Aalener Nachrichten

(K)Ein Spiel wie jedes andere

Das erste Bundesliga-Derby in Neu-Ulm wird für Meister Ochsenhaus­en ein harter Prüfstein

- Von Jürgen Schattmann

OCHSENHAUS­EN/NEU-ULM - Dmitrij Mazunov, Trainer des deutschen Tischtenni­s-Doublesieg­ers TTF Liebherr Ochsenhaus­en, wohnt quasi zwischen den Fronten. 18 Kilometer sind es von seinem Wohnort Orsenhause­n nach Ochsenhaus­en, 20 nach NeuUlm, wo am Sonntag (15 Uhr) in der Ratiopharm-Arena das erste Derby in der Tischtenni­s-Bundesliga zwischen dem ortsansäss­igen TTC und den TTF ansteht. Und doch ist das Derby für ihn kein besonderes Spiel: „Da fehlt noch die Tradition. Aber eins ist klar: Wir wollen gewinnen.“

Bereits im Pokal sind sich die Clubs begegnet, der derzeitige Branchenfü­hrer setzte sich knapp mit 3:2 beim Neuling durch. Diesmal dürfte es nicht einfacher werden, denn die Neu-Ulmer haben es tatsächlic­h geschafft, eines der größten Talente im Welttischt­ennis zu verpflicht­en: Den 19-jährigen Südkoreane­r An Jaehyun, der im Mai noch Nr. 157 der Weltrangli­ste war, ehe er zuerst ein internes Qualiturni­er gewann, dann die Vorrunde überstand und schließlic­h WM-Dritter wurde. Eine Sensation, mit der er plötzlich für die Tischtenni­s-Welt interessan­t wurde, zumindest für die solvente – und da TTC-Chef Florian Ebner zur solventen Welt gehört, schlug er zu.

Pikanterwe­ise hat An auch schon in der TTF-Akademie LMC gastiert, Mazunov kennt ihn also gut und hat Respekt vor ihm: „Er ist schnell, hat eine starke Vorhand, gute Aufschläge und einen chinesisch­en Belag. Wenn er einen Lauf hat, ist er gefährlich.“Bisher allerdings hatte An gewisse Anlaufprob­leme: Zwar gewann er zwei von drei Matches, allerdings eher knapp, und so könnte es auch gut sein, dass Tiago Apolonia am Sonntag die Nr. 1 der Ulmer ist. Immerhin ist der Portugiese mit seiner 10:4-Bilanz derzeit die Nr. 3 der Liga. „Auch Viktor Brodd, die Nr. 3 der Ulmer, muss man erst mal schlagen. Wir sind in jedem Fall gewarnt, das wird ein schweres Spiel. Wären die Ulmer schon zu Beginn der Runde so aufgestell­t gewesen, hätten sie die Play-offs erreichen können.“

So haben die Ulmer vier Zähler Rückstand – aber immerhin schon sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsrä­nge. Auf den Plätzen eins bis vier dagegen finden sich die üblichen Verdächtig­en, unter anderem die TTF, die zuletzt wettbewerb­sübergreif­end acht Siege in Folge feierten – auch, weil Mazunov ein neues Überraschu­ngsdoppel gefunden hat. Er stellte den 18-jährigen Russen Vladimir Sidorenko an die Seite von Routinier Stefan Fegerl, und das klappte zweimal so gut, dass die beiden im Fall der Fälle auch am Sonntag eine Chance bekommen dürften. „Vladimir ist Linkshände­r, Stefan Rechtshänd­er, das ist natürlich prinzipiel­l schon gut. Stefan kann Spiele lesen, und als ich ihn fragte, ob das klappen kann mit dem Jungen, hatte er ein gutes Gefühl. Aber das bedeutet nicht, dass wir nun immer so spielen. Wir haben fünf super Doppelspie­ler.“Und damit einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Außerdem haben die TTF einen relativ euphorisch­en Spitzenman­n im Team. Hugo Calderano, Nr. 6 der Welt, kam gerade aus Lima zurück, wo er sich mit Brasilien für Olympia 2020 in Tokio qualifizie­rte. „Er ist fit und sieht gut aus“, sagt Mazunov, auf Instagram postete Calderano trotz Jetlag bereits wieder lustige Videos, in denen er Faszienrol­len so auf den Boden wirft, dass sie hochspring­en und stehen bleiben. Muss man auch erst mal schaffen.

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FOTO: ROSCHER Dmitrij Mazunov

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