Häufig sexuelle Belästigung im Job
Neuer Studie zufolge werden rund 13 Prozent der Frauen im Job sexuell belästigt
BERLIN (AFP) - Belästigende Blicke, unerwünschte Berührungen: Neun Prozent der Beschäftigten am Arbeitsplatz sind einer Umfrage zufolge in den vergangenen drei Jahren sexuell belästigt worden. Dabei waren Frauen mit einem Anteil von 13 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer (fünf Prozent), wie die am Freitag vorgestellte Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ergab.
BERLIN (dpa) - Rund jeder elfte Beschäftigte in Deutschland ist in den vergangenen drei Jahren im Job sexuell belästigt worden. Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach berichteten rund 13 Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer davon, mit unangemessenen Kommentaren, Witzen, Gesten oder auch Berührungen und anderen Handlungen belästigt worden zu sein.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz falle unter das Thema Gewalt und dürfe niemals als Kavaliersdelikt verstanden werden, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD). Sie verwies darauf, dass niemand solche Übergriffe hinnehmen müsse. „Es gibt Gesetze und Rechtsprechung, die das verbieten.“Arbeitgeber seien zudem dazu verpflichtet, für den Schutz der Beschäftigten zu sorgen. Die rechtlichen Vorgaben stehen im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG).
Mehr als die Hälfte der Betroffenen sagte der Befragung zufolge, dass die von ihnen erlebten sexuellen Belästigungen am Arbeitsplatz von Dritten ausgingen, zum Beispiel von Kunden, Patienten oder Klienten. Dahinter folgten Kollegen und Vorgesetzte. Am häufigsten kam es zwar zu verbalen Belästigungen wie Sprüchen. Aber fast 30 Prozent der Betroffenen gab auch an, unerwünscht berührt oder bedrängt worden zu sein. Selten seien das Einzelfälle, hieß es von der Antidiskriminierungsstelle. Die große Mehrheit der Belästigten habe wiederholt solche Situationen erlebt.
„Viele Betroffene fühlen sich verunsichert, abgewertet und in ihrer Würde verletzt und geben sich im schlimmsten Fall selbst die Schuld daran“, sagte Giffey. Sie nannte als Beispiel Gedanken wie „Hätte ich mal nicht den kurzen Rock angezogen“. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Nicole Bauer, sagte, die Studie zeige, dass immer noch Handlungsbedarf bestehe. „Sexuelle Belästigung im Arbeitskontext ist ein Thema, besonders dort, wo Machtverhältnisse eine Rolle spielen.“
Der Untersuchung zufolge gehen die Übergriffe mehrheitlich von männlichen Personen aus. Am stärksten betroffen sind Beschäftigte in Gesundheits- und Sozialberufen. Dort komme hinzu, dass Belästigungen durch Kunden oder Patienten teilweise als Berufsrisiko angesehen, bagatellisiert und ignoriert würden, schreiben die Autoren.
Giffey wies darauf hin, dass von dem Problem auch Männer betroffen seien: „MenToo – das ist teilweise ein großes Tabu, darüber zu sprechen.“Sie ermutige Frauen und Männer, sich zu wehren und diejenigen, die Grenzen überschreiten, in ihre Schranken zu weisen. Die Antidiskriminierungsstelle rät Betroffenen bei sexueller Belästigung, jeden Vorfall zu dokumentieren und sich an Personaloder Betriebsrat, Gleichstellungsbeauftragte, Vorgesetzte oder Personalabteilung zu wenden. Sollte der Arbeitgeber keine wirksamen Maßnahmen ergreifen, um die betroffene Person zu schützen, könne man als „letztes Mittel“der Arbeit fernbleiben und weiterhin das volle Gehalt verlangen.