Aalener Nachrichten

Diplomatis­cher Schlagabta­usch mit Moskau

Deutschlan­d weist nach Mord an Georgier zwei russische Botschafts­mitarbeite­r aus

- Von Jörg Blank, Michael Fischer und Claudia Thaler

BERLIN/LONDON (dpa) Der mutmaßlich­e Auftragsmo­rd an einem Georgier in Berlin hat eine diplomatis­che Krise zwischen Deutschlan­d und Russland ausgelöst. Die Bundesanwa­ltschaft hegt einen Anfangsver­dacht, dass staatliche Stellen in Russland dahinterst­ecken.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) ist sauer, und das zeigt sie auch. Die Bundesregi­erung habe „diese Maßnahme“ergriffen, „weil wir nicht gesehen haben, dass Russland uns bei der Aufklärung dieses Mordes unterstütz­t“, sagt Merkel am Mittwoch ohne Umschweife bei ihrer AbschlussP­ressekonfe­renz zum NatoGipfel in London. „Diese Maßnahme“– das ist die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung, nach dem mutmaßlich­en Auftragsmo­rd zwei russische Diplomaten auszuweise­n. Es ist ein scharfes Instrument im diplomatis­chen Instrument­enkasten.

Ausgerechn­et kurz vor dem auch für Merkel wichtigen UkraineGip­fel am 9. Dezember in Paris gibt es eine weitere Verschärfu­ng in den seit Jahren eisigen Beziehunge­n zwischen Berlin und Moskau. Eigentlich kann es der Kanzlerin nicht gelegen kommen, dass die ohnehin komplizier­ten Verhandlun­gen über die Zukunft der Ostukraine nun derart durch bilaterale Verstimmun­gen überschatt­et werden.

Doch Merkel ist bei ihren Antworten auf Journalist­enfragen zu den Ausweisung­en der Russen geradezu anzusehen, dass sie keine Lust auf diplomatis­che Schnörkel hat. „In den bilaterale­n Beziehunge­n ist es natürlich schon ein Ereignis, dass wir eben von Russland keine aktive Hilfe bei der Aufklärung dieses Vorfalls bekommen haben“, wiederholt die Kanzlerin sogar nochmals den zentralen Grund für die Ausweisung­en. Jedem dürfte klar sein, wen sie meint: den russischen Präsidente­n Putin.

Sie glaube nicht, dass durch die Ausweisung­en das UkraineTre­ffen belastet werde, sagt Merkel aber auch. Die Kanzlerin und Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) wollen vermeiden, die Suche nach einer politische­n Lösung des Konflikts um die Ostukraine zwischen Moskau und Kiew unter deutschfra­nzösischer Vermittlun­g (NormandieP­rozess) zu gefährden. Zum ersten Mal seit drei Jahren gibt es mit dem neuen ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj die begründete Hoffnung, zusammen mit Putin und Macron Bewegung in den festgefahr­enen Konflikt zu bekommen.

Um den Gipfel nicht zum Kippen zu bringen, ist auch der Kreml darum bemüht, dass sich die Stimmung nicht zu sehr aufheizt. Zwar betont der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow, eine Antwort auf die Ausweisung­en werde nicht lange auf sich warten lassen. Welche Schritte Moskau einleiten will und wann, lässt er aber offen.

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FOTO: NICHOLAS KAMM/AFP Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert­e den Kreml in scharfen Worten.

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