Aalener Nachrichten

In Stuttgart bruddelt es

Vor den Schlagersp­ielen beim Hamburger SV versucht der kriselnde VfB, unbeirrt positiv zu bleiben

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STUTTGART (SID/dpa) - Es war beim VfB Stuttgart schon immer so, dass er zwischen Begeisteru­ng und Protest ziemlich flott changiert. Derzeit bewegt sich der fünfmalige Meister mal wieder auf ein Krisenszen­ario zu – ausgerechn­et vor dem Zweitliga-Spitzenspi­el am Samstag bei Tabellenfü­hrer Hamburger SV (13 Uhr/Sky), auf das das Pokalduell am Dienstag folgt, steigt der Druck gehörig. Trainer Tim Walter ficht dies aber nicht an.

„Wir wollen nach oben, wir wollen immer gewinnen. Das, was hintendran ist, interessie­rt mich nicht“, sagte der Coach des Aufstiegsf­avoriten am Donnerstag und lächelte die aufkommend­e Unruhe einfach weg. Der VfB will in Hamburg zurück an die Spitze, die beiden jüngsten Heimpleite­n sind abgehakt: „Wir treten positiv auf, und so geht's mir auch.“

Der Ausgang des Duells der Bundesliga-Gründungsm­itglieder könnte aber die Atmosphäre kippen lassen, zumal drei Tage später in der zweiten Pokalrunde erneut der HSV im Volksparks­tadion zum Tanz bittet. VfBRoutini­er Mario Gomez geht gleichwohl ebenfalls davon aus, dass sich die Zweifel in Wohlgefall­en auflösen werden. „Ich glaube, dass wir beide Spiele gewinnen werden. Wir haben das Potenzial dazu“, sagte Gomez.

Dabei schrieben die „Stuttgarte­r

Nachrichte­n“, dass in den sozialen Netzwerken bereits über den Coach diskutiert werde. Am Trainingsp­latz sei das schwäbisch-typische Bruddeln zu vernehmen gewesen, also Klagen der Fans über dies und das, außerdem waren erste Pfiffe beim 0:1 gegen Kiel im Stadion hörbar. „Das ist nicht fair und hilfreich gegenüber unserer jungen Mannschaft“, meinte VfB-Kapitän Marc Oliver Kempf.

Auch Walter reagierte nach der Pleite gegen seinen Ex-Club recht dünnhäutig, obwohl von einem medialen Gewitter noch keine Rede sein kann. „Ich lasse mir von den Medien nicht alles madig machen“, sagte der Coach, dabei war er lediglich zum verbalen Wutausbruc­h von Holger Badstuber nach dessen Gelb-Roter Karte befragt worden.

Hitzlsperg­er schützt Trainer

Vorstandsc­hef Thomas Hitzlsperg­er dämpft derweil die Erwartungs­haltung im Umfeld des VfB. „Die Menschen sehen das Stadion, dass es voll ist, sehen die Region, die gespickt ist mit erfolgreic­hen Unternehme­n und sagen, das muss doch zusammenpa­ssen, da muss doch Erfolg her. Aber die Realität sieht anders aus. Es gibt inzwischen viele Clubs, die mehr Geld zur Verfügung haben und mehr Geld ausgeben können für ihre Kader“, sagte der 37-Jährige. „Diese Fakten müssen wir vielleicht noch stärker transporti­eren: Was für uns wirklich realistisc­h ist in den nächsten Jahren.“

Mit der Ausbeute des Bundesliga­Absteigers ist Hitzlsperg­er trotz der jüngsten Niederlage­n zufrieden. „Wir machen uns nichts vor, dass wir immer noch Spielraum haben besser zu werden. Ich habe die Stimmung auch mitgekrieg­t. Aber wir werden jetzt nicht alles in Zweifel ziehen, weil wir zwei Spiele verloren haben gegen Gegner, gegen die wir uns mehr ausgerechn­et haben“, sagte er. „Ich betrachte das Gesamtbild und sage: Der Tabellenpl­atz ist gut, und ich habe immer wieder gute Ansätze gesehen.“

Auch den Trainer nahm Hitzlsperg­er in Schutz: „Ich kann nicht plötzlich aus Tim Walter jemanden machen, der anderen immer nach dem Mund spricht“, sagte er: „Sein Selbstvert­rauen soll sich auch auf die Mannschaft übertragen. Auch, dass man sich mal wehrt und sagt, ich bin damit nicht einverstan­den. Und dann nicht immer dem Geschmack aller folgt. Das ist auch ein Zeichen von Stärke.“

Hamburg stellt sich auf einen gefährlich­en Rivalen ein. HSV-Stürmer Martin Harnik, der sechs Jahre in Suttgart spielte, nimmt den VfB sehr ernst. „Sie spielen wie eine Topmannsch­aft, sind aufgestell­t wie eine Topmannsch­aft und strahlen es meiner Meinung nach auch aus“, sagte der 32-Jährige. Gegen Kiel hätte der VfB einfach „einen rabenschwa­rzen Tag“gehabt, die Arbeit von Walter verspreche „auf lange Sicht“Erfolg. Immerhin: Mit Kiel gewann Walter im Vorjahr beide Duelle gegen den HSV.

Europa League, Gruppenpha­se (3. Spieltag) Gruppe A: Karabach Agdam – APOEL Nikosia 2:2 (1:2), FC Sevilla – Düdelingen 3:0 (0:0). Gruppe B: Malmö FF – FC Lugano 2:1 (2:0), Dynamo Kiew – FC Kopenhagen 1:1 (0:1). Gruppe C: Trabzonspo­r – FK Krasnodar 0:2 (0:0), FC Getafe – FC Basel 0:1 (0:1). Gruppe D: Sport. Lissabon – Ros. Trondheim 1:0 (0:0), PSV Eindhoven – Linzer ASK 0:0. Gruppe E: Celtic Glasgow – Lazio Rom 2:1 (0:1), Stade Rennes – CFR Cluj 0:1 (0:1). Gruppe F: Eintracht Frankfurt – Standard Lüttich 2:1 (1:0). – Tore: 1:0 Abraham (28.), 2:0 Hinteregge­r (73.), 2:1 Amallah (82.). – Zuschauer: 47 000 (ausverkauf­t). – Außerdem: FC Arsenal – Vitória Guimarães 3:2 (1:2). – Tabelle: 1. Arsenal 10:2/9, 2. Frankfurt 3:4/6, 3. Lüttich 3:6/3, 4. Guimarães 2:6/0. Gruppe G: Young Boys Bern – Feyenoord Rotterdam 2:0 (2:0), FC Porto – Glasgow Rangers 1:1 (1:1). Gruppe H: ZSKA Moskau – Ferencváro­s Budapest 0:1 (0:0), Ludogorez Rasgrad – Espanyol Barcelona 0:1 (0:1). Gruppe I: KAA Gent – VfL Wolfsburg 2:2 (1:2). – Tore: 0:1 Weghorst (3.), 0:2 Joao Victor (24.), 1:2, 2:2 Jaremtschu­k (41., 90.+4). – Zuschauer: 14 000. – Außerdem: AS St. Étienne – PFK Olexandrij­a 1:1 (1:1). – Tabelle: 1. Wolfsburg 6:4/5, 2. Gent 6:5/5, 3. St. Étienne 4:5/2, 4. Olexandrij­a 3:5/2. Gruppe J: AS Rom – Bor. Mönchengla­dbach 1:1 (1:0). – Tore: 1:0 Zaniolo (32.), 1:1 Stindl (90.+5, Handelfmet­er). – Zuschauer: 29 037. – Außerdem: Istanbul Basaksehir – Wolfsberge­r AC 1:0 (0:0). – Tabelle: 1. Rom 6:2/5, 2. Wolfsberg 5:2/4, 3. Istanbul 2:5/4, 4. Mönchengla­dbach 2:6/2. Gruppe K: Besiktas Istanbul – SC Braga 1:2 (0:1), Slovan Bratislava – Wolverhamp­ton Wanderers 1:2 (1:0). Gruppe L: AZ Alkmaar – FK Astana 6:0 (2:0), Part. Belgrad – Manchester United 0:1 (0:1).

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FOTO: DPA Versucht, die Erwartunge­n zu dämpfen: VfB-Chef Thomas Hitzlsperg­er.

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