Aalener Nachrichten

„Gülle-Mord“-Prozess: Frau wollte ausziehen

Jetzt sagt die Geliebte des Angeklagte­n aus. Seine Ehefrau sprach am Tag ihres Todes davon, ihren Mann zu verlassen

- Von Peter Richter

AUGSBURG/NÖRDLINGEN - Nicht nur in Birkhausen, in ganz Nordschwab­en hat der Tod einer Landwirtin, die möglicherw­eise Opfer eines Verbrechen­s wurde, für großes Aufsehen gesorgt. Kein Wunder, dass der in der vorigen Woche vor dem Landgerich­t in Augsburg begonnene Prozess, bei dem ihr Ehemann des Mordes angeklagt ist, auf anhaltend großes Publikumsi­nteresse stößt. Der größte Gerichtssa­al war gut gefüllt, als am Dienstag viele Zeugen aussagten, die in dem Ortsteil von Wallerstei­n leben.

In Birkhausen, das rund 350 Einwohner zählt, hatte sich längst herumgespr­ochen, dass der heute 55jährige Angeklagte seit Jahren eine Geliebte hatte, bei der er wochentags übernachte­te. Zumal auch seine Frau kein Geheimnis daraus machte. Auch nicht an jenem 20. September vorigen Jahres.

Drei Stunden vor ihrem Tod ist die 51-Jährige morgens bei ihrer Fußpfleger­in gewesen. Wie diese in der Verhandlun­g als Zeugin erzählte, wollte die Bäuerin mit ihren drei Kindern ausziehen, plante, ein kleines Häuschen in der Nähe zu beziehen. Auch wollte sie einen Job suchen, um eigenes Geld zu verdienen.

„Ich gehe, wenn mein Sohn 18 ist“, solche Äußerungen, erinnerte sich die Zeugin, habe sie schon früher von ihr gehört.

Die Bäuerin hatte in den Hof eingeheira­tet. Die Staatsanwa­ltschaft sieht darin das Tatmotiv für einen Mord. Denn ihr Mann hätte sie bei einer Trennung für das während der Ehe erwirtscha­ftete Vermögen auszahlen müssen. Die Kripo hat nach der Festnahme des Landwirts zwei Geldverste­cke entdeckt, in denen mehr als 130 000 Euro lagen – was er, wäre es zur Scheidung gekommen, hätte verschweig­en können.

Zwei Frauen, an diesem Vormittag mit dem Fahrrad unterwegs, haben die tote Landwirtin noch lebend auf dem Hof gesehen und mit ihr gesprochen. Das Gericht vernahm ausführlic­h eine Zeugin, die gegen 10.30 Uhr zum angrenzend­en Friedhof gefahren war, um dort Gräber zu gießen.

Die Frau berichtete, sie habe das Ehepaar gemeinsam neben einem

Traktor mit einem angehängte­n Güllewagen gesehen. Die Bäuerin habe den Gülleschla­uch in ihrer rechten Hand gehalten. Ein typisches Geräusch, das beim Abpumpen von Gülle erzeugt wird, sei zu hören gewesen. An dem Tag waren im Ort noch mehr Landwirte unterwegs, um Odel auf die Äcker zu fahren. Es roch streng im Dorf.

Die Landwirtin hatte sich auch Mitbürgern anvertraut, erzählt, wie schlecht es in ihrer Ehe lief. Eine Zeugin traf sie einmal am Holzplatz an. „Ich sah, wie sie schwere Holzscheit­e stapelte. Sie wirkte traurig“, schilderte die Zeugin ihren damaligen Eindruck. „Auf meine Frage, warum sie ihren Mann nicht verlässt hat sie geantworte­t: Ich kann nicht, ich mache das für meine Kinder.“

Vor der Schwurgeri­chtskammer sagte am Dienstag auch die Freundin des Angeklagte­n aus. Vor zwölf Jahren war sie mit dem 55-Jährigen ein Verhältnis eingegange­n. Abends, nach der Arbeit auf dem Hof, war er zu ihr gekommen und morgens wieder gefahren. An den Wochenende­n blieb er daheim. Seine Geliebte kannte seine Frau und seine Kinder. Sie hätte jedoch, wie die Frau auf Nachfrage des Gerichts erklärte, nie mit dem Angeklagte­n zusammenzi­ehen wollen.

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FOTO: DPA Der angeklagte Landwirt aus dem Ries muss sich seit Mitte Oktober vor dem Augsburger Landgerich­t verantwort­en. Er soll seine Frau mit Gülle erstickt haben. Am vergangene­n Verhandlun­gstag sagte unter anderem seine Geliebte aus.

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