Verdrehte Derby-Welt
Vergangene Saison wäre Schalke fast abgestiegen, nun herrscht Selbstvertrauen – dafür wackelt Favre beim BVB
GELSENKIRCHEN (SID/dpa) - Jürgen Klopp hat einige wilde Revierderbys erlebt, aber dieses wird verwirrender als jedes andere. „Das ist die verrückteste Situation meines Lebens“, sagte der Meistertrainer vor der insgesamt 177. Auflage des Duells der Erzrivalen Schalke 04 und Borussia Dortmund: „Ich bin zu 100 Prozent schwarz-gelb. Aber jetzt ist mein bester Freund Schalke-Trainer! Ich weiß immer noch nicht, wie ich das klarkriegen soll.“
Sehr verwirrend für Jürgen Klopp
Dabei ist die Lage schon so verrückt genug. David Wagner, eben jener beste Freund, war einst königsblauer Eurofighter, hat vier Jahre die zweite Mannschaft der Borussen trainiert und nun die Schalker zu neuem Leben erweckt. Er kann dem angezählten BVB-Trainer Lucien Favre mit einem Sieg diesen Samstag (15.30 Uhr/Sky) ganz erhebliche Probleme bereiten. Der Name Jose Mourinho geistert schon durch Dortmund.
Michael Zorc hat 23 Derbys bestritten und mehr gewonnen als jeder andere (10). Das Erfolgsrezept des Sportdirektors lautet: Kampf garniert mit Kampf, dazu Kampf. „Macht Schalke einen Meter, machen wir einen Meter und am besten noch ein bisschen mehr. Wir wollen sehen, dass jeder Spieler mit jeder Faser seines Körpers gewinnen will.“
Zorc bemüht sich intensiv um Ruhe. Das Mourinho-Gerücht entbehre „jeder Grundlage. Wir führen keine Trainerdiskussion. Wir sind froh, dass wir Lucien Favre haben“, beteuerte er. Nach der ChampionsLeague-Niederlage bei Inter Mailand (0:2) ist die Stimmung jedoch angespannt. „Wir durchleben im Moment keine einfache Phase“, bekannte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung.
Im April hatten beide Mannschaften noch Welten getrennt. Dortmund schien dem Meistertitel entgegenzustreben, Schalke kämpfte leblos gegen den Abstieg – und siegte dann unter Huub Stevens beim BVB 4:2. Sechs Monate später ist das Derby ein Duell auf Augenhöhe, die Schalker sind zu Hause sogar favorisiert.