Die TV-Welt will im Umbruch auch Chancen erkennen
Medientage München diskutieren über Zukunft des Fernsehens
MÜNCHEN (dpa) - Deutsche Fernsehsender sehen den Umbruch in der Branche zunehmend auch als Chance. „Wir können heute Geschichten so konsequent und frei erzählen, wie ich es noch nie erlebt habe“, sagte Vox-Geschäftsführer Sascha Schwingel bei den 33. Medientagen München.
„Die BBC hat früher die Nase gerümpft, wenn wir über Kooperationen sprechen wollten. Heute sitzen wir mit denen an einem Tisch“, sagte Frank Zervos, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie I. Er betonte, dass der durchschnittliche Fernsehzuschauer in Deutschland noch rund dreieinhalb Stunden am Tag lineares Fernsehen schaue, auch wenn die Tendenz rückläufig sei und Streaming der große Wachstumsmarkt. Das ZDF verliere Zuschauer im Alter zwischen 25 und 49 Jahren, sagte Zervos. „Die drunter haben wir vorher schon verloren.“Darum wolle das ZDF künftig vor allem auf die Mediathek und neue Formate setzen: „Mehr serielles Erzählen für Publikum zwischen 25 und 49.“
Dass der Markt in Bewegung ist, zeigt sich auch daran, auf welchen Geräten Bewegtbild genutzt wird. Der Fernseher bleibt einer Studie zufolge in Deutschland das wichtigste Gerät, allerdings nicht bei sehr jungen Leuten. Knapp ein Drittel (32,2 Prozent) der 14- bis 19-Jährigen sieht das Smartphone als wichtigstes Empfangsgerät für den Videokonsum, wie aus dem Digitalisierungsbericht Video 2019 der Landesmedienanstalten hervorgeht. Der Fernseher verliere damit in dieser Altersgruppe seine Spitzenposition. Nur 25,7 Prozent nannten ihn als wichtigstes Gerät zur Videonutzung.
Betrachtet man alle befragten Altersgruppen, so bleibt der Fernseher weiterhin das wichtigste Gerät, wie es in dem Bericht heißt. 56,6 Prozent gaben dies an. Im Trend betrachtet nehme die Relevanz des Fernsehgerätes allerdings um etwa sieben Prozentpunkte ab. 11,5 Prozent sehen das Smartphone als wichtigstes Gerät für den Videokonsum an. Danach kommen Laptop (10,2 Prozent), Desktop PC (8,3 Prozent) und Tablet (5,1 Prozent).
Möglichkeiten gibt es für deutsche Sender wohl auch zukünftig in der Zusammenarbeit mit dem Streaming-Riesen Amazon. Der will bei der Produktion von Filmen, Serien und Shows auch weiterhin auf internationale Kooperationspartner setzen, wie James Farrell sagte, der bei dem Streamingdienst die internationalen Eigenproduktionen verantwortet.