Bei den besten Fans der Liga
Bayern-Trainer Niko Kovac sorgt mit seinem Lob für die Frankfurt-Anhänger für Erstaunen
MÜNCHEN (SID/dpa) - Vielleicht hätte es sich Niko Kovac ersparen sollen, über die „besten Fans der Liga“zu reden – und damit nicht die Anhänger von Bayern München zu loben, sondern jene von Eintracht Frankfurt. Als ob er nicht schon genug Probleme hätte beim deutschen Rekordmeister, schuf sich der Trainer mit seiner ehrlichen Aussage ein weiteres – und noch dazu vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky und ZDF) in Frankfurt. Kovac aber gab sich allen Schwierigkeiten zum Trotz standhaft.
Ausschweifend erklärte der ExFrankfurter Trainer am Donnerstag, warum er die Fans an seinem alten Arbeitsplatz so gut findet. Er habe das Lob auf die drei Qualifikationsspiele der Eintracht für die Europa League bezogen, sagte Kovac und betonte: „Ich finde, das ist nichts Verwerfliches.“Klar, der FC Bayern habe „auch klasse Fans“, und er wisse auch, wie wichtig die Fans „für mich persönlich“sind, aber: „Das, was ich in den drei Spielen gesehen habe, war schon toll.“
Die Anhänger der Münchner werden das anders sehen, Kovac aber will weiter seine Meinung sagen – wie er auf Nachfrage zum Thema Ehrlichkeit im Fußball betonte. „Ich werde mich und meine Person und meinen Charakter nicht ändern“, gab er zu verstehen, „wenn die Ehrlichkeit in der heutigen Zeit nicht mehr erwünscht ist, dann können wir alle einpacken, und dann haben die anderen, die anders sind, bessere Chancen, besser wegzukommen. Da bin ich der Falsche.“
Uli Hoeneß schützt Kovac
Damit künftig keine Missverständnisse aufkommen, will sich Kovac aber anpassen. „Vielleicht“, sagte er, „muss ich klarer sein in meinen Aussagen, vielleicht darf ich nicht mehr so in Metaphern oder wie ein Dichter reden.“Den Plan setzte er auch gleich um: Unmissverständlich räumte Kovac ein, dass beim FC Bayern auf dem Feld einiges im Argen liegt. „Es stimmt im Moment nicht, das ist nicht wegzudiskutieren“, sagte er. Und er glaubt auch zu wissen, warum. Als Hauptgrund für die mauen Leistungen, etwa beim gruseligen 2:1 im Pokalspiel
beim VfL Bochum, hat Kovac die bisweilen zu sorglose Einstellung ausgemacht. Es sei ja schon zu beobachten, stellte er fest, dass seine Spieler zu Beginn eines Spiels „nicht da sind“, heißt: Sie handeln nicht konzentriert und entschlossen genug, obwohl er und sein Trainerteam ständig „absolute Konzentration“und „vollen Fokus“anmahnten.
Kovac fordert eine Rückkehr zu den Grundtugenden: „Du brauchst ein gutes Gefühl, um in ein Spiel reinzukommen.“Das heißt für den Trainer: die Zweikämpfe annehmen, die Zweikämpfe gewinnen, und bitte: „Keine Zaubersachen.“Anders formuliert: Erst solle die Mannschaft einfach spielen und sich damit die Sicherheit holen, denn, behauptet Kovac, „wenn man es einfach hält, wird man auch erfolgreich sein“. Also auch da: „einfach back to the roots“, das mit der Ästhetik komme dann später.
Die letzten Spiele haben freilich den Verdacht aufkommen lassen, als verstünde die Mannschaft nicht, was Kovac will. „Ich meine nicht, dass meine Mannschaft gegen mich arbeitet oder nicht für mich arbeitet“, behauptete der Trainer. Es sei aber schon so, dass das mit der Umsetzung seiner Vorgaben nicht klappe: Was er vorgebe, „müssen die Spieler auf dem Platz hinbekommen“, doch „die Jungs setzen es im Moment nicht so um“.
Auch Präsident Uli Hoeneß meldete sich zu Wort: Wir „jammern hier auf hohem Niveau. Wir sind in der Champions League ungeschlagen, in der
Meisterschaft dabei. Eines sage ich Ihnen: Die Langeweile in der Bundesliga kommt noch früh genug“, sagte er zur „Abendzeitung“. Die Kritik von Torhüter Manuel Neuer findet er super: „Ich finde es prima, wenn der Kapitän das so deutlich anspricht“, sagte Hoeneß, „denn man sollte aufhören, immer nur auf den Trainer einzuhauen, die schlechten Spiele macht nicht der Trainer, sondern die Mannschaft.“
Frankfurt will die Negativserie gegen den Meister beenden. „Wir werden mit unseren Möglichkeiten alles versuchen, den Bayern mehr als Paroli zu bieten, damit es anders aussieht als in den letzten Spielen“, sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter. Die Hessen sind seit 16 Bundesligapartien gegen Bayern ohne Sieg. 3. Liga (14. Spieltag): FSV Zwickau – SGSf Großaspach 0:1 (0:0) Regionalliga Südwest (16. Spieltag): Kickers Offenbach – Bayern Alzenau 0:2 (0:0). Regionalliga Bayern (18. Spieltag): FC Memmingen – FV Illertissen 1:1 (0:1). Oberliga Baden-Württembg. (14. Spieltag): Neckarsulmer SU – FSV Bissingen 1:2 (0:1), SV Oberachern – Göppinger SV 1:1 (1:0).