Nur nicht die Wähler nerven
Wenn man als Partei seinen Wählern so richtig auf die Nerven gehen will, dann ist eine Personaldebatte die beste Gelegenheit. Das kann man bei der SPD besichtigen, die gerade in einem Mammutverfahren ihre neuen Parteichefs bestimmt, während die Umfragewerte immer näher an jenen Punkt heranrücken, an dem die Partei über Kanzlerkandidaten gar nicht mehr reden muss. Man kann es auch bei der Union sehen, in der die Parteivorsitzende, die noch nicht einmal ein Jahr im Amt ist, durch Dauernörgelei aus den eigenen Reihen immer stärker beschädigt wird.
Nun haben auch die Grünen ihre Debatte um die K-Frage, losgetreten von Winfried Kretschmann durch eine unbedachte Äußerung, die er schon wieder eingesammelt hat. Die Grünen können nur hoffen, dass Wortmeldungen aus der zweiten Reihe die Diskussion jetzt nicht noch weiter befeuern. Schließlich ist ihre relative Geschlossenheit – trotz der jüngsten Kampfabstimmung um den Fraktionsvorsitz im Bundestag – im Vergleich zur Konkurrenz derzeit eine ihrer Stärken.
Sollte die Partei ihren Höhenflug in den Umfragen fortsetzen, wird sie aber mittelfristig um die K-Frage nicht herumkommen. Käme das Kanzleramt auch nur entfernt in Sicht, braucht es in jedem Fall einen Kandidaten, der Wähler weit über das grüne Kernklientel ansprechen kann. Auf wen es dann hinauslaufen wird, das hat Kretschmann schon ganz richtig benannt.