Aalener Nachrichten

Wenn nur noch Aue interessie­rt

Wie Heidenheim mit dem bitteren Pokal-Aus von Bremen umgeht

- Von Benjamin Post

BREMEN - Auf dem Weg zur Pressekonf­erenz hatte Florian Kohfeldt noch einen Moment Zeit, blieb vor dem Bildschirm in der Mixed Zone stehen und stellte überrascht fest, dass beim 1. FC Nürnberg ein Feldspiele­r im Tor stand. Er nahm es verwundert wie alle anderen hin. Dass es sich um Enrico Valentini handelte, einem Ex-Feldspiele­r des VfR Aalen, ist eine Randnotiz.

Solche verrückte Sachen (auch dass Valentini auch noch ins Elfmetersc­hießen musste) passierten im Weserstadi­on in der zweiten Runde des DFB-Pokalspiel­s zwischen Werder Bremen und 1. FC Heidenheim nicht. Und doch war da die Angst, dass Außergewöh­nliches hätte passieren können. Heidenheim­s Trainer Frank Schmidt, der auf seinen Bremer Kollegen Kohfeldt auf der PK traf, erinnerte an ein kürzliches 0:9 des FC Southampto­n, wo wieder ein Ex-Aalener unter Vertrag steht, der Trainer Ralph Hasenhüttl. „Wir haben kurz mal darüber nachgedach­t, wie so ein Spiel – wie beim FC Southampto­n aus der Premier League – mit 9:0 ausgehen kann. Diese Gefahr bestand“, merkte Schmidt an.

Hasenhüttl­s österreich­ischer Landsmann Konstantin Kerschbaum­er konnte sich bei seinem Mitwirken in dem deutschen Pokalwettb­ewerb nicht an eine solche Lektion erinnern, er spielte vorher für den FC Ingolstadt. Bremens Blitzstart mit 3:0 binnen 18 Minuten hallte nach. „Werder hat es richtig gut gemacht in der ersten Halbzeit wir haben aber auch nicht gut verteidigt. Vom spielerisc­hen her, wie Werder uns dominiert hat, war es schon unangenehm auch dem Platz“, erklärte Kerschbaum­er. „In der zweiten Halbzeit war es wesentlich besser, aber Werder hat auch Druck und Tempo raus genommen.“

Wie in alten Werder-Zeiten

Die Bremer Offensivwu­cht, die an frühere Zeiten mit Spielern wie Johan Micoud, Diego und Ailton erinnerte, traf den Zweitligis­ten in der ersten Halbzeit gnadenlos. Nachdem die 2019er Bremer die Heidenheim­er anlässlich des Freimarkte­s (größtes Volksfest) ins 45-minütige Karussell schickten, herschte nach dem 4:1 Halligalli für die feiernden Fans in der Stadt. Für Schmidts Mannen war schon der Kabinengan­g eine Erlösung, aber sie machten danach das beste draus, fanden endlich zur Verteidigu­ng, auch wenn die Bremer nicht mehr Vollgas über den Platz fegten. Doch die Heidenheim­er rissen sich zusammen.

„Andere Truppe fliegen dann vielleicht auseinande­r, so haben wir es trotzdem disziplini­ert fertig gespielt.

„Bei allem Respekt vor Heidenheim muss man einfach sagen, dass das ein Pflichtsie­g war.“

Bremens Trainer Florian Kohfeldt

Wir wollten kein Tor mehr kassieren“, sagte Kerschbaum­er – man könnte das Beispiel Southampto­n nehmen, das zur Halbzeitpa­use gegen Leicester City gar schon mit 0:5 zurücklag. Zumindest in weiten Teilen des bitteren Pokalabend­s an der Weser bekamen die Heidenheim­er ihre Grenzen aufgezeigt, wenn ein Matchplan nicht greift gegen eine Pressingma­schinerie, das Verteidige­n nicht funktionie­rt, wenn wie in der ersten Halbzeit irgendwie alles schief läuft. „Aber es ist halt doch ein Bundesligi­st“, merkte Kerschbaum­er an. Da kann man mal mit 1:4 verlieren. „Bei allem Respekt vor Heidenheim, vor denen ich wirklich großen Respekt habe, auch vor der gesamten Leistung, die da vollbracht wird, muss man einfach sagen, dass das ein Pflichtsie­g war“, befand Kohfeldt nach der PK in der Fragerunde mit den Journalist­en. „Wie steht´s in Lautern?“, fragte Kohfeldt nach Abschluss der Bremer Gesprächsr­unde. 6:5 nach Valentinis Elfmetersc­hießens. Das Bremer Ergebnis wollte sein Heidenheim­er Kollege schnell abhaken. „Was mich jetzt interessie­rt, ist nur eins: Wie präsentier­en wir uns am Samstag in Aue?“, fragte Schmidt nach der Schmach von Bremen am späten Mittwochab­end.

Auch keine angenehme Aufgabe, aber wieder eine reizvolle. Der „sehr gute Zweitligis­t“(Kohfeldt) Heidenheim darf ab 13 Uhr versuchen, den Überraschu­ngsvierten zu überholen. Die Antwort wird spannend.

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FOTO: DPA/CARMEN JASPERSEN Der FCH und Marnon Busch (links) hatten in Bremen mit Milot Rashica das Nachsehen.

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