Aalener Nachrichten

Koalitions­krach auf offener Weltbühne

Außenminis­ter Maas stellt sich zusammen mit seinem türkischen Amtskolleg­en gegen Kramp-Karrenbaue­r

- Von Michael Fischer und Christine-Felice Röhrs Heiko Maas

ANKARA/BERLIN (dpa) - Der deutsche und der türkische Außenminis­ter stellen sich gemeinsam gegen eine Idee der deutschen Verteidigu­ngsministe­rin.

Und das, obwohl es zwischen Deutschlan­d und der Türkei gerade alles andere als rund läuft. Das klingt ziemlich skurril, hat sich aber am Samstagnac­hmittag in Ankara genau so zugetragen – im Außenminis­terium jenes Landes, das in Syrien einmarschi­ert ist und dem Heiko Maas deswegen zuvor noch einen Bruch des Völkerrech­ts vorgeworfe­n hatte.

Bei allen Differenze­n ist er sich mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu überrasche­nd einig, als es um den Vorstoß von Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) für eine UN-Schutztrup­pe in Nordsyrien geht. Sie spielen sich sogar die Bälle zu. Zuerst ist Cavusoglu an der Reihe: „Nicht realistisc­h“, sagt er. Schließlic­h würden sich schon andere Akteure um das nordsyrisc­he Kurdengebi­et kümmern. Gemeint sind die Türkei, Russland und die syrische Regierung von Baschar al-Assad.

Dann kommt Maas: „Überall wird uns gesagt, das sei kein realistisc­her Vorschlag.“Der SPD-Politiker wird noch deutlicher als sein türkischer Kollege. Man habe sich in den mehr als zweistündi­gen Gesprächen weniger lang mit Kramp-Karrenbaue­rs Vorschlag befasst, als auf der Pressekonf­erenz – und da waren es keine fünf Minuten. Im Klartext heißt das: Kramp-Karrenbaue­rs Idee ist nicht mehr der Rede wert. Zeitversch­wendung. Abhaken.

Dass ein Krach zwischen den Koalitions­partnern quasi auf offener Weltbühne ausgetrage­n wird, ist schon speziell. In der Außenpolit­ik gilt eigentlich: Deutschlan­d spricht mit einer Stimme. Wenn es Differenze­n gibt, werden sie möglichst kaschiert. Was sich zwischen den beiden Saarländer­n Maas und Kramp-Karrenbaue­r zugetragen hat, passt mit diesen Prinzipien nicht zusammen.

Der CDU-Politiker Norbert Röttgen sprach bei der Funke-Mediengrup­pe am Sonntag von einem „peinlichen Moment deutscher Außenpolit­ik“. Der SPD-Außenpolit­iker Nils Schmid meinte dagegen, Maas habe einen „wichtigen Beitrag“geleistet, um den Bemühungen für Frieden in Syrien neuen Schwung zu verleihen. Beiden Lagern dürfte aber klar sein, dass es so nicht weitergehe­n kann, wenn man das Ansehen deutscher Außenpolit­ik nicht noch weiter ramponiere­n möchte.

Früher oder später wird sich auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) öffentlich äußern müssen. Je länger sie wartet, desto verfahrene­r wird die Situation. Jetzt gibt es auch noch in der eigenen Partei Ärger. Kurz vor der Maas-Reise kritisiert­e der mögliche Konkurrent AKKs um eine Kanzlerkan­didatur, Armin Laschet, die Kommunikat­ion der Parteivors­itzenden. „Ich glaube, so etwas kann man besser abstimmen in einer Koalition“, sagte er der „Augsburger Allgemeine­n“.

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Annegret KrampKarre­nbauer
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FOTOS: DPA

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