„So einen Schlag habe ich noch nie erlebt“
Betriebsrat und IG Metall wehren sich gegen den erneuten Stellenabbau bei Bosch AS
SCHWÄBISCH-GMÜND - Das Management von Bosch Automotive Steering will bis 2022 weitere 1000 Arbeitsplätze in Schwäbisch Gmünd reduzieren. Daraufhin bekundeten Betriebsrat und IG Metall, diese Ankündigung auf keinen Fall hinzunehmen.
„Der Zukunftspakt von 2017 hat keinen Wert mehr, keine Daseinsberechtigung“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Alessandro Lieb angesichts der Streichung von nun insgesamt rund 1800 Stellen zwischen 2017 und 2022. Er bezeichnete das Vorhaben, weitere 1000 Stellen zu streichen, als unmoralisch. Dass noch in diesem Jahr darüber Gespräche geführt werden sollen, setze dem Betriebsrat und der Belegschaft die Pistole auf die Brust.
Schwäbisch Gmünd ist einer von mehreren Standorten, an denen das Unternehmen derzeit Stellen abbaut. Gesamtbetriebsratsvorsitzender Uwe Lemke berichtete von 240 Arbeitsplätzen, die in Bremen gestrichen werden, weil die gesamte Produktion nach Eger in Ungarn verlegt werden soll. Am Standort Bremen sollen demnach lediglich 30 Arbeitsplätze von Spezialisten in der Entwicklung erhalten bleiben. Auch in Stuttgart-Feuerbach wird die Belegschaft um rund 20 Prozent reduziert. „Ich bin nun seit 40 Jahren im Unternehmen, so einen Schlag habe ich noch nie erlebt“, sagt Lemke.
Auch wenn Bosch eine Stiftung sei, erklärt IG-Metallsprecher Roland Hamm, gebe es hier keine großen Unterschiede zu dem, was in anderen Unternehmen passiere. Das Management von Bosch AS fordere, Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro zu reduzieren. Unter anderem resultiere dieser Betrag aus einem Auftragsrückgang im zweistelligen Bereich und dem Umstand, dass eine Reihe von Hausaufgaben aus dem Standort-Sicherungspakt nicht umgesetzt worden seien, so Hamm weiter. Kostenreduzierung sei am einfachsten durch Stellenabbau zu erreichen, was Hamm als fantasielos bezeichnet. Dagegen wollen sich Gewerkschaft und Betriebsrat vehement zur Wehr setzen – mit kreativen Vorschlägen. „Wir sind gut organisiert und wir haben deutlich gespürt, dass die Belegschaft darauf wartet, dass wir ein Zeichen setzen,“ist sich Hamm sicher. „Wir werden die Belegschaft auf die Straße holen.“
Zunächst wurden sechs Punkte gelistet, die der Betriebsrat fordert: Zum einen soll eine intensive Prüfung der wirtschaftlichen Ausgangssituation durchgeführt werden. Auch den Gründen, weshalb die Ziele nicht erreicht wurden, soll nachgegangen werden. Ein dritter Punkt betrifft die Zeitschiene, die so nicht haltbar sei. Ferner bestehe man darauf, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben dürfe. Es müssten Alternativen zum Personalabbau gesucht werden, so der IG-Metallsprecher. Qualifizierung statt Kündigung und Reduzierung der Arbeitszeit
seien Beispiele dafür.
Außerdem wird ein innovatives Zukunftskonzept und -bild eingefordert. Alessandro Lieb sagt: „Wir haben einen Blumenstrauß an Maßnahmen gegen Stellenabbau.“Zum Thema Auszubildende betont er: „Das ist ein Tabu-Thema. Wir haben eine Regelung für unbefristete Übernahme.“