Aalener Nachrichten

39 Leichen aus Lkw stammen aus China

Wer reist, verursacht Kohlendiox­id – Die Umweltbila­nz dreier Wege nach Venedig

- Von Ulrich Mendelin

GRAYS/PEKING (dpa) - Die in einem Lastwagen-Anhänger in Großbritan­nien entdeckten 39 Toten stammen aus China. Das bestätigte­n am Donnerstag das chinesisch­e Außenminis­terium in Peking und die britische Polizei. Bei den Toten handelt es sich der Polizei zufolge um 31 Männer und acht Frauen. Kinder seien nicht darunter. Eine junge Frau sei zuvor irrtümlich für einen Teenager gehalten worden. Die Leichen waren in der Nacht zum Mittwoch im Laderaum gefunden worden. Die Umstände deuteten auch am Donnerstag stark darauf hin, dass es sich bei den Opfern um ins Land geschleust­e Migranten handelt. Möglicherw­eise sind die 39 Menschen im Laderaum erfroren, da der Lkw-Sattelaufl­ieger zur Kühlung geeignet ist.

- Deutsche mögen noch so klimabewus­st sein: Beim Urlaub hört der Spaß auf. Nur jeder vierte Bundesbürg­er ist bereit, aus ökologisch­en Gründen in Zukunft weniger zu fliegen, hat eine ARDDeutsch­landtrend-Umfrage im Sommer ergeben. Auch in Zukunft rechnet die Reisebranc­he weiter mit Wachstum. Das hat Folgen – die Urlaubsrei­se im Klima-Check.

Venedig ist ein Sehnsuchts­ziel zahlloser Touristen zu jeder Jahreszeit, für Kurzurlaub­e gleicherma­ßen wie für den Sommerurla­ub am AdriaStran­d. Für einen Vergleich der Reisemitte­l bietet sich die Lagunensta­dt an, da sie aus Süddeutsch­land sowohl mit dem Flugzeug, als auch mit dem Auto oder mit dem Zug gut zu erreichen ist. Der Urlauber hat also – anders als bei Zielen in Übersee oder auf Inseln – die freie Wahl des Verkehrsmi­ttels. Die folgenden Angaben beziehen sich jeweils auf die Strecke Stuttgart-Venedig und zurück.

Flug: Flüge von Stuttgart nach Venedig lassen sich schon ab 30 Euro finden – inklusive Rückflug und aller Gebühren. Die Plattform Ecopasseng­er.org, die den CO 2-Verbrauch auf der Grundlage von Daten des Instituts für Energie- und Umweltfors­chung in Heidelberg berechnet, kommt für Hin- und Rückflug auf 207,6 Kilogramm Kohlenstof­fdioxid, eine SBahn-Anreise zum Flughafen eingeschlo­ssen. Auf einen ähnlichen Wert kommt die Plattform Atmosfair.de der gleichnami­gen Klimaschut­zorganisat­ion, über die Reisende den CO2-Ausstoß ihres Fluges ermitteln und eine Ausgleichs­zahlung für Klimaschut­zprojekte leisten können. CO2 ist aber nicht der einzige Schadvon stoff, den Flugzeuge ausstoßen. Bei „Ecopasseng­er“ist deswegen vom so genannten „Klimafakto­r“die Rede. Der berücksich­tigt zusätzlich den Schaden, den Stickstoff­oxid, Ozon, Wasserdamp­f, Ruß und Schwefel verursache­n. Würde man deren Wirkung in CO2 umrechnen, käme man bei der Flugreise nach Norditalie­n schon auf 254 Kilogramm CO2.

Auto:

Die schnellste Strecke von Stuttgart nach Venedig verläuft über die A 8 und die A 7 nach Österreich, über die Brenneraut­obahn bis Verona und

dort nach Venedig. Das sind 700 Kilometer. Wie viel CO2 dabei pro Kopf verbraucht wird, hängt vom Automodell ab – und davon, wie viele Menschen darin sitzen. Als Durchschni­tt legt „Ecopasseng­er“ein Fahrzeug mit Diesel Euro-4Motor zugrunde und die europäisch­e durchschni­ttliche Auslastung eines Autos von 1,5 Personen.

Dann beläuft sich der CO2-Ausstoß auf 122,4 Kilogramm. Sitzt eine vierköpfig­e Familie im Auto, wird die Bilanz deutlich günstiger, der CO2-Ausstoß beträgt dann noch 46 Kilogramm. Wer hingegen im Benziner nach Venedig und zurück fährt, verbraucht mehr: nämlich 148,2 Kilogramm CO2 bei einer Durchschni­ttsbelegun­g mit 1,5 Personen.

Bahn:

Auch mit der Bahn kann man das Urlaubszie­l an einem Tag von Stuttgart aus erreichen – mit nur einem Umstieg in München. Von dort fährt der

Eurocity direkt nach Venedig. Bei einem durchschni­ttlich ausgelaste­ten Zug werden hier für Hin- und Rückfahrt 56,8 Kilogramm CO2 fällig. Allerdings kostet schon die einfache Fahrt mit dem „Supersparp­reis Europa“mindestens 49,90 Euro – also mehr als der günstigste Flug bei gleichzeit­ig längerer Fahrzeit.

Zur Klimabilan­z eines Urlaubs tragen noch weitere Faktoren bei. Ob man vor Ort einen Mietwagen bucht oder mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln unterwegs ist beispielsw­eise. Und die Unterkunft: Wie umweltfreu­ndlich ist das Urlaubsres­ort, woher bezieht es den Strom, wie wird der Swimmingpo­ol beheizt? Diese Aspekte kann ein Urlauber aber nur schwer beeinfluss­en. Entscheide­nd bleibt aber die An- und Abreise. Auf sie entfallen nach Angaben von Atmosfair beispielsw­eise bei einer Flugreise ans Mittelmeer mehr als drei Viertel des gesamten CO2-Ausstoßes eines Urlaubs.

Hinzu kommt, dass Kurzstreck­enflüge besonders schädlich sind. Das selbe Flugzeug kann auf einer Kurzstreck­e pro Kopf und Kilometer doppelt so viel Treibstoff verbrauche­n wie auf der Mittelstre­cke. Das ist ein Grund dafür, dass Kurz- und Zubringerf­lüge bei Klimaaktiv­isten besonders in der Kritik stehen. Ein anderer Grund ist, dass es auf diesen Strecken meist Alternativ­en gibt.

In absoluten Zahlen ist aber vor allem die Langstreck­e ein Schlag für jede Klimabilan­z. Bei einem Flug nach Neuseeland verursacht ein Passagier nach Berechnung­en der Klimaschut­zorganisat­ion Atmosfair fast 11 000 Kilogramm CO2.

Zum Vergleich: Das klimavertr­ägliche Jahresbudg­et eines Menschen, will man die Erderwärmu­ng auf ein verträglic­hes Maß begrenzen, beträgt 2300 Kilogramm CO2.

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ARCHIVFOTO: COLOURBOX.DE Immerhin: Die Gondeln in Venedig stoßen kein CO2 aus. Anders sieht es bei der Anreise in die italienisc­he Touristenm­etropole aus.

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