Der letzte Schrei im Kinderwagen
Aus gegebenem Anlass wollen wir heute an dieser Stelle den ehemaligen Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zitieren: „Den Tüftlerfleiß in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf“, hat der mehr greise als weise Erich Ernst Paul Honecker dereinst – zumindest so ähnlich – prophezeit. Und just in diesem Punkt müssen wir dem Oberproletarier des wahrscheinlich letzten Arbeiter- und Bauernstaats auf deutschem Boden posthum recht geben. Hat er doch bereits vor Jahrzehnten vorausgesehen, was deutsche Ingenieurskunst – nach Trabant und Wartburg – zu leisten vermag.
Neueste und wahrlich revolutionäre Entwicklung dürfte in diesem Zusammenhang der Hightech-Kinderwagen mit Elektroantrieb der Firma Bosch sein. Zwei Motoren greifen gestressten Eltern unter die lahmen Arme und bremsen sogar mit, wenn es einmal steil bergab gehen sollte. Lenkunterstützung und Spurhaltehelfer sind selbstverständlich ebenfalls an Bord. Ganz zu schweigen von einem lauten Alarmton, der dreisten Dieben das fiese Geschäft verderben soll. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass am Smartphone der Füllstand der Batterie – und vielleicht auch bald der Windel – abgelesen werden kann.
Sorge bereitet allenfalls noch das Bundesverkehrsministerium, das das rollende Wunderwägelchen ausbremsen könnte – etwa mit einem Tempolimit oder einer Gehwegmaut. Aber warum sollte ausgerechnet Minister Andreas Scheuer gelingen, was Ochs und Esel verwehrt geblieben ist? (diu)