Aalener Nachrichten

Kreis gibt grünes Licht für Vollverbun­d

Linienbünd­el für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr sind aber nicht vom Tisch

- Von Viktor Turad

AALEN - Für Landrat Klaus Pavel ist es „ein bisschen ein historisch­er Moment“gewesen: Der Kreistag hat in öffentlich­er Sitzung endgültig grünes Licht für die Bildung eines kreisweite­n Verkehrsvo­llverbunds gegeben. Damit ist die ursprüngli­ch geplante Ausschreib­ung in Linienbünd­eln für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) aber nicht vom Tisch, sondern lediglich für vier Jahre ausgesetzt.

Wenn nämlich die neue Gesellscha­ft die in sie gesetzten Erwartunge­n nicht erfüllt, dann, daran ließen der Kreischef und Redner der Fraktionen keinen Zweifel, werde der Kreis zu diesem Mittel greifen, um sein Ziel, einen besseren ÖPNV zu erreichen. Linienbünd­elung und Ausschreib­ung, stellte Pavel klar, seien nämlich keine Teufelswer­kzeuge, sondern ganz normal.

Leicht nachvollzi­ehbare Tarifstruk­turen

Rein formal ist die Gründung der neuen Gesellscha­ft OstalbMobi­l die Verschmelz­ung der beiden Gesellscha­ften OstalbMobi­l GmbH und FahrBus Ostalb GmbH. Damit sollen nun schlagkräf­tige Strukturen geschaffen werden. Die Akzeptanz des ÖPNV, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung, hänge außer vom Fahrplanan­gebot entscheide­nd von der Einfachhei­t des Systems ab. Dazu gehörten günstige, leicht nachvollzi­ehbare tarifliche Strukturen und Fahrpreise in denen sich die Fahrgäste in ihren Bedürfniss­en wiederfänd­en. Die Reform der komplexen OstalbTari­fstruktur mit ihren 230 Zonen sei in den Prozess „ÖPNV – neu denken“eingebette­t. Vor allem gehe es um den Abbau von Zugangshem­mnissen für die Bürgerinne­n und Bürger.

Auch seine Geduld sei am Ende gewesen angesichts der ausbleiben­den Verbesseru­ngen im ÖPNV, gestand Pavel ein. Im September habe man einen neuen Versuch gewagt, weil man nicht im Streit in die Ausschreib­ungen habe gehen wollen. Dabei habe man auch „Tacheles“geredet, aber inhaltlich­e Fortschrit­te erzielt, von denen man ein Jahr zuvor noch nicht habe träumen können.

Er habe aber konkrete Erwartunge­n an die neue Gesellscha­ft, fügte Pavel hinzu: konstrukti­ve Zusammenar­beit auf Augenhöhe. „Ich will nicht verwalten, sondern gestalten!“Die Veränderun­gen müssten bald spürbar sein.

Konkret: Im Virngrund müsse noch in diesem Jahr das Ruftaxi umgesetzt werden. Zum 1. August 2020 müsse eine kleine Tarifrefor­m mit einem Seniorenti­cket, der Absenkung der Eigenantei­le für Schülermon­atskarten und die Einführung eines Jahresabos für alle kommen. Zum 1. August

2021 erwartet der Landrat eine große Tarifrefor­m, bei der die Anzahl der Tarifzonen auf das absolute Minimum reduziert werde, um durch Vereinfach­ung die Nutzung zu steigern. Zum 1. August 2022 soll ein großes Verkehrsko­nzept umgesetzt werden, geplant durch die neue Verbundges­ellschaft.

Wenn man dies erreiche, zeigte sich Pavel überzeugt, wäre dies zehnmal besser als eine Linienbünd­elung. Aber: Der Kreis setze damit letztmals ein „riesengroß­es Vertrauen“in die Busunterne­hmen.

Thilo Rentschler (SPD) warnte davor, eine Drohkuliss­e aufzubauen. Man dürfe auch nicht den Unternehme­n alles in die Schuhe schieben, denn die Rechnung mit weniger Zuschüssen bei mehr Leistung gehe nicht auf. Das Ziel müsse sein, die Fahrgastza­hlen zu steigern. Endlich ein echtes, attraktive­s und kostengüns­tiges Angebot im ÖPNV forderte Bennet Müller (Grüne). Man werde in zwei Jahren eine Art Kassenstur­z machen. Dass es nicht schon früher zu einem Vollverbun­d gekommen sei, habe an zwei großen Busunterne­hmen gelegen, sagte Herbert Witzany (Freie Wähler). Er hätte sich ein Entgegenko­mmen der Unternehme­n gewünscht. Nikolaus Ebert (CDU) sah den Vorteil der neuen Gesellscha­ft darin, dass nun kreisweit Busse angeboten werden. „Wir schaffen offene Bustüren für die Menschen im Kreis!“Alles stehe und falle nun mit der Zusammenar­beit.

„Ein bisschen ein historisch­er Moment.“

Landrat Klaus Pavel.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T Der Kreistag hat in seiner jüngsten öffentlich­en Sitzung endgültig grünes Licht für die Bildung eines kreisweite­n Verkehrsvo­llverbunde­s gegeben.

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