Bühne frei für den neuen Golf
Die achte Auflage des wichtigsten VW-Modells soll die Elektrooffensive finanzieren
WOLFSBURG (dpa) - Mit der achten Auflage seines wichtigsten Modells Golf will Volkswagen den Vorsprung als weltgrößter Autohersteller ausbauen und die digitale Vernetzung in der Kompaktklasse verankern. „Von einem neuen Golf wird in der gesamten Automobilindustrie erwartet, dass er den Maßstab setzt“, sagte Konzernchef Herbert Diess am Donnerstagabend bei der Vorstellung des Wagens in Wolfsburg.
Das Kompaktfahrzeug, das ab Anfang Dezember zunächst in Deutschland und Österreich verkauft wird, soll hohe Erwartungen erfüllen: Es hat neben dem Elektroauto ID.3 eine zentrale Bedeutung für VW. Als reines E-Modell wird es den Golf allerdings künftig nicht mehr geben.
Es sind neben Benziner-, Dieselund Erdgasmotoren verschiedene Hybridantriebe im Programm. „Die Dieselmotoren haben wir komplett überarbeitet“, sagte Markenchef Ralf Brandstätter. Mit neuen Hybridmotoren peile man eine durchschnittliche Minderung des CO2-Ausstoßes um bis zu 20 Prozent an. Ziel sei es, hier Standards für die gesamte Branche zu setzen, meinte der VW-Manager zur Hybrid-Offensive des Konzerns.
Diess sieht verbesserte Verbrennungsund Hybridmotoren als „wichtigen Zwischenschritt, um unseren Anteil von ein Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß bis 2050 auf null zu senken“. Dass man beim Golf nun keinen ausschließlichen E-Antrieb mehr anbietet, liegt laut VW vor allem an der parallel anlaufenden ID-Familie. „Aus unserer Sicht ergänzen sich diese Produkte“, sagte Brandstätter.
Der Vorgänger Golf 7 führte unter anderem den Modularen Querbaukasten (MQB) als Plattform auch für andere Autos bei der Kernmarke und weiteren Töchtern ein. Durch die Verwendung gleicher Teile sparte der Konzern große Summen und schuf einheitliche technische Standards.
Der 8er soll nun vor allem die Digitalisierung im Auto voranbringen. „Alles geht über Sprachsteuerung, über einen Klick oder einen Touch“, erklärte Brandstätter. Diess sprach von einem „Tablet auf Rädern“. Dazu gehört auch die Car2x-Kommunikation, wobei der Wagen Daten mit anderen Fahrzeugen oder der Verkehrsinfrastruktur austauscht.
Volkswagen zieht die Produktion mit der neuen Generation nun am Stammsitz zusammen. Pro Jahr kann VW in Wolfsburg laut Produktionsvorstand Andreas Tostmann bis zu 450 000 Stück bauen – deutlich mehr als 2018 mit rund 320 000 Golf-Modellen.
Auch bei der von Diess geforderten Produktivitätssteigerung spielt der Golf eine wichtige Rolle. Die Fertigungszeit soll um eine Stunde sinken, weil Verfahren besser ineinandergreifen. So musste in der Produktion selbst nur ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag investiert werden, weniger als halb so viel wie beim 7er.