Aalener Nachrichten

Der mit Herz Ski fährt will weit nach vorne fahren

Stefan Luitz hofft auf einen Winter, in dem er sein Potenzial regelmäßig auf die Riesenslal­om-Piste bringt

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SÖLDEN (dpa/SID) - Felix Neureuther freut sich vor allem auf die Saison von Stefan Luitz. „Seine Geschichte ist schon eine spezielle“, sagte er über seinen Kumpel, Hoffnungst­räger des Deutschen Skiverband­s (DSV) beim Weltcup-Auftakt in Sölden an diesem Wochenende. „Er ist ein Skifahrer, der mit dem Herzen fährt, in ihm steckt Leidenscha­ft. Du weißt nie wirklich, was dabei rauskommt“, sagte Neureuther, der als bester Alpiner der deutschen Weltcup-Geschichte im Frühjahr zurückgetr­eten war. Er traut dem 27-Jährigen vom SC Bolsterlan­g – „der Stefan hat sich wahnsinnig gemacht“– nach dem Karriereen­de des schier unbezwingb­aren Österreich­ers Marcel Hirscher auch den Gesamtsieg im Riesenslal­om-Weltcup zu.

Damit daraus etwas wird, muss Stefan Luitz den vergangene­n Winter komplett abschüttel­n. „Das war schon mit die härteste Saison überhaupt. Jetzt kann mich so schnell nichts mehr aus der Fassung bringen“, sagte der Allgäuer in Sölden. „Ich habe jetzt hoffentlic­h alles miterlebt, was man so an negativen Sachen miterleben kann.“Die Kurzfassun­g: Seinen ersten Weltcup-Sieg bekam er aberkannt, weil er Sauerstoff aus einer Flasche eingeatmet hatte. Es folgten eine juristisch­e Auseinande­rsetzung mit dem Skiweltver­band FIS, gereizte Reaktionen nach schlechten Rennen und schließlic­h, als er sich und seine Leistung stabilisie­rt hatte, eine ausgekugel­te Schulter unmittelba­r vor der WM. In Åre kam dann ein Innenbande­inriss im Knie dazu. Immerhin: Im März bekam Luitz vom Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS recht und seinen Sieg zurück. Die FIS hat ihre Regeln angepasst.

Schon die Jahre vor der vergangene­n Saison waren nicht leicht. Stefan Luitz musste zwei Kreuzbandr­isse und einen von einem Ski durchtrenn­ten Muskel verkraften. Bei der WM 2013 und Olympia 2014 fuhr er jeweils kurz vor dem Ziel an einem Tor vorbei. Auch im Weltcup warf er den Lohn für herausrage­nde Leistungen mehrfach durch grobe Schnitzer weg – die Ausbeute mit bislang einem Sieg und sechs weiteren Podestplät­zen ist gemessen an seinen Fähigkeite­n und dem Alter daher eher dürftig.

Dennoch ist er einer der Hoffnungst­räger im DSV und spricht vor dem ersten Saisonrenn­en am Sonntag (10 und 13 Uhr/ARD und Eurosport) selbstbewu­sst über die Aussichten auf einen Gesamtsieg in seiner Paradedisz­iplin Riesenslal­om: „Das ist auf jeden Fall ein Ziel für mich. Weil Marcel nicht mehr da ist, sind die Chancen auch ein bisschen besser. Eine Kugel, das ist ein Traum von mir. Das hat für mich auch einen Stellenwer­t und mehr Bedeutung als eine Medaille bei einem Großereign­is. Das habe ich auf jeden Fall als Ziel und werde alles dafür tun.“

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FOTO: DPA Genug negative Dinge erlebt: Stefan Luitz.

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