„Wir erwarten ein gescheiteres Konzept“
Bosch: Betriebsrat ist überzeugt, dass es im Unternehmen Potenziale gibt
SCHWÄBISCH GMÜND - Seit fünf Tagen ist beim Gmünder Lenkungshersteller Bosch AS Feuer unterm Dach. Beschäftigte und Gewerkschafter fordern bessere Konzepte als den Abbau von 1000 Stellen.
„Als weltweit führender Hersteller von Lenksystemen ist die Robert Bosch Automotive Steering GmbH ein erfahrener und leistungsfähiger Partner für die Automobilindustrie. Unsere Kunden schätzen uns, weil wir vertrauenswürdig, zuverlässig und kompetent sind.“So weit ein Ausschnitt aus der eigenen Darstellung des Unternehmens, das in der vergangenen Woche die Absicht verkündet hat, weitere 1000 Stellen abbauen zu wollen.
Wer die Internetseite des Unternehmens aufruft, findet sogar einige Dutzend Stellenangebote. Doch es ist nicht die Art von Stellen, mit denen Familienväter – oder auch -mütter – ihre monatlichen Ausgaben finanzieren können. Gesucht werden jede Menge Praktikanten, Werkstudenten
und Interessenten an StudienAbschlussarbeiten.
Wer sich mit Bosch-Beschäftigten unterhält – und in dieser Stadt kennt praktisch jeder einen der derzeit noch 5000 Mitarbeiter – , trifft auf unterschiedliche Stimmungen. Bedrückt die einen, kämpferisch die anderen. Aktuell möchte niemand seinen Namen in der Zeitung sehen, solange die Situation nicht geklärt ist.
Das dürfte noch einige Zeit beanspruchen. Denn der Abbau von 760 Stellen, wie er in der Standort-Vereinbarung vor zwei Jahren zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat geregelt wurde, dauert noch bis zum Ende dieses Jahres. Tatsächlich sei dieser „sozialverträglich“durchgeführt worden, will heißen: ohne betriebsbedingte Kündigungen.
Wobei dies, so erklärt ein Mitglied des Betriebsrates, angesichts eines relativ hohen Durchschnittsalters in der Belegschaft zum damaligen Zeitpunkt über das Mittel der Altersteilzeit noch einigermaßen unproblematisch war. Ob dies allerdings für die weiteren, jetzt von der Geschäftsleitung angekündigten Stellenkürzungen möglich ist, muss erst geprüft werden.
Der Betriebsrat und die IG Metall wollen sich jedenfalls mit allen Mitteln gegen Kündigungen wehren. Man verschließe sich keineswegs der Erkenntnis, dass die Abrufzahlen von Lenkungen durch die Automobilproduzenten rückläufig seien. Man stelle aber in Frage, dass dies derart gravierende Einschnitte rechtfertigt. Es gebe im Unternehmen durchaus Potenziale, um die Durststrecke zu überwinden.
Zitzelsberger: Mannschaft ist dabei
In die gleiche Kerbe schlägt der Landesbezirksleiter der IG Metall, Roman Zitzelsberger. Die Mannschaft in Schwäbisch Gmünd arbeite seit Jahren in permanenten Veränderungen: „Sie hat mehrmals gegenüber der Geschäftsleitung, gegenüber dem Unternehmen deutlich gemacht, dass sie auch bereit ist, in schwierigen Phasen mitzuhelfen, sich zu verändern und weiterzubilden. Es gibt überhaupt keinen Grund für Bosch zu sagen: ,Wir wollen uns von den Menschen trennen‘, sondern wir erwarten von Bosch, dass es ein gescheiteres Zukunftskonzept gibt. Die Mannschaft ist dabei!“
Bekannt ist, dass der Münchner Automobilhersteller BMW, einer der Hauptkunden von Bosch AS, für einen Teil der rückläufigen Abrufe verantwortlich ist. Mancher Werker stellt sich nun die Frage, ob das nicht auch eine Auswirkung der gewaltigen Panne sein kann, die Bosch AS vor etwas über zwei Jahren unterlaufen ist. Damals war es den Gmündern über mehrere Tage nicht gelungen, BMW mit einer ausreichenden Zahl von Lenkgetrieben für die 1er-, 2er-, 3er- und 4erReihe zu versorgen, nachdem ein Zulieferer die entsprechenden Teile nicht beibrachte.
Nicht sehr begeistert sind die Mitarbeiter von Bosch AS übrigens von einigen Stellungnahmen aus der Politik zum geplanten Arbeitsplatzabbau. „Dazu wird es demnächst noch etwas zu sagen geben“, ärgert sich der Betriebsratsvorsitzende Ales sandro Lieb.