Verlässlichkeit mangelhaft
Zum Artikel „Der Zug ist abgefahren“(23.10.): Die Qualität Anschlussverlässlichkeit beginnt schon, wenn der verspätete Zug sich dem Bahnhof nähert und langsam dorthin bummelt. Stress macht sich breit: Reicht es noch? Ist der Anschlusszug vielleicht auch verspätet, sodass es dann doch Sinn macht – oder wartet er gar? Information zu diesen Fragen liegt in Regionalzügen in aller Regel nicht vor. Und dieser Stress steht in keiner Statistik.
Unbegreiflich ist in einer Zeit, in der ernsthaft über selbstfahrende Autos nicht nur nachgedacht wird, wieso hier nicht längst der Computer die Entscheidung trifft: Viele Reisende kaufen die Fahrkarte online – und dort ist in aller Regel eine konkrete Zugverbindung hinterlegt. In sicher über 90 Prozent wird diese dann genutzt, selbst dann, wenn keine Zugbindung greift. Diese Daten liegen der Bahn vor und geben Auskunft über die ganz konkrete Situation. Kumuliert über lange Zeiten entsteht ein statistischer Erfahrungswert, der ebenso herangezogen werden kann. Wo ist also das Problem, mit hinreichender Genauigkeit festzustellen, wie viele Umsteiger sich in dem Zug befinden? Algorithmen, die uns zu ungewollten Kaufentscheidungen verführen wollen und fremdbestimmte Wirklichkeitsdeutungen vorgaukeln, sind allgegenwärtig. Diese wären wir gerne los und hätten gerne stattdessen diese Technologie dort, wo sie uns tatsächlich nutzt!
Tilmann Wolf, Scheidegg
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