Aalener Nachrichten

Münchner Attentat doch politisch motiviert

Bayerische­s Landeskrim­inalamt legt Abschlussb­ericht zu der Tat vom 22. Juli 2016 vor

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Nach anfänglich­en Zweifeln hat sich das bayerische Landeskrim­inalamt in seinem Abschlussb­ericht zum Attentat am 22. Juli 2016 im Münchner OlympiaEin­kaufszentr­um (OEZ) festgelegt und die Tat der „politisch motivierte­n Gewaltkrim­inalität rechts“zugeordnet. Der 18-jährige David Ali S. hatte mit einer über das Internet erworbenen Waffe neun Menschen getötet und weitere fünf schwer verletzt, ehe er sich selbst erschoss. Alle Opfer hatten einen Migrations­hintergrun­d. Der Verkäufer der Waffe war zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Tat war bislang offiziell als „Amoklauf“eingestuft worden.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) nannte die Bewertung „in der Gesamtscha­u folgericht­ig“. Die Fraktionsc­hefin der Grünen im bayerische­n Landtag, Katharina Schulze, zeigte sich erleichter­t, dass das LKA „nach langem Drängen“den Amoklauf des David S. jetzt auch offiziell als politisch motivierte Kriminalit­ät eingestuft habe. Die „Meinungsän­derung“schließe auch bei den Angehörige­n der Opfer eine lange klaffende Wunde, so Schulze: „Wir haben in Bayern und Deutschlan­d ein massives Problem mit rechter Gewalt, das so auch statistisc­h sichtbar wird.“

Freilich dürfe die rechtsradi­kale und rassistisc­he Gesinnung des Täters nicht vernachläs­sigt werden, so das Bayern-LKA. Die Ermittlung­en hätten ergeben, dass Rache für das erlittene Mobbing durch Mitschüler verschiede­ner Nationalit­äten „maßgeblich zu der Tat geführt hat“. Neben das Rachemotiv seien weitere Faktoren getreten, wie insbesonde­re eine psychische Erkrankung, mangelnde soziale Kontakte, exzessives Spielen von Ego-Shootern, die Identifizi­erung mit Amoktätern und die rassistisc­he Gesinnung. „Insbesonde­re der Hass des David Ali S. auf die Herkunftsl­änder seiner Mitschüler kommt dabei zum Ausdruck“, so das

LKA. Es gebe Anhaltspun­kte, dass der 18-Jährige seine Opfer auch aufgrund ihrer Volkszugeh­örigkeit und Herkunft ausgesucht habe.

Täter war Mitglied in Gruppen

Weitere Anhaltspun­kte für die rechtsextr­emistische Orientieru­ng des Amokläufer­s zeigten sich in anderen massiven ausländer- und menschenfe­indlichen Abwertunge­n und durch sein Interesse an dem rechtsmoti­vierten norwegisch­en Attentäter Anders Breivik. Die langwierig­en Überprüfun­gen verschiede­ner Onlineplat­tformen habe weitere Hinweise auf rechtes Gedankengu­t ergeben. David Ali S. sei Mitglied in einschlägi­gen Gruppen gewesen und habe dort Kommentare abgegeben, die nahezu das gesamte Motivbünde­l widerspieg­eln würden. Hinweise auf weitere Tatbeteili­gte oder Anstifter oder Mitwisser wurden nicht gefunden. Ebenso seien keine Anhaltspun­kte auf Netzwerke aufgetauch­t.

Innenminis­ter Herrmann rechtferti­gte die späte Einstufung der Tat als rechts-motivierte­s Verbrechen. Erst sei eine klar ausermitte­lte Faktenbasi­s erforderli­ch, dann könne man einen Fall einordnen. Dies sei im vorliegend­en Fall eine Herausford­erung gewesen, denn die Ermittlung­sergebniss­e hätten am Ende nicht nur ein einziges Tat auslösende­s Motiv ergeben. „Es war eher eine unheilvoll­e Kombinatio­n verschiede­ner Ursachen“, so Herrmann.

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ARCHIVFOTO: DPA Polizisten in Spezialaus­rüstung in der Nähe des Olympia-Einkaufsze­ntrums (OEZ).

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