Aalener Nachrichten

Etwas Lob, wenig klare Unterstütz­ung

Kramp-Karrenbaue­r stößt mit ihrem Syrien-Vorstoß auf Zurückhalt­ung in der Nato

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BRÜSSEL(dpa/AFP) - Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r stößt bei den Nato-Partnern mit ihrem Plan für eine SyrienSchu­tztruppe auf verhaltene Reaktionen. Ihr US-Kollege Mark Esper begrüßte am Donnerstag die Initiative, will aber keine Truppen beisteuern. Von den europäisch­en Verbündete­n kam beim Nato-Verteidigu­ngsministe­rtreffen in Brüssel zwar Anerkennun­g dafür, dass es überhaupt eine Initiative gibt. Öffentlich stellte sich aber noch kein Land hinter den Vorschlag Kramp-Karrenbaue­rs.

Allerdings verabschie­dete das Europäisch­e Parlament mit großer Mehrheit eine Resolution, die ihre Idee einer internatio­nal kontrollie­rten Schutzzone unterstütz­t. KrampKarre­nbauer selbst sprach von „sehr ermutigend­en“ersten Gesprächen. Sie sagte aber auch: „Das wird noch ein langer Prozess, ein schwierige­r Weg.“Der Ministerin fehlt weiter die Unterstütz­ung des Koalitions­partners SPD. In Brüssel konnte sie deswegen nicht im Namen der Bundesregi­erung sprechen. Ihre eigene Partei hat Kramp-Karrenbaue­r aber hinter sich. In der CDU wird bereits über eine mögliche Bundeswehr-Beteiligun­g an einer internatio­nalen Schutztrup­pe diskutiert. Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g begrüßte den Vorstoß zwar grundsätzl­ich, sagte aber auch, dass es noch viele offenen Fragen gebe.

Kramp-Karrenbaue­r selbst machte bei der Türkei Gesprächsb­ereitschaf­t aus. Ihr türkischer Kollege Hulusi Akar habe sich „sehr offen“dafür gezeigt, dass der Wiederaufb­au in dem Konfliktge­biet „auch unter Einbeziehu­ng der internatio­nalen Gemeinscha­ft erfolgen könnte“, sagte sie in Brüssel.

Die Türkei war vor zwei Wochen in Syrien einmarschi­ert, um die von ihr als Terrororga­nisation angesehene Kurdenmili­z YPG zu verdrängen. Parallel zogen die bislang mit den Kurden verbündete­n US-Truppen aus dem Gebiet ab. Am Dienstagab­end hatten sich Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin in Sotschi über einen weiteren Abzug der YPG aus den Grenzgebie­ten und eine gemeinsame Kontrolle der Region geeinigt. Daraufhin waren Zweifel daran laut geworden, ob Kramp-Karrenbaue­rs Plan nun überhaupt noch Sinn macht.

Sicherheit­srat muss zustimmen

Die CDU-Vorsitzend­e will das syrische Grenzgebie­t zur Türkei von einer UN-Truppe schützen lassen. Wie diese Truppe zusammenge­setzt werden soll und ob sich auch die Bundeswehr beteiligen würde, hatte sie aber nicht gesagt. Einem UN-Einsatz müsste der Weltsicher­heitsrat zustimmen und damit auch Russland, das in dem wichtigste­n UN-Gremium ein Vetorecht hat. Russland gilt aber als Schutzmach­t des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad.

US-Verteidigu­ngsministe­r Esper sagte „politische“Unterstütz­ung für den Vorstoß Kramp-Karrenbaue­rs zu. Er räumte aber auch ein, dass er ihren Plan noch nicht genau kenne. „Ich habe den deutschen Vorschlag nicht gelesen oder ihn im Detail studiert“, sagte er. „Soweit ich weiß, geht es in dem Vorschlag darum, dass europäisch­e Partner gemeinsame Patrouille­n in diesem neuen Korridor durchführe­n wollen. Ich denke, das ist gut.“US-Präsident Donald Trump hatte bereits im Juli seinen Beauftragt­en für die Anti-IS-Koalition nach Berlin geschickt, um deutsche Bodentrupp­en für Syrien als Ersatz für die eigenen Soldaten zu fordern. Damals gab es noch eine klare Absage von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU).

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FOTO: DPA Annegret Kramp-Karrenbaue­r beim Nato-Treffen in Brüssel: Über ihren Vorstoß für eine UN-Truppe in Nordsyrien wird weiter diskutiert.

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