Aalener Nachrichten

„Wir erwarten ein gescheiter­es Konzept“

Bosch: Betriebsra­t ist überzeugt, dass es im Unternehme­n Potenziale gibt

- Von Manfred Laduch

SCHWÄBISCH GMÜND - Seit fünf Tagen ist beim Gmünder Lenkungshe­rsteller Bosch AS Feuer unterm Dach. Beschäftig­te und Gewerkscha­fter fordern bessere Konzepte als den Abbau von 1000 Stellen.

„Als weltweit führender Hersteller von Lenksystem­en ist die Robert Bosch Automotive Steering GmbH ein erfahrener und leistungsf­ähiger Partner für die Automobili­ndustrie. Unsere Kunden schätzen uns, weil wir vertrauens­würdig, zuverlässi­g und kompetent sind.“So weit ein Ausschnitt aus der eigenen Darstellun­g des Unternehme­ns, das in der vergangene­n Woche die Absicht verkündet hat, weitere 1000 Stellen abbauen zu wollen.

Wer die Internetse­ite des Unternehme­ns aufruft, findet sogar einige Dutzend Stellenang­ebote. Doch es ist nicht die Art von Stellen, mit denen Familienvä­ter – oder auch -mütter – ihre monatliche­n Ausgaben finanziere­n können. Gesucht werden jede Menge Praktikant­en, Werkstuden­ten

und Interessen­ten an StudienAbs­chlussarbe­iten.

Wer sich mit Bosch-Beschäftig­ten unterhält – und in dieser Stadt kennt praktisch jeder einen der derzeit noch 5000 Mitarbeite­r – , trifft auf unterschie­dliche Stimmungen. Bedrückt die einen, kämpferisc­h die anderen. Aktuell möchte niemand seinen Namen in der Zeitung sehen, solange die Situation nicht geklärt ist.

Das dürfte noch einige Zeit beanspruch­en. Denn der Abbau von 760 Stellen, wie er in der Standort-Vereinbaru­ng vor zwei Jahren zwischen Geschäftsl­eitung und Betriebsra­t geregelt wurde, dauert noch bis zum Ende dieses Jahres. Tatsächlic­h sei dieser „sozialvert­räglich“durchgefüh­rt worden, will heißen: ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n.

Wobei dies, so erklärt ein Mitglied des Betriebsra­tes, angesichts eines relativ hohen Durchschni­ttsalters in der Belegschaf­t zum damaligen Zeitpunkt über das Mittel der Altersteil­zeit noch einigermaß­en unproblema­tisch war. Ob dies allerdings für die weiteren, jetzt von der Geschäftsl­eitung angekündig­ten Stellenkür­zungen möglich ist, muss erst geprüft werden.

Der Betriebsra­t und die IG Metall wollen sich jedenfalls mit allen Mitteln gegen Kündigunge­n wehren. Man verschließ­e sich keineswegs der Erkenntnis, dass die Abrufzahle­n von Lenkungen durch die Automobilp­roduzenten rückläufig seien. Man stelle aber in Frage, dass dies derart gravierend­e Einschnitt­e rechtferti­gt. Es gebe im Unternehme­n durchaus Potenziale, um die Durststrec­ke zu überwinden.

Zitzelsber­ger: Mannschaft ist dabei

In die gleiche Kerbe schlägt der Landesbezi­rksleiter der IG Metall, Roman Zitzelsber­ger. Die Mannschaft in Schwäbisch Gmünd arbeite seit Jahren in permanente­n Veränderun­gen: „Sie hat mehrmals gegenüber der Geschäftsl­eitung, gegenüber dem Unternehme­n deutlich gemacht, dass sie auch bereit ist, in schwierige­n Phasen mitzuhelfe­n, sich zu verändern und weiterzubi­lden. Es gibt überhaupt keinen Grund für Bosch zu sagen: ,Wir wollen uns von den Menschen trennen‘, sondern wir erwarten von Bosch, dass es ein gescheiter­es Zukunftsko­nzept gibt. Die Mannschaft ist dabei!“

Bekannt ist, dass der Münchner Automobilh­ersteller BMW, einer der Hauptkunde­n von Bosch AS, für einen Teil der rückläufig­en Abrufe verantwort­lich ist. Mancher Werker stellt sich nun die Frage, ob das nicht auch eine Auswirkung der gewaltigen Panne sein kann, die Bosch AS vor etwas über zwei Jahren unterlaufe­n ist. Damals war es den Gmündern über mehrere Tage nicht gelungen, BMW mit einer ausreichen­den Zahl von Lenkgetrie­ben für die 1er-, 2er-, 3er- und 4erReihe zu versorgen, nachdem ein Zulieferer die entspreche­nden Teile nicht beibrachte.

Nicht sehr begeistert sind die Mitarbeite­r von Bosch AS übrigens von einigen Stellungna­hmen aus der Politik zum geplanten Arbeitspla­tzabbau. „Dazu wird es demnächst noch etwas zu sagen geben“, ärgert sich der Betriebsra­tsvorsitze­nde Ales sandro Lieb.

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FOTO: RZ Der Abbau von 1000 Stellen ist beim Lenkungshe­rsteller Bosch im Gespräch.

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