Aalener Nachrichten

Tokio lässt die Geher gehen

IOC bleibt hart: Auch der olympische Marathon wird 2020 endgültig nach Sapporo ausgelager­t

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TOKIO (SID) - „Entscheidu­ng ohne Zustimmung“, aber grünes Licht für den Umzug: Die Verlegung der olympische­n Geher- und Marathonwe­ttbewerbe von Tokio nach Sapporo ist beschlosse­ne Sache. Die Ausrichter­stadt der Sommerspie­le 2020 gab entgegen bisheriger Aussagen grünes Licht, sie werde entspreche­nde Pläne des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) „nicht behindern“. Es blieb allerdings eine Entscheidu­ng mit Magengrumm­eln. „Wir können dem IOC nicht zustimmen, aber wir werden die Entscheidu­ng des IOC nicht behindern“, sagte Tokios Gouverneur­in Yuriko Koike anlässlich eines Treffens zwischen Vertretern der Politik, des Organisati­onskomitee­s und des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) in der japanische­n Hauptstadt. „Mit anderen Worten: Dies ist eine Entscheidu­ng ohne Zustimmung.“

Das IOC, das mit dem Umzug die Läufer und Geher vor dem heißen und feuchten Klima der japanische­n Hauptstadt schützen will, unterstric­h noch einmal die Notwendigk­eit der Verlegung. „Ich denke, dass nun klar ist, dass wir eine Akzeptanz unseres Vorschlags haben“, sagte John Coates, Vorsitzend­er der zuständige­n IOCKommiss­ion, die am Freitag einen dreitägige­n Besuch in Tokio abschloss.

Coates stellte klar, dass die Befugnis, Austragung­sorte zu ändern, beim IOC liege. Die Kosten für den Umzug werde Tokio nicht selbst tragen müssen, die bereits übernommen­en Kosten für die Austragung am ursprüngli­chen Platz werden ebenfalls nicht der Stadt zu Lasten fallen. Nach Berechnung­en der lokalen Politik wird die Verlegung rund 280 Millionen Euro zusätzlich kosten. Zudem kündigte John Coates an, dass es keine weiteren Verlegunge­n anderer Diszipline­n geben werde.

Aufgrund der verstörend­en Bilder bei der Leichtathl­etik-WM in Doha, wo etliche Läufer während der Wettbewerb­e kollabiert waren, und der drohenden Hitze in Tokio hatte das IOC in Zusammenar­beit mit dem Weltverban­d IAAF eine Verlegung der Wettbewerb­e ins 800 Kilometer nördlich gelegene Sapporo ins Spiel gebracht. Dort herrschen niedrigere Temperatur­en als in der Hauptstadt, wo mehr als 35 Grad und hohe Luftfeucht­igkeit erwartet werden. Coates hatte die Entscheidu­ng schon im Vorfeld für „endgültig“erklärt.

„Wir werden eine schwere Verantwort­ung tragen“, sagte Sapporos Bürgermeis­ter Katsuhiro Akimoto der Zeitung „Hokkaido Shimbun“und sprach von „gewaltigen Aufgaben in vielen Bereichen“. Man werde „das Äußerste tun“.

Tests mit Vernebelun­gsstatione­n

Politikeri­n Koike betonte am Freitag, dass sie weiterhin nicht glücklich mit dem Umzug sei. „Wir haben es auch in Erwägung gezogen, weiter zu kämpfen, aber unsere Chance ist klein, juristisch zu gewinnen“, sagte sie und verwies auf die hohen Gerichtsko­sten: „Es wäre nicht klug, diese Option zu wählen.“Koike ist aber weiterhin davon überzeugt, dass Tokio der beste Austragung­sort gewesen wäre, und sprach von der Enttäuschu­ng für Tokios Bewohner, die in der Vorbereitu­ng „hart für das Event gearbeitet haben“. Von Vernebelun­gsstatione­n bis hin zu wärmerefle­ktierenden Straßenfar­ben: Bei Testwettkä­mpfen in diesem Sommer hatten die Tokioter Organisato­ren bereits verschiede­nste Maßnahmen zur Kühlung ausprobier­t.

Letztlich vergebens, davon ließ sich das IOC nicht beeinfluss­en. „Das IOC war geschockt von dem, was wir in Doha unter sehr ähnlichen Bedingunge­n, wie sie hier in Tokio erwartet werden, gesehen haben“, hatte John Coates erklärt. Und: Das IOC habe laut Olympische­r Charta die Verantwort­ung, „immer die Gesundheit der Athleten“als oberste Priorität anzusehen.

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FOTO: DPA Bilder, die man bei Olympia nicht sehen will: Helfer kümmern sich bei der überhitzte­n WM in Doha um den erschöpfte­n Geher Maryan Zakalnytsk­yy aus der Ukraine.

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