Aalener Nachrichten

Höckes Erfolg ist schockiere­nd

- Von Andreas● Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Simbabwe-Koalition? Die Thüringen-Wahl schlägt ein neues Kapitel im Buch der politische­n Farben- und Flaggenleh­re auf. Simbabwe-Koalition! Der verzweifel­te CDU-Spitzenman­n Mike Mohring hatte bis zuletzt gehofft, Schwarz, Rot, Gelb und Grün irgendwie gegen Dunkelrot und das braunstich­ige Thüringer Blau zusammenfü­hren zu können. Doch die Mitte bleibt in Thüringen chancenlos gegen die Ränder. Was im einen Fall weniger beunruhige­n muss als im anderen.

Die Linke mit ihrem über die meisten Parteigren­zen hinweg ausgesproc­hen beliebten Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow ist in Thüringen in der Wahrnehmun­g vieler Beobacher und vieler Wähler eine Partei der Mitte. Ramelow selbst ist eine Art Kretschman­n des Ostens, der erfolgreic­h zusammenfü­hrt und pragmatisc­h extreme Positionen meidet.

Anders verhält es sich mit dem zweiten Gewinner, mit dem AfDSpitzen­kandidaten Björn Höcke. Dass sich fast ein Viertel der Wähler in Thüringen für ihn entschiede­n hat, ist nur schockiere­nd zu nennen. Höcke hat mit seinen rassistisc­hen Äußerungen und verfassung­sfeindlich­en Plänen den Boden legitimer Kritik an der aktuellen Migrations­und Gesellscha­ftspolitik längst verlassen. Wörtlich fordert er in einem 2018 erschienen­en Buch ein „Remigratio­nsprojekt“, das wohl nicht ohne eine „wohltemper­ierte Grausamkei­t“auskommen werde. Im Klartext ist das nichts anderes als die Ankündigun­g einer ethnischen Säuberung. Wer als Deutscher „zu schwach oder nicht willens“ist, dieses Programm mitzutrage­n, den will Höcke mit „fester Hand“und „starkem Besen“aus dem Land entfernen. Damit wiederum kündigt er unverhohle­n auch eine politische Säuberung an.

Man darf sich nicht nur hitzig über solches Reden empören. Man muss die Tragweite solcher Vorhaben vielmehr immer wieder kühl offenlegen. Man muss dafür sorgen, dass Filterblas­en platzen und rechtsextr­emes Stammtisch­gerede nicht unwiderspr­ochen bleibt. Und man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass informiert­e Wähler nicht in so großer Zahl für die Höckes stimmen.

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