Dortmund in der Krise: „Wir arbeiten Fußball“
Bei der Nullnummer im Revierderby auf Schalke hat der BVB enormes Glück
GELSENKIRCHEN (SID) - BVB-Boss Hans-Joachim Watzke irrte ebenso orientierungslos durch die Katakomben der Arena wie einige Spieler zuvor über den Platz. Marco Reus hingegen trat ganz zielstrebig vor die Mikrofone und redete Klartext. „Wir dürfen mit dieser Leistung nicht zufrieden sein. Uns fehlen die Leichtigkeit und die Form“, sagte der Kapitän von Borussia Dortmund nach der enttäuschenden Nullnummer im 177. Revierderby beim Erzrivalen Schalke 04.
Nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Ligaspielen hinkt der Vizemeister seinen Ansprüchen weiter hinterher. Lange Zeit war der BVB am Samstag die schlechtere Mannschaft und hatte beim Lattenkopfball von Salif Sane und beim Pfostenschuss von Suat Serdar viel Glück, um nicht in Rückstand zu geraten. „Wir sind zu spät wach geworden. In den ersten 70 bis 75 Minuten haben wir wenig nach vorne investiert“, bemängelte Reus.
Das spielerische Element und die größere individuelle Klasse wurden gegen die kämpfenden Schalker nur selten sichtbar. Es habe „zäh und verkrampft“gewirkt, stellte Sportdirektor Michael Zorc ernüchtert fest: „Wir arbeiten Fußball.“
Das ist für BVB-Verhältnisse ebenso zu wenig wie die 16 Punkte nach neun Spielen. Einzig der Schwäche der Konkurrenz ist es zu verdanken, dass der BVB der Tabellenspitze nicht schon weit hinterherhechelt. Reus forderte „mehr Mut, mehr Zielstrebigkeit, mehr Vertrauen“. Derzeit habe man „Schwierigkeiten, Torchancen zu kreieren“.
Der verletzte Torjäger Paco Alcacer wird schmerzlich vermisst. Julian Brandt und Mario Götze im Derby strahlen nicht die Torgefahr des Spaniers aus. „Wir haben uns vorne zu wenig bewegt, zu wenig gezeigt“, kritisierte Reus vor dem Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwoch (20.45/ARD und Sky) und forderte Erfolgserlebnisse: „Mit Siegen kommt man da besser raus als mit einem 0:0.“Alcacer wird wohl auch noch gegen Gladbach fehlen, Götze hat sich auf Schalke an der Hand verletzt. Das Dortmunder Offensivproblem blieb auch Schalkes Torhüter Alexander Nübel nicht verborgen. „Es war auch schwierig für Dortmund, weil keiner im Strafraum war, der das Ding hätte reinmachen können. Es war keiner in der Box und es war keiner da, der in die Box wollte“, stellte der Schalker Kapitän verwundert fest.
Die BVB-Führung war um Ruhe bemüht. Der angezählte Trainer Lucien Favre konnte „das Ergebnis akzeptieren“, auch Lizenzspielerchef Sebastian Kehl wollte nach einem „intensiven Derby mit dem Punkt leben“. Man habe sich gewehrt, so Kehl: „Dass wir Luft nach oben haben, wissen wir. Wir müssen kleine Schritte gehen.“
Luft nach oben haben auch die Schalker in der Chancenverwertung. Rabbi Matondo ließ reihenweise Hochkaräter aus, sein Sturmpartner Guido Burgstaller war kämpferisch zwar wieder ein Vorbild, doch Torgefahr verbreitete der Österreicher kaum. Nur zwei Stürmertore in neun Spielen stimmen nachdenklich. „Wir sind einverstanden mit der Leistung, es ist ein weiterer Schritt, aber wir sind auch ein bisschen enttäuscht, weil wir das Spiel nicht gewonnen haben“, sagte Trainer David Wagner.