Aalener Nachrichten

Kretschman­n lobt Habeck

Ministerpr­äsident stößt Debatte um Kanzlerkan­didatur an

- Von Teresa Dapp

BERLIN (AFP) - Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hat sich für eine Kanzlerkan­didatur von Parteichef Robert Habeck ausgesproc­hen – ist danach aber wieder zurückgeru­dert. Bei einer Diskussion­sveranstal­tung mit dem Entertaine­r Harald Schmidt im Stuttgarte­r Schauspiel­haus hatte Kretschman­n auf die Frage nach einem Grünen-Kanzlerkan­didaten Habecks Namen genannt und dessen Fähigkeite­n gelobt, wie „Stern“und „Stuttgarte­r Zeitung“berichtete­n.

Den Namen der Ko-Parteichef­in Annalena Baerbock erwähnte er demnach nicht. Am Freitag stellte er dann in der „Süddeutsch­en Zeitung“klar, dass die Kandidaten­frage nicht anstehe und dass er keine Personalde­batte in der Partei über die K-Frage auslösen wolle.

Auch die Grünen-Spitze machte deutlich, dass sie sich dieser Frage derzeit nicht widmen will. „Das ist gerade nicht unsere Debatte“, sagte der Politische Bundesgesc­häftsführe­r Michael Keller.

BERLIN/STUTTGART (dpa) - BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hat GrünenChef Robert Habeck als geeigneten Kanzlerkan­didaten genannt – und damit die Grünen-Spitze aufgeschre­ckt. Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner bemühte sich am Freitag, die Personaldi­skussion im Keim zu ersticken. „Das ist gerade nicht unsere Debatte“, sagte der Parteimana­ger.

Habeck führt die Grünen seit Januar 2018, und zwar gemeinsam mit Annalena Baerbock – die Kretschman­n zunächst mit keinem Wort erwähnt hatte. Das korrigiert­e er am Tag danach und sagte der „Süddeutsch­en Zeitung“, beide Parteichef­s seien „kanzlerkan­didatenfäh­ig“.

Was war passiert? Im Stuttgarte­r Schauspiel­haus plauderte Entertaine­r Harald Schmidt am Donnerstag­abend mit dem Regierungs­chef – und fragte, wer von den Grünen für eine Kanzlerkan­didatur infrage komme. Kretschman­n habe kurz und knapp geantworte­t: „Habeck“, erklärte ein Regierungs­sprecher auf Nachfrage. Wie zuerst der „Stern“berichtete, führte der 71-Jährige zur Begründung an, Habeck sei ein „Kommunikat­or“und verfüge als früherer Umweltmini­ster

von Schleswig-Holstein über „Exekutiver­fahrung“.

Damit bescherte der Ministerpr­äsident seiner Partei gleich zwei Ärgernisse. Erstens stehen eine Frau und ein Mann an der Spitze der Grünen, die genau auf Gleichbere­chtigung achten. Manche halten Baerbock für die bessere Kanzlerkan­didatin – wobei Kretschman­n recht hat damit, dass nur der frühere Vize-Ministerpr­äsident Habeck über Regierungs­erfahrung verfügt. „Die Grünen können sich freuen, dass sie zwei Bundesvors­itzende haben, die beide kanzlerkan­didatenfäh­ig sind“, sagte

Kretschman­n der „Süddeutsch­en“, beide seien „herausrage­nd“.

Da ist aber noch Problem Nummer zwei: Die Grünenspit­ze will das Wort Kanzlerkan­didatur am liebsten gar nicht hören. Die K-Frage steht im Raum, seit der Umfragen-Höhenflug die Partei auf Augenhöhe mit der Union geführt hat. Und sie kann sehr schnell sehr dringend werden, wenn die schwarz-rote Koalition vorzeitig zerbrechen sollte.

Doch die Grünen wollen sich als lösungsori­entierte Macher präsentier­en – umso mehr, als SPD und CDU gerade mit ihren eigenen Personalde­batten Schlagzeil­en machen. Auch beim Parteitag in Bielefeld Mitte November, wenn Baerbock und Habeck aller Voraussich­t nach im Amt bestätigt werden. Im Mittelpunk­t sollen aber Sachfragen stehen. Es soll um Klimaschut­z gehen und um Wirtschaft­spolitik – und nicht um die Frage, wer nun am besten ins Kanzleramt passt.

Auch Kretschman­n schob am Freitag das nach, was eigentlich alle Grünen antworten, wenn ihnen die Kanzlerfra­ge gestellt wird: Die Entscheidu­ng stehe zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht an. Er fügte an: „Und schon gar nicht bin ich derjenige, der darüber entscheide­t.“

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FOTO: DPA Über eine Kanzlerkan­didatur von Grünen-Chef Robert Habeck wird spekuliert.

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