Aalener Nachrichten

Süden droht mit Ausstieg

Baden-Württember­g und Bayern lehnen Bildungsra­t ab

- Von Marco Hadem und Christoph Trost

GRAINAU (dpa) - Bayern und BadenWürtt­emberg drohen mit einem Ausstieg aus dem geplanten Nationalen Bildungsra­t. „Ich glaube wir müssen aus diesem Nationalen Bildungsra­t überlegen auszusteig­en“, sagte Bayerns Regierungs­chef Markus Söder (CSU) am Donnerstag im bayerische­n Grainau vor der Ministerpr­äsidentenk­onferenz im Schloss Elmau. „Es läuft in eine falsche Richtung. Es wird ein bürokratis­ches Monstrum, das am Ende aus Berlin in die kleinen Schulstube­n hineinregi­ert und in die Klassenzim­mer.“Das könne nicht sein.

Auch Baden-Württember­gs Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) äußerte sich ähnlich kritisch: „Ich halte den Nationalen Bildungsra­t für ein überflüssi­ges Gremium. Wir brauchen kein Gremium, das auf Bundeseben­e Vorgaben für landeshohe­itliche Aufgaben entwickelt“, sagte die Koordinato­rin der unionsgefü­hrten Bildungsmi­nisterien.

GRAINAU/ELMAU (dpa) - Einen solch stürmische­n Start hat es bei einer Ministerpr­äsidentenk­onferenz lange nicht gegeben: Als die zwölf anwesenden Länderchef­s – darunter mit Malu Dreyer (SPD) nur eine Frau – am Donnerstag­vormittag die Aussichtst­errasse der Zugspitze betreten, schlägt ihnen ein Föhnsturm entgegen. Was folgt, ist für Spitzenpol­itiker ungewöhnli­ch: Statt sich den Kameras zuzuwenden, gilt ihre Aufmerksam­keit erst mal nur dem imposanten Bergpanora­ma. Auch von den Klimaprote­sten des BUND auf dem Gipfel bekommen sie nichts mit.

Viel Zeit zum Genießen haben die Länderchef­s nicht. Auf Anstoß des bayerische­n Gastgebers und CSUChefs Markus Söder steht bei ihrer zweitägige­n Konferenz ein schwierige­s Thema auf der Agenda: Die Reform des Föderalism­us. So sehr die Länder unisono seit Jahrzehnte­n den Wert der Länderhohe­iten betonen, so sehr gehen die Meinungen bei Fragen zu Bildung oder Steuergese­tzen immer wieder weit auseinande­r.

Wie groß die Gräben sind, zeigt sich auch auf der Zugspitze. Ein tags zuvor bekannt gewordenes Beschlussp­apier von Bayern, BadenWürtt­emberg und Nordrhein-Westfalen zum Föderalism­us findet zunächst keine Unterstütz­er. Dreyer warnt angesichts des darin vorgeschla­genen „Föderalism­us der zwei Geschwindi­gkeiten“, der Ländern je nach Finanzkraf­t zusätzlich­e Kompetenze­n ermögliche­n soll, ebenso vor einem ungesunden Wettbewerb unter den Ländern wie der Berliner Michael Müller und Stephan Weil aus Niedersach­sen (beide SPD).

Söder weiß um die Differenze­n. Gleichwohl gibt er zu verstehen, dass die Reformdisk­ussion schon wegen der Zentralism­usbestrebu­ngen des Bundes auf Dauer unverzicht­bar ist. Auch die Finanzlage vieler Länder erfordere ein Umdenken: So initiiere der Bund wie jüngst beim Klimaschut­z Ideen, bei denen ein „normaler MP“auch wegen garantiert­er Anschubfin­anzierunge­n gar nicht Nein sagen könne. Nach einer gewissen Zeit stünden die Länder aber mit den Kosten wieder alleine da.

Dabei – und das ist Baden-Württember­gs grünem Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n wichtig – verlangen die Länder (und Kommunen) tatsächlic­h kein Geld vom Bund, sondern vielmehr nur eine „gerechte Verteilung von Gemeinscha­ftssteuern“: „Wir bekommen immer mehr Aufgabenwü­nsche, etwa in der Bildungspo­litik, da müssen wir auch genügend Mittel haben und zwar dauerhaft, um sie auch erfüllen zu können.“

Bis zum Abschluss der Konferenz an diesem Freitag machen sich die Ministerpr­äsidenten auf Kompromiss­suche – ob die gelingt, ist offen.

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FOTO: DPA Wo Bayern ist, ist oben: Der gastgebend­e Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU, Mitte) mit seinen Amtskolleg­en am Zugspitzgi­pfel.

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