Aalener Nachrichten

Streit um den Nato-Partner

SPD stellt Mitgliedsc­haft der Türkei in dem Militärbün­dnis infrage – Union widerspric­ht

- Von Stefan Kegel und dpa Rolf Mützenich

BERLIN - Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Rolf Mützenich hat am Freitag die Nato-Mitgliedsc­haft der Türkei infrage gestellt. Damit rief er Widerspruc­h in der Union hervor. Der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s im Bundestag, Norbert Röttgen, sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Ich halte es für falsch, die Nato-Mitgliedsc­haft der Türkei infrage zu stellen.“Es sei im strategisc­hen Interesse Europas und Nordamerik­as, dass die Türkei NatoPartne­r bleibe.

„Ein Blick auf die Landkarte sollte reichen, um die geopolitis­che Relevanz der Türkei zu verstehen“, ergänzte der CDU-Politiker. Gleichzeit­ig warnte er aber auch Ankara. „Wir müssen darauf bestehen, dass sich die Türkei auch wie ein Nato-Mitglied benimmt“, betonte er. „Um eine dauerhafte Krise mit der Türkei als Nato-Partner zu verhindern, müssen wir eine internatio­nale Lösung für den Konflikt in Nordsyrien anstreben. Das würde Erdogan auch territoria­l in die Schranken weisen.“

Mützenich hatte zuvor den Zeitungen der Funke-Gruppe gesagt: „Jeder muss für sich selbst prüfen, ob er noch Teil der Nato sein kann und will.“Die Nato sei eine Wertegemei­nschaft, doch „die Invasion der türkischen Streitkräf­te in Nordsyrien ist keineswegs durch das Selbstvert­eidigungsr­echt gedeckt“.

Unterstütz­ung erhielt er aus der eigenen Partei. „Wir wollen klarmachen, dass die Türkei die Menschenre­chte beachten muss“, sagte der außenpolit­ische Sprecher der SPD,

Nils Schmid. Das betreffe nicht nur den Einmarsch in Nordsyrien, sondern auch die Rückkehr von Flüchtling­en. „Eine zwangsweis­e Rückführun­g von Syrern wäre völkerrech­tswidrig“, sagt er. Generell halte seine Partei aber an dem Bündnispar­tner Türkei fest. „Wir haben ein hohes Interesse daran, dass die Türkei in der Nato bleibt und sich an die gemeinsame­n Werte hält.“

Auch die Sicherheit­sexpertin Claudia Major von der Stiftung Wissenscha­ft und Politik warnte davor, die Türkei zu verprellen. Ein Austritt wäre eine Schwächung an der Südflanke des Bündnisses, am Schwarzen Meer und am Mittelmeer, vor allem gegenüber Russland, sagte sie. Zudem lägen zahlreiche NatoEinric­htungen in der Türkei. Ohnehin könne das Bündnis die Türkei gar nicht ausschließ­en, erklärte Major. „Vertraglic­h gibt es keine Basis für den Ausschluss eines unbequemen Mitgliedst­aates, nicht einmal eine Aussetzung der Mitgliedsc­haft.“Möglich wäre nur ein Austritt.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) räumte vor seiner Türkei-Reise dem Vorstoß von Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) für eine UN-Blauhelmtr­uppe in Nordsyrien geringe Chancen ein: „Bislang hat noch keiner der Angefragte­n gesagt, er würde sich beteiligen.“Nach einem „Spiegel“-Bericht haben Experten im Verteidigu­ngsministe­rium inzwischen berechnet, inwieweit sich die Bundeswehr an einem Einsatz beteiligen könnte. Militärpla­ner seien auf 2500 Soldaten gekommen. Ein Ministeriu­mssprecher nannte die Zahlen „völlig spekulativ“.

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Norbert Röttgen
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FOTOS: DPA

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