Musikschule möchte eigene Räume haben
Knapp 900 Menschen werden in der Institution unterrichtet – Personalausgaben größter Kostenfaktor
NERESHEIM (tu) - Eine Musikschule, die nicht mehr auf die Gastfreundschaft der Schulen angewiesen ist, weil sie ihre eigenen Räume hat, schwebt ihrem Leiter vor. Dies hat Benjamin Zierold in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates den Stadträten ans Herz gelegt. Sie könnten nämlich jetzt schon auf ihre Musikschule stolz sein, sagte er weiter. Sie sei nämlich eine der großen, denn in Neresheim besuchten sie etwa acht Prozent der Einwohner, während Aalen und Heidenheim auf drei und Stuttgart lediglich auf ein Prozent komme.
Knapp 900 Menschen, rechnete Zierold vor, würden an der Musikschule unterrichtet. 813 seien unter 18 Jahre. Demnach besuche in dieser Bevölkerungsgruppe mehr als jeder Zweite die Musikschule. Mit den Grundschulen und dem Gymnasium, mit Musikvereinen und Kirchengemeinden, der Seniorenbegegnungsstätte und der Behindertenhilfe der Samariterstiftung gebe es Kooperationen. Zierold: „Sie können also stolz sein auf unsere Musikschule.“
Die Stadt koste die Musikschule 180 000 Euro. Diese Summe sehe er aber nicht als Zuschuss, sondern als Bildungsinvestition an. Mit 90 Prozent seien die Personalausgaben der größte Kostenfaktor. Hier seien Einsparungen kaum möglich, tarifliche Anpassungen führten sogar zu höheren Kosten. Um diese dennoch im Griff zu behalten, liege die Anzahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden unverändert bei knapp 200. Deshalb stünden immer wieder Schüler auf einer Warteliste.
Eine Musikschule, fuhr Zierold fort, sei mehr als nur großartig zu unterrichten. „Die Herausforderung besteht darin, das System Schule mit Leben zu füllen.“Man müsse zeitgemäße Angebote entwickeln und eine Atmosphäre des Willkommenseins, der gegenseitigen Inspiration und Raum zur Entfaltung schaffen. Er sei dankbar dafür, dass alle hauptamtlichen Musiklehrer in Neresheim in einem tariflichen Angestelltenverhältnis seien, was nicht an allen Musikschulen selbstverständlich sei. „Im Gegenzug tun wir an der Musikschule mehr als nur zu unterrichten. Wir gestalten Musikschule, wir entwickeln gemeinsam zukunftsfähige Ideen.“
Und dann fügte der Schulleiter hinzu: „Wir sind fleißig, bereiten uns auf den Moment vor, wo wir in eigenen Musikschulräumen durchstarten können!“Welche Vorteile die Schüler haben, beschrieb er so: Musik trainiere und verändere das
Gehirn. Wer regelmäßig musiziere, lerne, sich in eine Gruppe zu integrieren, habe weniger Sprachentwicklungsstörungen und komme leichter zu schulischen Lernerfolgen.
„Die Musik schafft damit nicht nur wichtige Voraussetzungen für das schulische Zusammenleben, sondern auch für den späteren beruflichen wie persönlichen Erfolg.“Musikunterricht bilde Kinder zu umsichtigen, verantwortungsvollen Persönlichkeiten, die die Zukunft der Gesellschaft stärkten, denn diese Schüler seien nicht nur erfolgreich, sondern auch leistungsfähig und leistungswillig.
Die Stadt, sagte Zierold weiter, sei dadurch ein starker Schulstandort, folglich ein attraktiver Lebensort für Familien und eine aktive Bürgerschaft. „Wir leisten also einen entscheidenden Beitrag, unsere Stadt auch in Zukunft lebenswert zu erhalten.“Der Musikschulleiter appellierte daher an das Gremium, die Personalkosten von rund 18 000 Euro für den Kooperationsunterricht „Musik und Bewegung in der Grundschule“im Haushaltsplan zu verankern. Diese Kosten habe bisher der Förderverein der Musikschule übernommen, sei dazu aber nicht mehr in der Lage.
Die Systeme beider Schulen kollidieren
Er sei zwar Härtsfeldschule und Gymnasium dankbar dafür, dass die Musikschule ihre Räume nutzen dürfe. Aber oft kollidierten die Systeme der Schulen, gelegentlich müsse man sogar schlechte Kompromisse eingehen. Deshalb solle der Gemeinderat Bemühungen nach einer auch räumlich existierenden Musikschule unterstützen. „Nur in einem geschützten Raum kann Musikschule leisten, was sie leisten soll.“
Sie sei nämlich eine Bildungseinrichtung, die den musikalischen Nachwuchs ausbilde. Davon profitierten Schulen und Vereine. „Ohne die Musikschule gäbe es weder Jugendkapellen noch Schulorchester“, unterstrich der Redner. Die Projekte der Musikschule vernetzten Vereine und Stadtteile und stärkten die Gemeinschaft. Außerdem arbeite man mit Kindern und Erwachsenen, mit Senioren, Demenzkranken und Behinderten und somit am sozialen Gefüge. Dies sei das Geld wert, denn Kultur bereite den Boden, auf dem die Gesellschaft überhaupt erst gedeihen könne. „Die Generationen der Zukunft werden Ihnen Ihr Engagement für Kultur und kulturelle Bildung danken!“