Aalener Nachrichten

Gemeindera­t rettet altes Gebäude vor dem Bagger

Das historisch­e Dampfkesse­lhaus auf dem Union-Areal wird gesichert – Vor allem Freie Wähler haben Bedenken und stimmen dagegen

- Von Markus Lehmann

AALEN - Es ist kurz vor knapp gewesen: Die Stadt nimmt sich des alten Dampfkesse­lhauses auf dem UnionGelän­de an, sichert es vor dem Verfall und will daraus einen Veranstalt­ungsraum machen, der teils die Industrieg­eschichte Aalens aufnimmt. Im Gemeindera­t wurde lange diskutiert. Die Mehrheit steht hinter dem Erhalt des rund 130 Jahre alten Backsteing­ebäudes mit Schornstei­n außen und historisch­er Technik innen. Gegen den Erhalt stimmten schließlic­h sieben Räte, vor allem in den Reihen der Freien Wähler.

Die Vorgeschic­hte ist bekannt. Das Union-Gelände hat der Ostalbkrei­s gekauft, um darauf das neue Landratsam­t zu bauen. Das alte Gebäude will der Kreis aber nicht. Vor einigen Wochen wurde die Stadt gefragt, ob sie es übernehmen will. Im Umweltauss­chuss war vorberaten worden, jetzt fiel im Gemeindera­t die Entscheidu­ng. Möglicherw­eise nur wenige Tage bevor der Bagger angerückt wäre und Fakten geschaffen hätte. Aalens Erster Bürgermeis­ter will dieses Relikt aus Aalens industriel­ler Aufbruch-Ära erhalten. Nicht aufwendig renoviert, sondern als „Kalthaus“, mit Hinweisen (Bildern oder Fotos) aus der Zeit. Aber, betont Wolfgang Steidle,

„nicht als Museum“. Sondern als Ort für Veranstalt­ungen, als Treffpunkt für touristisc­he Führungen, für Workshops und Privatvera­nstaltunge­n. Oder für Hochzeiten: Er sei angesproch­en worden, dass ein Paar das Gebäude im Jahr 2022 für eine Trauung mieten möchte. Sanierung bedeutet für Steidle: Die Patina und den Turm erhalten. Kosten soll sie maximal 660 000 Euro, eher weniger. Bei diesem Kostenaufw­and winken Zuschüsse, 60 Prozent aus der Städtebauf­örderung, also etwa 336 000 Euro.

Zunächst traten die Befürworte­r auf. Für Peter Peschel (CDU) etwa ist das historisch­e Gebäude ein „kleines, feines Juwel“, das erhalten werden muss. Auch Michael Fleischer (Grüne) steht „ganz klar dahinter“, das Gebäude

tue dem Areal mit dem künftig ökologisch sanierten Kocher sehr gut. Von Andrea Hatam (SPD) gab es ebenfalls ein „ganz klares Ja“– mit dem Haus könne man die industriel­le Entwicklun­g noch besser touristisc­h hervorhebe­n.

Dann ging die Runde an das Lager, das Bedenken hat. Jürgen Opferkuch (Freie Wähler Aalen) verwies auf den schlechten Zustand, berief sich auf ein Gutachten, wonach der Schornstei­n wohl abgerissen werden muss. Außerdem überzeugt ihn das Nutzungsko­nzept nicht. Den Schornstei­n nahm auch Friedrich Klein (FDI) in den Fokus. Er habe große Sorge, ob er erhalten werden könne. Und ohne ihn würde das Gebäude stark an Attraktivi­tät verlieren.

Nicht ständig neue Projekte aufnehmen

Skeptisch ist auch Franz Fetzer (Freie Wähler). Die geschätzte­n 660 000 Euro seien ja nur für die Sicherung da. Das sei nur der Anfang. Der eigentlich­e Umbau zu einem Veranstalt­ungsort werde deutlich teurer. Überhaupt solle die Stadt nicht „ständig neue Projekte aufnehmen“. Norbert Rehm (FDI) griff das mit den Zuschüssen auf: Es sei „unerträgli­ch“, dass die Stadt so tue, dass Gelder des Landes keine Steuergeld­er seien. Sein Vorschlag: Der Landkreis, dem das Gebäude gehört, soll sich auch darum kümmern.

Dem widersprac­h Aalens Oberbürger­meister deutlich. Und: Es gehe jetzt darum, die letzte Chance für den Erhalt des Gebäudes zu ergreifen: „Wir beschließe­n nur die Sicherung.“Vor der Abstimmung teilte Steidle mit: „Eine Sicherung des Kamins ist möglich.“

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FOTO: SIEDLER Die Stadt will aus dem alten Dampfkesse­lhaus einen Veranstalt­ungsraum machen.

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