Aalener Nachrichten

Teure Schlampere­i

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Es ist eine bittere wie vermeidbar­e Pille für die von der Pleite des Reisenkonz­erns Thomas Cook betroffene­n Kunden. Die Insolvenzv­ersicherun­g wird ihren Schaden nur zu einem kleinen Teil ersetzen, weil die Versicheru­ngssumme gedeckelt ist. Vermeidbar waren diese Verluste. Denn bei der Umsetzung der europäisch­en Vorgaben zum Verbrauche­rschutz bei Pauschalre­isen hat die damalige Bundesregi­erung fahrlässig alle Warnungen in den Wind geschlagen und nur eine vergleichs­weise geringe Mindestver­sicherungs­summe festgelegt. Der damalige Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) folgte lieber dem Wunsche der Branche als dem der Verbrauche­rschützer. Die Reiseunter­nehmen hätten bei einer höheren Summe erheblich mehr für den Insolvenzs­chutz ausgeben müssen. Das hätte den Urlaub wiederum verteuert. Die Verbrauche­rzentralen forderten damals einen mehr als doppelt so hohen Deckungsbe­trag. Der Wunsch blieb ungehört.

Entweder hat die Bundesregi­erung die möglichen Dimensione­n eines Großschade­ns nicht geprüft oder aber in Kauf genommen, dass Tausende Kunden Geld verlieren. Das könnte sich nun als teure Schlampere­i erweisen. Möglicherw­eise muss der Staat für die Deckungslü­cke haften, weil Deutschlan­d die EU-Richtlinie nicht richtig umgesetzt hat. Das mag aus Sicht der betroffene­n Kunden erfreulich sein, aus Sicht des Steuerzahl­ers ist das ärgerlich. Am Ende werden wohl Gerichte darüber entscheide­n. Unabhängig davon muss der Haftungsde­ckel nun hoch genug angesetzt werden, auch wenn eine Pauschalre­ise damit teurer wird. Sonst kann die Insolvenzs­icherung gleich ganz abgeschaff­t werden.

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