Stadt erreicht Klimaziel für 2030 bereits jetzt
Energiebericht für die Jahre 2016 bis 2018 veröffentlicht – Energieverbrauch der Stadtverwaltung leicht gestiegen
ELLWANGEN - Der jüngste Energiebericht der Ellwanger Stadtverwaltung zieht eine positive Zwischenbilanz bei der Erreichung ihrer Klimaschutzziele. So ist der Kohlendioxid-Ausstoß der 33 wichtigsten städtischen Einrichtungen von 3100 Tonnen im Jahr 2010 auf 1398 Tonnen im vergangenen Jahr gesunken. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Stadt im Jahr 2013 auf Strom umgestellt hat, der vollständig aus Wasserkraft erzeugt wird.
Der Energieverbrauch der städtischen Einrichtungen ist zwischen 2015 und 2018 leicht angestiegen: Betrug der Bedarf im Jahr 2015 noch 7160 Megawattstunden, so waren es im vergangenen Jahr 7617. Das ist eine Steigerung um 6,3 Prozent. Der Löwenanteil des Energieverbrauchs entfällt auf die Wärme. Für die Heizung der Gebäude wurden im vergangenen Jahr 6427 Megawattstunden aufgewandt, 2015 waren es 6073. Diese Zunahme um rund sechs Prozent führt der Bericht einerseits darauf zurück, dass die beheizte Fläche in den städtischen Gebäuden im gleichen Zeitraum um 3,8 Prozent zugenommen hat.
Der weit größere Teil hat jedoch mit einem geänderten Nutzerverhalten zu tun. Hier will die Stadtverwaltung in den kommenden Jahren ansetzen. „Die in der Dienstanweisung Energie festgelegten Raumtemperaturen wurden mancherorts regelmäßig überschritten“, heißt es in dem Bericht. Die Empfehlung lautet daher, dass die Mitarbeiter und die Hausmeister klare Vorgaben von der Verwaltung bekommen, wo die vorgeschriebenen Werte einzuhalten sind und wo unter Umständen Ausnahmen möglich sind. Die Verwaltung habe zwar Ausnahmen geduldet. Es seien aber immer mehr Ausnahmen gefordert worden.
Verbrauch im Rathaus wächst um 22 Prozent
Eine deutliche Steigerung des Wärmeenergieverbrauchs verzeichnete das Ellwanger Rathaus. Obwohl nicht der größte Konsument – das sind die beiden städtischen Gymnasien –, stieg der Bedarf des Rathauses zwischen 2016 und 2018 um 22 Prozent von rund 463 000 auf knapp 566 000 Kilowattstunden. Diese Zunahme erklärte der Pressesprecher der Stadt, Anselm Grupp, mit dem Wachstum beim Personal. Einige Räume seien zu Büros umgebaut worden, in denen zuvor Registraturen und dergleichen untergebracht waren, erläuterte Grupp. Erst vor kurzem hätten außerdem die beiden Ratssäle eine neue Heizungssteuerung
erhalten. Die neue Steuerung werde die bestehenden Defizite bei Heizung und Lüftung in den Sälen verbessern, zeigte sich der Pressesprecher der Stadt überzeugt. Der Stromverbrauch der städtischen Einrichtungen nahm zwischen 2015 und 2018 um 9,4 Prozent auf 1190 Megawattstunden zu.
Zwar habe die Stadtverwaltung in den letzten Jahren verstärkt Maßnahmen
umgesetzt, um den Strombedarf zu reduzieren. So seien etwa Beleuchtungen mit Leuchtdioden eingerichtet oder stromsparende Geräte angeschafft worden.
Stromverbrauch steigt durch Rebound-Effekt
Andererseits hätte die technische Ausstattung in den Gebäuden den Verbrauch wiederum stark erhöht, etwa durch Whiteboards und Beamer in den Schulen oder durch Aufzüge. Um diesen sogenannten Rebound-Effekt einzudämmen, sollten die Mitarbeiter in den Ruhezeiten ihre Geräte ausschalten, anstatt sie im Standby-Betrieb zu belassen.
Weil der Strom der Stadtverwaltung bereits zu 100 Prozent aus Wasserkraft erzeugt wird, hat die Stadtverwaltung ihr Klimaschutzziel, nämlich die Halbierung des CO 2Ausstoßes bis 2030, bereits in vollem Umfang erreicht. Der Bericht empfiehlt daher, bis 2030 ein weiteres Zwischenziel ins Visier zu nehmen, nämlich die erneute Halbierung von jetzt rund 1400 auf 700 Tonnen CO2. Bis 2050 soll die vollständige Klimaneutralität erreicht sein.
Oberbürgermeister Michael Dambacher lobte den Bericht, der dem Gemeinderat im Vorfeld der jüngsten Sitzung zugegangen war. Die im Bericht formulierten Klimaziele bezeichnete er als „gut und wichtig“. Die Stadt habe einen „ganz guten Wurf vorgelegt“und habe jetzt eine Vorbildfunktion.
Hans-Peter Krämer (Freie Bürger) fand es „hoch erfreulich“, dass die Halbierung von 3100 Tonnen auf 1400 Tonnen bereits erreicht worden sei. Lobende Worte, auch über die Zusammenstellung des Berichtes selbst, fand Claudia Wagner von den Grünen. Beim Verbrauch sah sie allerdings noch „etwas Potenzial“. Einer temporären Heizungssperrung, um den Wärmeverbrauch zu kappen, erteilte sie in der Gemeinderatssitzung eine Absage.
Hariolf Brenner (Freie Bürger) erkundigte sich, warum die Mittelhofhalle abends zum Teil so aufgeheizt sei, dass man oft als Erstes die Fenster aufreißen müsse. Energiemanager Olaf Butz erläuterte, dass sich die Halle tagsüber durch Sonneneinstrahlung aufwärme.
Bürgermeister Volker Grab deutete an, dass man gemeinsam mit den Schulen Maßnahmen zur Energieeinsparung ergreifen werde. Fritz Widmann (CDU) sagte mit Blick auf den Bericht, eine Sitzungsvorlage von solcher Qualität habe er noch selten erlebt.