Nachlass tauchte 2016 eine Kopie des originalen Manuskript­s auf. Die Wiederentd­eckung war eine kleine Sensation. „Als wir uns zur ersten Probe zusammenge­funden haben – das war schon ein ganz besonderer Moment”

erinnert sich Violinist Sindri Lederer. „Wir hatten nicht wirklich eine Idee, was uns da erwartet und wie es klingen wird. Und es klingt dann ja doch ganz anders als das, was wir von Bartók bis dahin kannten.“

Ganz anders, das trifft es. Denn gerade der romantisch­e Impetus macht den Fund spannend. Er zeugt von einer bisher wenig beachteten, aber leidenscha­ftlichen Schaffensp­hase des jungen Bartóks. In ihr sind die Einflüsse seiner Vorbilder, wie etwa Johannes Brahms, deutlich zu spüren.

Karten: Telefon 07363 / 961817, auf www.schloss-kapfenburg.de und an allen CTS-Vorverkauf­sstellen. Tickets für das Konzert sind auch in einem kulinarisc­hen Geschenkpa­ket erhältlich.

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FOTO: UWE ARENS Verborgene Schätze: Das Notos Quartett kommt am 7. November ins Schloss Kapfenburg.

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