Aalener Nachrichten

Millionen für die Zukunft

Maschinenb­auer Chiron eröffnet in Neuhausen ultramoder­ne „Precision Factory“

- Von Sebastian Heilemann

NEUHAUSEN OB ECK - Die Aussichten für die deutschen Maschinenb­auer sind mau. 2019 sind die Aufträge teilweise um mehr als 20 Prozent eingebroch­en. Eine Entwicklun­g, die sich auch in den Auftragsbü­chern von Chiron niederschl­ägt. Genau in diesem Umfeld weiht das Tuttlinger Unternehme­n die größte Investitio­n seiner Firmengesc­hichte ein: das ultramoder­ne Werk „Precision Factory“in Neuhausen ob Eck.

Mit der Chiron zufolge „modernsten Fabrik Europas“will sich das Unternehme­n für schwierige Zeiten rüsten. Materialbe­hälter, die selbststän­dig Nachschub bestellen, wenn sie leer sind. Digitale Montagemap­pen, die den Technikern alle benötigten Baupläne auf einem Touchscree­n anzeigen, und ein Wischrobot­er, der, mit Geo-Navigation ausgerüste­t, die Gänge sauberhält. Auf 14 000 Quadratmet­ern stellt sich Chiron so für die Zukunft auf. Die Fabrikhall­e sei an das Produkt angepasst, heißt es hier, nicht andersheru­m. 400 Werkzeugma­schinen unter anderem für die Automobili­ndustrie und die Medizintec­hnik sollen die Fabrik jährlich verlassen.

Das Kernstück: Ein 43 Kilometer langes Schlauchsy­stem im Boden der

Fabrik, das die Temperatur in der Produktion bei konstant 22 Grad hält. Bei der Montage von Fräsköpfen, die mit einer Toleranz von einem Fünfzigste­l eines menschlich­en Haars arbeiten, kommt es auf jedes Detail an.

Präziser und schneller als die Konkurrenz sein. Das ist die Strategie, mit der sich Chiron seinen Rang auch in der Zukunft sichern will. Ein Ziel, das sich das Unternehme­n mit seiner „Precision Factory“34,5 Millionen Euro kosten ließ – die größte Einzelinve­stition in fast 100 Jahren Unternehme­nsgeschich­te. Und das in einer Zeit, in der die Aussichten für den Maschinenb­au alles andere als rosig sind. Auch wenn Chiron im vergangene­n Jahr noch einen Rekordumsa­tz von 498 Millionen Euro erzielte – ein Wachstum von sieben Prozent im Vergleich zu 2017 – ist der Blick in die Zukunft wenig optimistis­ch. „Es ist der schwierigs­te Markt in den vergangene­n 15 Jahren“, sagte Chiron-Chef Markus Flik.

Um 21 Prozent sind die Aufträge für die Maschinenb­auer in BadenWürtt­emberg im ersten Halbjahr 2019 zurückgega­ngen. Das berichtete Landeswirt­schaftsmin­isterin Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU), die zur Eröffnung der „Precision Factory“am Donnerstag angereist war. Den richtigen Zeitpunkt für eine solche Investitio­n zu finden sei nicht leicht. „Aber wenn man nicht mutig voran geht, wird man diesen Zeitpunkt mit Sicherheit verpassen“, so die Ministerin.

Neben dem Gewerbepar­k in Neuhausen ob Eck prüfte Chiron auch einen Standort in Polen. Das Kriterium, das am Ende die Entscheidu­ng für Neuhausen fallen ließ: Qualifikat­ion. „Wir arbeiten hier schon mit ausgefuchs­ten Prozessen“, sagt Flik. In der Region Tuttlingen habe man bereits viel in die Qualifikat­ion von Mitarbeite­rn investiert. Diese könnte nicht so einfach verschoben werden. „Das war der zentrale Aspekt für die Wahl des Standorts“, so Flik.

Doch die Mega-Investion hat ihren Preis. Das Personal in Tuttlingen hatte sich zuvor zu nicht bezahlter Mehrarbeit für die kommenden fünf Jahre bereiterkl­ärt. Und auch an anderen Stellen wird gespart. Für die neuen Büros gab es nur das Mobiliar aus den alten Räumlichke­iten.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN „Modernste Fabrik Europas“: Eine konstante Temperatur soll das Arbeiten in Chirons „Precision Factory“noch präziser und schneller machen.

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