Kreis gibt grünes Licht für Vollverbund
Linienbündel für den Öffentlichen Personennahverkehr sind aber nicht vom Tisch
AALEN - Für Landrat Klaus Pavel ist es „ein bisschen ein historischer Moment“gewesen: Der Kreistag hat in öffentlicher Sitzung endgültig grünes Licht für die Bildung eines kreisweiten Verkehrsvollverbunds gegeben. Damit ist die ursprünglich geplante Ausschreibung in Linienbündeln für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aber nicht vom Tisch, sondern lediglich für vier Jahre ausgesetzt.
Wenn nämlich die neue Gesellschaft die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, dann, daran ließen der Kreischef und Redner der Fraktionen keinen Zweifel, werde der Kreis zu diesem Mittel greifen, um sein Ziel, einen besseren ÖPNV zu erreichen. Linienbündelung und Ausschreibung, stellte Pavel klar, seien nämlich keine Teufelswerkzeuge, sondern ganz normal.
Leicht nachvollziehbare Tarifstrukturen
Rein formal ist die Gründung der neuen Gesellschaft OstalbMobil die Verschmelzung der beiden Gesellschaften OstalbMobil GmbH und FahrBus Ostalb GmbH. Damit sollen nun schlagkräftige Strukturen geschaffen werden. Die Akzeptanz des ÖPNV, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung, hänge außer vom Fahrplanangebot entscheidend von der Einfachheit des Systems ab. Dazu gehörten günstige, leicht nachvollziehbare tarifliche Strukturen und Fahrpreise in denen sich die Fahrgäste in ihren Bedürfnissen wiederfänden. Die Reform der komplexen OstalbTarifstruktur mit ihren 230 Zonen sei in den Prozess „ÖPNV – neu denken“eingebettet. Vor allem gehe es um den Abbau von Zugangshemmnissen für die Bürgerinnen und Bürger.
Auch seine Geduld sei am Ende gewesen angesichts der ausbleibenden Verbesserungen im ÖPNV, gestand Pavel ein. Im September habe man einen neuen Versuch gewagt, weil man nicht im Streit in die Ausschreibungen habe gehen wollen. Dabei habe man auch „Tacheles“geredet, aber inhaltliche Fortschritte erzielt, von denen man ein Jahr zuvor noch nicht habe träumen können.
Er habe aber konkrete Erwartungen an die neue Gesellschaft, fügte Pavel hinzu: konstruktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Ich will nicht verwalten, sondern gestalten!“Die Veränderungen müssten bald spürbar sein.
Konkret: Im Virngrund müsse noch in diesem Jahr das Ruftaxi umgesetzt werden. Zum 1. August 2020 müsse eine kleine Tarifreform mit einem Seniorenticket, der Absenkung der Eigenanteile für Schülermonatskarten und die Einführung eines Jahresabos für alle kommen. Zum 1. August
2021 erwartet der Landrat eine große Tarifreform, bei der die Anzahl der Tarifzonen auf das absolute Minimum reduziert werde, um durch Vereinfachung die Nutzung zu steigern. Zum 1. August 2022 soll ein großes Verkehrskonzept umgesetzt werden, geplant durch die neue Verbundgesellschaft.
Wenn man dies erreiche, zeigte sich Pavel überzeugt, wäre dies zehnmal besser als eine Linienbündelung. Aber: Der Kreis setze damit letztmals ein „riesengroßes Vertrauen“in die Busunternehmen.
Thilo Rentschler (SPD) warnte davor, eine Drohkulisse aufzubauen. Man dürfe auch nicht den Unternehmen alles in die Schuhe schieben, denn die Rechnung mit weniger Zuschüssen bei mehr Leistung gehe nicht auf. Das Ziel müsse sein, die Fahrgastzahlen zu steigern. Endlich ein echtes, attraktives und kostengünstiges Angebot im ÖPNV forderte Bennet Müller (Grüne). Man werde in zwei Jahren eine Art Kassensturz machen. Dass es nicht schon früher zu einem Vollverbund gekommen sei, habe an zwei großen Busunternehmen gelegen, sagte Herbert Witzany (Freie Wähler). Er hätte sich ein Entgegenkommen der Unternehmen gewünscht. Nikolaus Ebert (CDU) sah den Vorteil der neuen Gesellschaft darin, dass nun kreisweit Busse angeboten werden. „Wir schaffen offene Bustüren für die Menschen im Kreis!“Alles stehe und falle nun mit der Zusammenarbeit.
„Ein bisschen ein historischer Moment.“
Landrat Klaus Pavel.