Gemeinderat rettet altes Gebäude vor dem Bagger
Das historische Dampfkesselhaus auf dem Union-Areal wird gesichert – Vor allem Freie Wähler haben Bedenken und stimmen dagegen
AALEN - Es ist kurz vor knapp gewesen: Die Stadt nimmt sich des alten Dampfkesselhauses auf dem UnionGelände an, sichert es vor dem Verfall und will daraus einen Veranstaltungsraum machen, der teils die Industriegeschichte Aalens aufnimmt. Im Gemeinderat wurde lange diskutiert. Die Mehrheit steht hinter dem Erhalt des rund 130 Jahre alten Backsteingebäudes mit Schornstein außen und historischer Technik innen. Gegen den Erhalt stimmten schließlich sieben Räte, vor allem in den Reihen der Freien Wähler.
Die Vorgeschichte ist bekannt. Das Union-Gelände hat der Ostalbkreis gekauft, um darauf das neue Landratsamt zu bauen. Das alte Gebäude will der Kreis aber nicht. Vor einigen Wochen wurde die Stadt gefragt, ob sie es übernehmen will. Im Umweltausschuss war vorberaten worden, jetzt fiel im Gemeinderat die Entscheidung. Möglicherweise nur wenige Tage bevor der Bagger angerückt wäre und Fakten geschaffen hätte. Aalens Erster Bürgermeister will dieses Relikt aus Aalens industrieller Aufbruch-Ära erhalten. Nicht aufwendig renoviert, sondern als „Kalthaus“, mit Hinweisen (Bildern oder Fotos) aus der Zeit. Aber, betont Wolfgang Steidle,
„nicht als Museum“. Sondern als Ort für Veranstaltungen, als Treffpunkt für touristische Führungen, für Workshops und Privatveranstaltungen. Oder für Hochzeiten: Er sei angesprochen worden, dass ein Paar das Gebäude im Jahr 2022 für eine Trauung mieten möchte. Sanierung bedeutet für Steidle: Die Patina und den Turm erhalten. Kosten soll sie maximal 660 000 Euro, eher weniger. Bei diesem Kostenaufwand winken Zuschüsse, 60 Prozent aus der Städtebauförderung, also etwa 336 000 Euro.
Zunächst traten die Befürworter auf. Für Peter Peschel (CDU) etwa ist das historische Gebäude ein „kleines, feines Juwel“, das erhalten werden muss. Auch Michael Fleischer (Grüne) steht „ganz klar dahinter“, das Gebäude
tue dem Areal mit dem künftig ökologisch sanierten Kocher sehr gut. Von Andrea Hatam (SPD) gab es ebenfalls ein „ganz klares Ja“– mit dem Haus könne man die industrielle Entwicklung noch besser touristisch hervorheben.
Dann ging die Runde an das Lager, das Bedenken hat. Jürgen Opferkuch (Freie Wähler Aalen) verwies auf den schlechten Zustand, berief sich auf ein Gutachten, wonach der Schornstein wohl abgerissen werden muss. Außerdem überzeugt ihn das Nutzungskonzept nicht. Den Schornstein nahm auch Friedrich Klein (FDI) in den Fokus. Er habe große Sorge, ob er erhalten werden könne. Und ohne ihn würde das Gebäude stark an Attraktivität verlieren.
Nicht ständig neue Projekte aufnehmen
Skeptisch ist auch Franz Fetzer (Freie Wähler). Die geschätzten 660 000 Euro seien ja nur für die Sicherung da. Das sei nur der Anfang. Der eigentliche Umbau zu einem Veranstaltungsort werde deutlich teurer. Überhaupt solle die Stadt nicht „ständig neue Projekte aufnehmen“. Norbert Rehm (FDI) griff das mit den Zuschüssen auf: Es sei „unerträglich“, dass die Stadt so tue, dass Gelder des Landes keine Steuergelder seien. Sein Vorschlag: Der Landkreis, dem das Gebäude gehört, soll sich auch darum kümmern.
Dem widersprach Aalens Oberbürgermeister deutlich. Und: Es gehe jetzt darum, die letzte Chance für den Erhalt des Gebäudes zu ergreifen: „Wir beschließen nur die Sicherung.“Vor der Abstimmung teilte Steidle mit: „Eine Sicherung des Kamins ist möglich.“